Wels - Reste der römischen Stadtmauer Schubertstraße

Wels - Reste der römischen Stadtmauer in der Schubertstraße

Es war zunächst nur eine Schautafel am Ufer der Traun, die uns auf die römische Vergangenheit der modernen Stadt Wels aufmerksam machte. Einst eine kleine Siedlung, entwickelte sich der Ort Ovilava zu einem wichtigen Stützpunkt und Außenposten des Römischen Reiches.

Unter Kaiser Hadrian wurde das damalige Ovilava zu einer Stadt, im Römischen mit „municipium“ bezeichnet, erhoben. Das bebaute Gebiet schloss das Gebiet von der Traun bis zur Höhe des heutigen Kaiser-Josef-Platzes ein. Es gab bereits Häuser aus Ziegeln, verschiedene Dampfbäder, eine Arena sowie ein Bewässerungssystem, das Wasser vom jenseits der Traun liegenden Reinberg in die Stadt brachte.

In der Folge wurde Wels (Ovilava) unter Kaiser Caracalla zu einer Großstadt, von den Römern mit „colonia“ bezeichnet. Aufgrund der drohenden Alemannengefahr wurde die Stadt erweitert, mit einer massiven Stadtmauer umgeben – das Gebiet war bereits etwa 90 ha groß – und eine Straße von Passau der Donau entlang gebaut. Die antike Römerstraße (parallel zur Traun) verlief oberhalb von Sumpf und Überschwemmungsgefahr am Hang des Reinbergs, später dichtbebautes Teilstück der hier sehr engen ehemaligen Pyhrn-Bundesstraße, etwa am Schloss, an dem die Bruckhofstraße abzweigt. Sicher ist, dass sechs Türme und eine Toranlage in die Mauern integriert waren, die von der Burg angefangen der Westbahn entlang und über die Feldgasse zurück Richtung Traunufer gebaut war.

Ovilava wird zur Hauptstadt zwischen Inn und Donau

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_ovilava-4.jpgKaiser Diokletian machte Wels im Rahmen seiner Reform des Provinzen-Systems zu einer Hauptstadt, die das Gebiet des Römischen Reiches nördlich der Alpen, das Ufernoricum (Noricum Ripense) verwaltete. Zwei Duumviri, die als Stadtrichter fungierten, zwei Ädilen, die für die Einhaltung der Gesetze und Marktrechte eintraten, ein Quästor, der die Stadtkasse verwaltete, und ein 100-köpfiger Stadtrat standen an der Spitze der Stadt.

Ovilava verwaltete ein Gebiet, das von Inn und Donau eingeschlossen, östlich von den Verwaltungsgebieten Lauriacums (Enns) begrenzt bis nach Bad Ischl reichte. Zum Stadtbezirk zählten Grenzbefestigungen, zu denen auch Linz (Lentia) und Passau (Boiodurum) gehörten und unzählige Siedlungen auf oberösterreichischem und salzburgischem Boden.

In der Karte ist der Radweg zu sehen, der entlang der Region um Ovilava führt.

Gräberkultur in Ovilava etwas Besonderes

Auffallend an der römischen Gräberkultur in Wels ist, dass nur wenige kostbare Dinge beigesetzt wurden. Dies hatte seine Ursache zum einen in der nahen Grenze mit ständig drohenden Überfällen und Kriegen, zum anderen im strengen Klima, weshalb sich nur wenige reiche Bürger ansiedelten. Reichere Gräber stammen nur aus früheren Perioden der Besiedlung.

Vom 3. bis zum 5. Jahrhundert wurde das Gebiet um Wels oft von Germanen- und Vandalenstämmen sowie von Attilas Heer im Zuge der beginnenden Völkerwanderung überfallen. Unter Kaiser Gallienus wurde die Provinz Noricum als verwüstet beschrieben. Der Offizier und König von Italien, Odoaker, ließ Noricum räumen, da es nicht mehr zu halten war.

Ab dem 4. Jahrhundert dürfte Wels für einige Jahrhunderte wieder zu einer kleinen und unbedeutenden Siedlung geworden sein.

