Notre-Dame de la Garde – "Die gute Mutter"
- Geschrieben von Portal Editor
Der heutige Tag begann mit einer Entscheidung, die sich im Nachhinein als durchaus richtig zeigte: die Fahrt mit der Touristenbahn hinauf auf den lediglich 161 Meter hohen Hügel La Garde, wo es eine so perfekte Aussicht auf Marseille geben soll und natürlich auch die Marien-Wallfahrtskirche Notre Dame de la Garde zu besichtigen gilt.
Nicht, dass es zu heiß war, um durch die engen Gassen der Stadt hinauf auf den Hügel zu wandern, denn vom Hafen La Vieux Port sind es nur 1,3 Kilometer bis zur Kathedrale. Wir wollten später zum Strand Plage des Catalans und nutzten so die Touristenbahn, die den Strandbereich passierte. Auf diese Art und Weise, so unsere Gedanken, konnten wir bereits einen ersten Eindruck des Strandgeländes gewinnen. Nicht so berauschend, wie wir dann etwas später sehen durften.
Touristenbahn „Les Petits Trains de Marseille“
Die Touristenbahn „Les Petits Trains de Marseille“ startet am Quai du Port, etwa in Höhe des alten Rathauses und umrundet dann das Hafenbecken entlang des Strandes Plage des Catalans bis etwa La Corniche Kennedy, wo es links ab durch recht enge Gassen hinauf zum Hügel La Garde geht. Auf dem etwa dreieckigen Felsplateau des Hügels La Garde, der später der Kirche den Beinamen gab, ließ ein Marseiller Priester Pierre im Jahr 1214 eine kleine Marienkapelle errichten. Sie fasste, auch nach einer Erweiterung von 1477, nicht mehr als 60 Personen. Ab 1524 ließ Franz I., gleichzeitig mit der Inselfestung Château d’If, den La-Garde-Hügel zu einer militärischen Fortifikation ausbauen. Die Marienkapelle, nun innerhalb der Befestigungsanlage, blieb über eine Zugbrücke für zivile Besucher zugänglich. Die Zahl der Pilger nahm beständig zu, denn seit etwa 1600 war Notre-Dame de la Garde auch Bitt- und Dankeskirche der Seeleute.
Notre Dame de la Garde – eine Wallfahrtskirche
Notre-Dame de la Garde, im Volksmund La Bonne Mère – „die gute Mutter“ genannt, ist eine Marien-Wallfahrtskirche. Sie wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht, was wir nur bestätigen können, denn auch an unserem Besuchstag gab es dichtes Gedränge dazu die eine oder andere Andacht, so dass die Besucher lange auf Einlass warten mussten. Parkende Autos überall, dazwischen kontinuierlich eintreffende Touristenbahnen, die jeweils etwa 50 Gäste brachten. Von den Bussen ganz zu schweigen. Das neuromanisch-byzantinische Gotteshaus wurde an der Stelle einer mittelalterlichen Kapelle ab 1853 nach Plänen von Henri-Jacques Espérandieu erbaut und am 4. Juni 1864 durch den Kurienkardinal Clément Villecourt geweiht. Der Bau musste wegen Geldmangels mehrfach unterbrochen werden. 1861 war die in den Felsen gehauene Krypta fertiggestellt.
Die Basilika ist nach Südosten ausgerichtet. Im Nordwesten befindet sich, oberhalb der Doppeltreppenanlage, die zur Stadt hinunterführt, der quadratische, Statuen bekrönte Glockenturm mit dem Hauptportal. Die Maße der Kirche sind verhältnismäßig bescheiden, so beträgt die äußere Länge nur 52,50 m, die äußere Breite nur 16,80 m. Der Turm ist bis zur Engelsgalerie 41 m hoch. Mit der Marienfigur und der Laterne, die sie trägt, erreicht er eine Höhe von 65 m.
