Wanderung und Gedanken zum / am Grenzdenkmal Bremke
- Geschrieben von Portal Editor
Das wohl bedeutendste Ereignis in der Jahrhunderte alten Geschichte der Stadt Braunlage war ohne Zweifel die Grenzöffnung im Jahr 1989. Braunlage, bis zum Zeitpunkt der Grenzöffnung nur wenige hundert Meter von der Grenze zur DDR entfernt, lag nun plötzlich inmitten des Harzes.
Noch ist die Erinnerung an die im Nichts endende Straße Richtung Sorge und Tanne von vor der Wiedervereinigung gut in unserem Gedächtnis. An die deutsche Teilung und dann erfolgte Wiedervereinigung erinnert allerdings hier ein recht zurückhaltendes Mahnmal an die ehemalige innerdeutsche Grenze, die hier zugleich die heutige Gemeindegrenze zwischen Braunlage und Elend bildet, unmittelbar neben der B 27. Unser heutiges Wanderziel war eben diese Grenzdenkmal, das wir von Schierke über das Harzer Bremketal / Grenzweg kommend erreichen wollten, eine Wanderstrecke von knapp 7 Kilometern. Heute ist auch Schierke, unser Ausgangspunkt, ein touristisch bedeutsamer Ort geworden, da Schierke auch als ein Anstiegsort für Wanderungen auf den Brocken bestens bekannt ist (Wir hatten bereits darüber berichtet, allerdings eine Wanderung bei eisiger Kälte im Winter).
Innerdeutsche Grenze und Kalter Krieg – eine Rückkehr heute?
Die knapp 1400 Kilometer lange innerdeutsche Grenze, auch Demarkationslinie genannt, hinderte bis 1989 durch massive, menschenverachtende Befestigungen die Einwohner der Deutschen Demokratischen Republik an Besuchen der Bundesrepublik Deutschland oder gar dem dauerhaften Verlassen in Richtung Westen. Der Verlauf der Demarkationslinien zwischen den westlichen Besatzungszonen und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde von den Hauptsiegermächten des Zweiten Weltkrieges in mehreren Konferenzen festgelegt und bestand in dieser geografischen Form nach der Gründung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1949 fort. Die Grenze begann im Süden am Dreiländereck Bayern, Sachsen / DDR, Tschechoslowakei und endete an der Ostsee in der Lübecker Bucht auf der Halbinsel Priwall. Im Kalten Krieg war sie militärisch und geopolitisch betrachtet ein Teil des Eisernen Vorhangs.
Beide deutsche Staaten bezeichneten die deutsch-deutsche Grenze bis 1956 offiziell als „Demarkationslinie“, die DDR dann als „Grenze“ und ab 1964 als „Staatsgrenze“. In Westdeutschland blieb sie die „Demarkationslinie“, umgangssprachlich häufig die „Zonengrenze“, denn die DDR galt bis zum Abschluss des Grundlagenvertrags als „SBZ“ (Sowjetische Besatzungszone), „Sowjetzone“, „Ostzone“ oder schlicht als „Zone“, wobei bis zur Wiedervereinigung vereinzelt Zeitungen die Abkürzung „DDR“ nur in Anführungsstriche setzten, um damit Euphemismus, Ironie oder Sarkasmus auszudrücken.
Menschenverachtend und erniedrigend ist beides – von Ost und von West!
Als die Bundesrepublik Deutschland 1972 im Grundlagenvertrag die DDR staatsrechtlich als eigenen Staat anerkannte, wurde diese Grenze auch formal eine Staatsgrenze. Allerdings wurde die DDR bis zu ihrem Ende durch die Bundesrepublik Deutschland nie völkerrechtlich als Ausland angesehen, dies hätte schon dem Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes widersprochen: Dadurch war die 1967 von der DDR eingeführte eigene Staatsbürgerschaft durch die Bundesrepublik so ausgelegt, dass Bürger der DDR als Deutsche im Sinne der Artikel 16 und 116 des Grundgesetzes galten.
Eiserner Vorhang – nur etwas weiter östlich?
Einige Jahrzehnte später, man glaubte den „Eisernen Vorhang“ zwischen West und Ost endgültig überwunden zu haben, zeigt sich leider ein völlig anderes Bild. Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr, was diktatorische Regime zu tun bereit sind, wenn sie sich in ihrem Machtgebaren bedroht oder eingeengt sehen. Dann zählt nur noch die eigene Ideologie, nicht der Mensch und / oder Bürger als Einzelner. Erneut also zeigen sich die Ausrichtungen der beiden politischen Systeme Ost und West, vielleicht besser demokratisch und diktatorisch, als unvereinbar, ja sogar so gegeneinander gewandt, dass die Folgen längst noch nicht absehbar sind. Dabei verfügen Aggressoren wie auch Verteidiger nur über diese eine Erde, vergessen ist das weit größere Problem der bereits so stark zerstörten Umwelt, täglich nimmt sie zu, auch ganz ohne diesen dummen, menschenverachtenden Krieg.
Soll man tatsächlich so weit gehen und behaupten, dass auch dieser Konflikt noch etwas Gutes haben kann, wie einst bei der Grenze „Eiserner Vorhang“? Na klar, werden jetzt viele sagen, die Rüstungsindustrie und Energieversorgung machen Gewinne ohne Ende und die Übergewinnsteuer wird es, zumindest in Deutschland nicht geben, der nächste Konflikt zeigt sich schon deutlich mit China, denn dorthin ist unsere Abhängigkeit noch größer.
Dabei hatte die „Zonengrenze“ doch zumindest etwas Gutes, denn der auf der östlichen Seite 1952 angelegte, bis zu 500 m breite „Schutzstreifen“ entlang der Grenze, der viele Jahrzehnte lang weitgehend unberührt war, hat sich zu einem Rückzugsgebiet für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entwickelt.
Kurz nach dem Mauerfall 1989 gründeten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Freistaat Thüringen das Naturschutzprojekt Grünes Band Deutschland, das einen großen Teil der ehemaligen Grenzgelände umfasst.
Vielleicht ein Gedanke, den auch die Kriegsparteien aufgreifen sollten. ES wird Jahrzehnte dauern, die Schäden zu beseitigen, Milliarden verschlingen, Geld das der Umwelt hätte helfen können und damit eine Chance für die Erde.
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