Statuetten – die Venus von Wels

Zu Zeiten der Römer waren Landwirtschaft und Grenzhandel sowie Ziegelherstellung, Töpferei und Steinabbau die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt. Der Anbau von Getreide deckte gerade den regionalen Verbrauch, wahrscheinlich wurden Rinder und Pferde exportiert. Im heutigen Stadtgebiet wurde der älteste Getreidespeicher im Bereich der Ostalpen gefunden, in dem den Erkenntnissen zufolge vor allem Weizen, Zwergweizen, Emmer, Gerste und Roggen eingelagert waren.

Da durch das Stadtgebiet mehrere römische Reichsstraßen verliefen, unter anderem die große Ost-West-Verbindung nach Enns, wurden viele Güter aus dem Westen, wie Gallien und aus dem Rheingebiet, importiert, darunter Terra-Sigillata-Gefäße und Statuetten, darunter die so genannte „Venus von Wels“. Aber auch mit Italien herrschte reger Handel. Man fand Amphoren, Austernschalen und Bronzefiguren italienischer Herkunft.

Bauliche Errungenschaften in Wels

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_ovilava-2.jpgAm rechtsseitigen Traunufer ließ sich eine Wasserleitung nachweisen, die zwischen der Eisenbahnbrücke und der Straßenbrücke über den Fluss führte. Dem Archäologen Nowotny gelang der Nachweis zweier Bauphasen, eine des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Holz und den Ausbau in Stein des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Im Westteil der Stadt, nahe der Ost-West-Durchzugsstraße wurde ein Bronzeverwahrfund, bestehend aus Bronze- und Terra Sigillata-Geschirr sowie Eisengerät und eine Bronzestatuette eines auf einem Stuhl sitzenden Genius gefunden. Eine Münze aus der darüber liegenden Brandschicht und die Terra sigillata-Gefäße datierten den Fund in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Terra Sigillata (TS) ist die moderne Bezeichnung einer bestimmten Kategorie römischen Tafelgeschirrs aus Keramik, die gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. in italienischen Werkstätten (Arezzo) entwickelt wurde. Das gehobene Tafelgeschirr wurde in großen Mengen in Handwerksbetrieben (Manufakturen) hergestellt, die ihre Ware meist mit einem Manufaktursiegel versahen. Die Ware fand in verschiedenen Variationen Absatz im gesamten Römischen Reich.

Das Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern (Rheinland-Pfalz) zeigt archäologische Funde aus dem wohl bedeutendsten Töpfereibetrieb der Römerzeit in Deutschland. Dabei handelt es sich vorwiegend um feinkeramisches Tischgeschirr, sogenannte Terra Sigillata, das in den Nordwestprovinzen des römischen Reichs hohen Absatz fand.

Grabstein der Ursa

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_ovilava-5.jpgEs gibt Hinweise, dass ein Pontifex und das Kollegium der Sexviri, eine Gemeinschaft, die sich dem Kaiserkult widmete, ansässig waren. Ihr Tempel, der der kapitolinischen Trias geweiht war, wurde jedoch noch nicht gefunden. Für andere Götter und Geisterwesen, wie Apollo, Jupiter, Vulcanus, Genius und Laren wurden jedoch Weihesteine gefunden. Einige Statuen von Diana, Venus, Fortuna, Mercurius und Minerva konnten ebenso ausgegraben werden.

Die keltische Götterwelt konnte nur anhand einer Statue einer Muttergottheit sowie eines Abbilds des keltischen Stiergottes Tarvos Trigaranus nachgewiesen werden.

Das aufkommende Christentum war schon seit dem 3. oder 4. Jahrhundert in Wels vertreten. Diese ersten Jahre der christlichen Religion waren vor allem durch Verfolgung und Unterdrückung geprägt, doch soll Florian von Lorch in Wels gewirkt haben, bevor er nach St. Pölten flüchtete. Ein Teil eines Pilasters gibt Aufschluss über eine frühchristliche Kirche aus dem 4. oder 5. Jahrhundert und deutet auf eine größere christliche Gemeinde hin.

Der Grabstein der Ursa gilt deshalb als einer der ältesten Funde einer frühchristlichen Gemeinschaft. Der Grabstein wurde von einem römischen Soldaten für seine Frau in Auftrag gegeben. Das Medaillon von einem römischen Grabstein ist heute an einer Hausfassade am Stadtplatz angebracht.

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