Bei der feierlichen Weihe der Oberkirche, die Kardinal Villecourt im Juni 1864 in Anwesenheit von 41 Bischöfen vornahm, war der Glockenturm noch unvollendet. Erst 1866 fand die große Glocke Marie-Joséphine dort ihren Platz. Es folgte die Anfertigung und Aufstellung der 11,20 m hohen Marienstatue auf der Turmspitze, ein Entwurf von Eugène-Louis Lequesne, ausgeführt von der Firma Christofle als feuervergoldete Galvanoplastik. Sie war 1870 vollendet.
Im Inneren der Kathedrale beeindruckt vor allem der reiche figürliche und ornamentale Mosaikenschmuck auf Goldgrund, der sich an Vorbildern aus Ravenna und Rom orientiert. Für uns einmal mehr zu viel Prunk und Pracht, wo es doch so viel Hunger und Elend auf der Welt gibt. Aber auch diesbezüglich gibt es andere Auffassungen. Die Mosaiken bedecken die gesamte Apsis, die Vierungs- und die Langhauskuppeln sowie die Seitenkapellen. In der Oberkirche und in der Krypta befinden sich insgesamt fünf Marienstatuen aus verschiedenen Epochen und Materialien, außerdem weitere Heiligenstatuen, die von Joseph Marius Ramus geschaffen wurden. Zur Ausstattung gehören auch die zahlreichen Votivgaben, die von Gebetserhörungen erzählen.
Aus Sicht der Architektur und der Statik ist die Basilika eine Wandpfeilerkirche auf rechteckigem Grundriss.
Das Hauptschiff umfasst drei Joche, die statt von Seitenschiffen von Kapellen flankiert und mit flachen, unter dem Satteldach verborgenen Kuppeln überwölbt sind.
Die von außen sichtbare Hauptkuppel auf oktogonalem Tambour steht über einer nur angedeuteten Vierung, an die sich unmittelbar die Apsis anschließt.
Das Mauerwerk besteht außen und innen aus farblich kontrastierenden Schichten, die wesentlich zum orientalischen Charakter des Gebäudes beitragen.
Französische Revolution beendet mittelalterliches Gnadenbild
Während der Französischen Revolution verlor die Kirche ihr mittelalterliches Gnadenbild, die gesamte Einrichtung und die Glocken. Erst im Jahr 1807 wurde sie wieder für den Gottesdienst geöffnet und nach und nach restauriert. 1837 schuf Jean-Baptiste Chanuel eine neue große Silberstatue der Muttergottes mit dem Kind, die heute in der neuen Basilika über dem Hauptaltar steht. 1845 erhielt die kleine Bergkapelle eine gewaltige Glocke, genannt Marie-Joséphine, 8234 kg schwer, für die ein eigener Glockenturm errichtet wurde.
1851 schließlich stellte der Rektor von Notre-Dame beim Kriegsministerium in Paris den Antrag, anstelle des alten Kirchleins innerhalb der Militäranlage einen größeren Neubau mit einem hohen Turm errichten zu dürfen. Die Genehmigung wurde erteilt, und nachdem die Entscheidung für den erst 23-jährigen protestantischen Architekten Espérandieu und für seinen romano-byzantinischen Entwurf gefallen war – der Konkurrenzentwurf sah neugotische Formen vor –, wurde am 11. September 1853 durch Bischof Eugène de Mazenod der Grundstein des Baus in seiner jetzigen Form gelegt.
Während des Ersten Weltkriegs wurde deutlich, dass die Bastionen von La Garde keinen militärischen Wert mehr hatten. Nach langjährigen Verhandlungen mit dem Kriegsministerium konnte die Erzdiözese Marseille die gesamte Anlage kaufen und für ihre Zwecke umbauen.
Im Juni 1931, zur 1500-Jahr-Feier des Konzils von Ephesus mit der Theotokos-Proklamation, wurde die silberne Marienstatue von Chanuel im Auftrag Papst Pius‘ XI. durch Kardinal Louis-Joseph Maurin in Anwesenheit von 49 Bischöfen und 300.000 Gläubigen gekrönt.
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