Piri Reis - erste Osmanische Weltkarte vor 500 Jahren
Piri Reis, der um 1470 in Karaman / Konya in der Türkei geboren wurde, war ein Admiral der osmanischen Flotte und gleichzeitig ein bis ins Detail hinein versessener, renommierter Kartograph und Autor.
Er verfasste ein bedeutendes Buch über die Seefahrt im Mittelmeer, sammelte Kartenmaterial und erstellte auch selbst Seekarten. Anlässlich seines 500. Jahrestags zur Erschaffung der ersten von Hand gezeichneten Weltkarte wurde Piris Reis jetzt in Ankara durch die UNESCO geehrt. Er nutzte das Wissen der Matrosen im Zusammenhang mit seinem Wissen von Mathematik und Geometrie und konnte so im Jahr 1513 die älteste bekannte Karte der Welt zeichnen.
"Piri Reis war ein Humanist, der Menschen aus verschiedenen Religionen und Kulturen geholfen hat, von der spanischen Küste (Inquisation) mit Schiffen zu entkommen", so sagte Ocal Oguz, Vorsitzender der türkischen UNESCO Kommission während einer Feierstunde, an der zahlreiche Experten, Forscher und Referenten teilnahmen. Ob man den aus dem Umfeld der Piraterie stammenden Piri Reis tatsächlich als Humanisten bezeichnen sollte, bleibt zumindest geschichtlich betrachtet fragwürdig.
Piri Reis Mutter jedenfalls war die Schwester des seiner Zeit berüchtigten Piraten und Seeräubers Kemal Reis, der halboffiziell für das Osmanische Reich auf Beutezug ging. Im Jahr 1481 folgte Piri Reis seinem Onkel und nahm wenig später am Krieg gegen die Republik Venedig teil. 1495 trat der Seeräuber Kemal Reis offiziell der osmanischen Flotte bei, um im 3. Venezianischen Türkenkrieg zu kämpfen. So erhielt er den türkischen Titel "Reis". Kemal Reis erbeutete 1501 bei der Seeschlacht von Valencia 7 spanische Schiffe und auf ihnen eine Seekarte der „westlichen Region“, die angeblich von Kolumbus gezeichnet worden sein soll. Generell blieben größere Erfolge der osmanischen Flotte aus, da die Piratentaktiken keinen Erfolg gegen die diszipliniert vorgehenden Flotten Venedigs und Spaniens hatten. Jedoch war Kemal Reis auch im Staatsdienst nicht daran zu hindern, hin und wieder als eigenständiger Pirat westeuropäische Handelsschiffe zu überfallen, was der "Pforte" Probleme in Friedenszeiten z. B. mit den Rittern von Rhodos einbrachte.
Im Jahr 1511 verstarb sein Onkel bei einem Schiffbruch in der Nähe von Naxos. In der Folge siedelte Piri Reis nach Gelibolu über und begann mit der Abfassung seines Seefahrer-Buchs über das Mittelmeer "Kitab-ı Bahriye". Er begann zu dieser Zeit auch mit der Erstellung seiner Seekarte, für die er auch fremdes Kartenmaterial nutzte, die Historie besagt sogar, das eine Karte von Alexander dem Großen dabei gewesen sein. Die Gespräche mit vielen Matrosen unterwegs hatten zu Informationen geführt, die vor ihm niemand zusammen getragen hatte. Seine Sprachkenntnisse in Griechisch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch waren hier eine große Hilfe, denn er konnte sich mit den Matrosen direkt unterhalten.
Ab dem Jahr 1516 war Piri Reis als Kapitän der osmanischen Flotte im Mittelmeer und in den Gewässern um die Arabische Halbinsel unterwegs. Im Jahr 1517 konnte er erstmals Sultan Selim I. seine erste Weltkarte erklären. 1516/17 nahm er am Feldzug gegen Ägypten teil und vollendete daraufhin im Jahr 1521 sein Kitab-ı Bahriye. 1522 nahm er an der erfolgreichen Belagerung der Insel Rhodos teil. In späteren Jahren war er türkischer Statthalter in Ägypten, verfasste Gedichte und schrieb weiter an seinen Segelanweisungen in lyrischer Form.
Im Jahre 1524 war er der Kapitän des Schiffes, das den Großwesir Ibrahim Pascha nach Ägypten brachte. Nachdem er das Kitab-ı Bahriye auf Anraten des Großwesirs überarbeitet hatte, konnte er sein Material 1525 demSultan Süleyman I. vorlegen. 1528 schenkte er dem Sultan seine zweite Weltkarte.
1547 wurde Piri Reis zum Oberbefehlshaber der osmanischen Flotte im Indischen Ozean (Hind Kapudan-i Derya) und Admiral der Flotte in Ägypten (Misir Kapudan-i Derya) mit Stützpunkt in Sues ernannt. Am 26. Februar 1548 gelang es ihm, die von den Portugiesen besetzte Stadt Aden zurückzuerobern. 1552 nahm er den von Portugal seit 1507 besetzten wichtigen Stützpunkt Maskat ein. Kurz darauf eroberte er die Insel Kish. Mit 31 Schiffen und über 800 Soldaten belagerte er 1552/53 die Insel Hormuz. Die Inselbevölkerung bot ihm große Schätze an, die er annahm und dafür die Belagerung der Insel aufhob. Auf seinem Rückweg nach Sues erreichte ihn die Mitteilung, dass eine mächtige Flotte Portugals die Einfahrt in den persischen Golf blockiere. Piri Reis ließ daraufhin die erbeuteten Schätze auf drei Schiffe umladen und ließ das Gros seiner Flotte (28 Schiffe) im sicheren Al-Basra zurück.
Mit den drei Schiffen versuchte er den Durchbruch durch die portugiesischen Blockade, der unter Verlust eines Schiffes gelang. Nach seiner Ankunft in Ägypten meldete sein politischer Widersacher um den Posten des dortigen Statthalters dem Sultan jedoch nur, dass Piri Reis mit nur zwei Schiffen seiner Flotte (von ursprünglich 31 Schiffen) eingetroffen sei. Auch erwähnte er weder die Rettung der Flotte in Al-Basra, noch die auf den zwei Schiffen befindlichen Schätze. Sultan Suleiman ordnete wütend die Todesstrafe für Piri Reis an, worauf dieser 1554 im Alter von 84 Jahren öffentlich enthauptet wurde.
Mit ihm starb einer der herausragenden Kartographen seiner Zeit, der allerdings die meisten der von ihm gezeichneten Länder nie gesehen hatte. Auch seine Segelanweisungen für das Mittelmeer sowie für die übrigen von ihm beschriebenen Meere waren bahn brechend.
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