Thessaloniki - Zitadelle & Stadtmauern Heptapyrgion

Thessaloniki - Zitadelle & Stadtmauern der Feste Heptapyrgion

Ein weiteres Mal waren wir am frühen Morgen zur Erkundung Thessalonikis aufgebrochen, wobei wir vom Camperstopp Zampetas zunächst zur Fähre in Perea gefahren sind, um dann in Richtung Weißer Turm zu "schippern".

Die Personenfähre ist eine wirklich interessante Option, besonders für Camper, die auf Parkplatzsuche in der Innenstadt und stressigem Verkehr in Thessaloniki verzichten möchten. Nach cirka 1. Stunde waren wir am Weißen Turm angekommen, passierten dann das Galerius Tor, die Rotunda um dann kontinuierlich ansteigend entlang der Festungsmauer hinauf zur Zitadelle zu wandern.

Thessalonikis Stadtmauern und die Zitadelle gehören neben den Kirchen und Klöstern zu den bekanntesten Wahrzeichen der griechischen Mittelmeerstadt und befinden sich in deren historischem Altstadtkern Ano Poli, in der Bedeutung „obere Stadt“. Das malerische Viertel voller verwinkelter Gassen und osmanisch wirkender Erker-Häuser, heimeliger Tavernen und traditioneller Wohnhäuser erstreckt sich oberhalb des heutigen Zentrums von Thessaloniki und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen in entspannter Atmosphäre und zu gemütlichen Frappepausen ein.

Einst war Ano Poli auch das Viertel der Händler, Juden und Osmanen. In den schmalen, noch mit originalem Kopfsteinpflaster versehenen Gassen drängte sich einst ein Geschäft an das andere und vielerorts konnten traditionelle Handwerksgeschäfte entdeckt werden - vom Korbmacher über den Bronzeschmied bis zum Bildhauer war so gut wie alles vertreten. Inzwischen hat sich das geschäftige Treiben Thessalonikis in die Neustadt an die Küste verlegt, doch mit Ano Poli ist der Stadt dennoch ein charmantes kleines Fenster in die Vergangenheit erhalten geblieben.

Waren die Zitadelle und die Stadtmauern ursprünglich als Wehranlagen für die Küstenstadt konzipiert, erfüllen Thessalonikis Stadtmauern heute vor allem einen nostalgischen Zweck – und eignen sich ideal als Aussichtspunkt über die ganze Stadt. Errichtet wurde die ursprünglich acht Kilometer lange Stadtmauer Thessalonikis zwischen dem 3. und dem 5. Jahrhundert nach Christus zur Zeit der Römer und Byzantiner. Ursprünglich zierte auch ein Mauergraben die Wehranlage, um die Stadt umso effektiver vor See- wie auch Landangriffen zu schützen. Ausläufer der Mauer erstreckten sich zudem bis an die Küste, so bis zum Weißen Turm. Heute können noch rund fünf Kilometer der originalen Baustruktur besichtigt werden - inzwischen tummeln sich entlang ihrer Mauern jedoch heimelige Wohnhäuser und gesellige Tavernen und Cafés, die zum Verweilen in geschichtsträchtiger Atmosphäre einladen.

Auch die Burg, welche der Wehranlage ihren heutigen Beinamen „Kastra“ verlieh, zählt zu den sehenswerten historischen Bauwerken des alten Viertels, auch wenn der Aufstieg bei hochsommerlichen Temperaturen doch Schweißtreibend ist. Über die Jahrhunderte hinweg trug die Kastra verschiedene Namen: Unter den Griechen hieß sie zunächst Heptapyrgion, unter den Osmanen dann Yedi Kule. Beide Namen bedeuten so viel wie „Sieben Türme“. Tatsächlich setzt sich die Zitadelle heute aber aus zehn Türmen zusammen, da die Osmanen nach ihrer erfolgreichen Eroberung Thessalonikis umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Festungsanlage durchführten und so ihr heutiges Aussehen verliehen.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente die Festung als Garnison der osmanischen Truppen; nach der Befreiung Griechenlands wurde die Burg dann allerdings zu einem politischen Gefängnis umgebaut, das erst im Jahr 1989 geschlossen wurde und das auf eher kritische Art und Weise in einer Vielzahl von griechischen Volksliedern verewigt wurde. Noch heute sind die Trakte der Männer- und Frauenzellen, der politischen und soldatischen Gefangenen zu sehen, sind Fenster vergittert, Innenhöfe durch Stahltüren getrennt. Dazu gibt es Laufstege für das Wachpersonal zur Überwachung der Häftlinge bei deren Frangang in den Gefängnis Innenhöfen.

Nachdem das schwere Erdbeben von 1977 erhebliche Schäden an der Bausubstanz der Festung verursachte und die Burg nicht weiter für staatliche Zwecke benötigt wurde, konnte im Jahr 1990 mit bis heute anhaltenden Renovierungsarbeiten an der Kastra begonnen werden. Die Burg ist für Besucher geöffnet, leider gibt es keinen Zugang zu den hohen Burgmauern. Neben den historischen Mauerreliefs und Inschriften gibt es bislang nur wenig Kulturelles zu besichtigen, doch der herrliche Ausblick über Thessaloniki entlohnt allemal für den Aufstieg zur Burg – und macht Lust auf einen anschließenden Spaziergang durch die umliegenden, pittoresken Viertel. Wie für die Region typisch, haben sich balkanische und orientalische Bauweisen hier zu einem einzigartigen Stilmix vereint, der nicht nur Architekturliebhabern schnell ins Auge fallen dürfte: versetzte Stockwerke, farbige Dekorationen und überdachte Galeriegänge sind nur einige der Spielereien, die sich die dortigen Bewohner zur schöneren Gestaltung ihres Viertels und zur vollen Ausnutzung der zahllosen Sonnenstunden ihres Heimatortes haben einfallen lassen.

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