Holzfahrräder sind "in" - in Thessaloniki - wir probieren es!
- Geschrieben von Portal Editor
Holzfasern besitzen physikalisch-mechanische Eigenschaften, die als natürlicher Roh- und Werkstoff einzigartig sind.
Dies dürfte wohl mittlerweile zum Allgemeingut des Wissens eines jeden Einzelnen zählen, gibt es doch zahlreiche Anwendungsbeispiele und das schon seit Jahrhunderten. Wir könnten unzählige Holzelemente aufzählen, aber zusammenfassend heben wir hier nur ein Bespiele hervor, die bis heute keine vergleichbar gute Alternative besitzen: Ein Holzstiel, gleich ob für die Axt, eine Hacke oder eine Schaufel. Diese Stiele werden fast nur aus Holz hergestellt, da die Holzfasern die Vibrationen wie kein anderes Material absorbieren und zugleich die Originalform beibehalten.
Zunächst etwas verwundert betrachten wir die Leihfahrräder an der Uferpromenade von Thessaloniki, als wir zusammen mit unserem Freund "Spitzbubi" auf dem Weg in die Altstadt sind: etliche Räder aus Holz stehen ebenfalls als Mietobjekte für die Radkundschaft zur Verfügung. Wir sind interessiert und kommen mit den Geschäftsinhabern ins Gespräch, die uns prompt auch zwei Räder zum Ausprobieren zur Verfügung stellen.
Schaut man sich auf dem Markt der Fahrräder um, dann sieht man in erster Linie Räder aus Aluminium oder aus Stahl. Gegen einen entsprechenden Aufpreis bekommt man ein Fahrrad aus Carbon. Je nach Aussehen und Ausstattung ernten eine Reihe von Fahrrädern bewundernde Blicke. Mit einem Holzfahrrad sind neben den neugierigen Blicken sicherlich auch der eine oder andere neidische Blick sicher. Ein Holzfahrrad hat schließlich (noch) nicht jeder.
Herausragenden Qualität für Elastizität und Absorption
Schnell listen uns die Inhaber einige der Vorteile von Holzkonstruktionen im Fahrradbau auf, die auch überzeugen können. Schließlich sind wir auch technisch versiert genug, die Eigenschaften bestimmter Hölzer im fachlichen Einsatz zu beurteilen. So wurden hier für die Rahmenkonstruktionen Eschenhölzer verwendet, die uns von Axtstielen natürlich in ihrer herausragenden Qualität für Elastizität, Absorption und wenig Neigung zur Ermüdung bekannt sind.
Absorption und Biegungsstabilität auf unebenen Flächen
Kein anderes Material ist derart geeignet wie Holz, um ungünstige Straßenverhältnisse abzudämpfen: Kopfsteinpflaster, Straßenbeläge in schlechtem Zustand, Schlaglöcher, … Die Zugkraft jeden Pedalschritts wird direkter auf die Strasse übermittelt ohne die Rückschläge, die durch den schlechten Bodenbelag entstehen.
Ermüdung des Rahmens
Die Holzfasern verhalten sich auch in diesem Zusammenhang einzigartig, weil der molekulare Aufbau die Speicherung der Beanspruchung hemmt (kein memory-Effekt). Folglich kann man sich an einem einwandfreiem Zustand des Holz-Fahrrads über viele Jahre erfreuen.
Leichtigkeit der Räder
Die Holzrahmen von Holzrädern vereinen Kraft, Zähigkeit und Leichtigkeit mit Attraktivität. Die Rennrad-Rahmen aus Holz wiegen zwischen 1600g und 2300g abhängig vom Holztyp und Fahrradmaß. Gleichwohl handelt es sich hierbei um ein Rohstoff natürlichen Ursprungs, der bei gleichen Maßen nur leichte Gewichtsunterschiede aufweist.
Wenn Holz, wie keine andere Alternative, uns all diese Eigenschaften schenkt, weshalb setzen wir es nicht stärker auch für das ein, was wir wirklich können und lieben - das Fahrrad?
Ökorad Coco-Mat aus Athen, unsere Testräder in Thessaloniki
Auf der Radmesse „Berliner Fahrradshow“ war erstmals ein Produkt des griechischen Ökobettenherstellers Coco-Mat zu sehen. Nein, es handelte sich nicht um ein Liegerad. Sondern die Bettenfirma, die neun Möbelläden in Deutschland betreibt, präsentierte ein rundum holziges Allround-Gefährt für den Alltag. Sattel, Lenker, Schutzbleche, Gepäckträger – alles aus Esche. Die Idee dazu hatte der Chef Paul Evmorfidis, der in Amsterdam wohnt und gerne radelt. Mit seiner Kreation ist er in wachsender Gesellschaft: Überall auf der Welt befinden sich Fahrradbauer wieder auf dem Holzweg. 200 Jahre, nachdem der badische Erfinder Karl Drais das Rad in Form eines Laufrades aus Holz erfand, ist der Rohstoff aus ganz unterschiedlichen Gründen wieder gefragt, Umweltbewusstsein ist nur einer davon.
Ansonsten nutzen Fahrradbauer heute vor allem Bambus. Einer der europäischen Pioniere hierbei ist der Bremer Tobias Meyer, der bereits 2009 sein Debüt-Modell für seine Marke Faserwerk fertigte. „Als ich damit erstmals auf einer Messe stand, fragte man noch: ‚Hält das?‘ Und einige scherzten: ‚Das brennt bestimmt gut.‘“ Inzwischen sei die Akzeptanz für Naturstoffe gewachsen: „Aber natürlich ist das noch eine Nische.“
Wir waren nach unserer Testfahrt mehr als zufrieden, keine Frage. Und die Blicke auf uns, unterwegs, taten auch gut!
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