Sirmione - Römische Ruinen auf der Halbinsel im Gardasee
- Geschrieben von Portal Editor
Nach einer doch erstaunlich ruhigen Nacht auf dem Parkplatz vor dem Haupttor der Burgfeste von Lazise, einem dann doch ausgedehnten Frühstück im Caravan, begannen wir eine erste Tagestour Richtung Süden, immer dem Straßenverlauf entlang des Seeufers folgend.
Mit Lydia und Georg hatten wir kurz zuvor in Augsburg über einige Zielorte am Gardasee gesprochen, nun lag eines dieser Ziele direkt vor uns: Sirmione, eine Kleinstadt von etwa 8.000 Einwohnern, deren Hauptteil nebst Festungsanlage auf einer Halbinsel liegt. Vielleicht ist es die Form und Lage dieser Halbinsel, die neben der Burganlage diese Ortschaft zu einer der Hauptattraktionen am Gardasee macht: ein Dreieck mit Schenkellängen von etwa 1.250 Metern Länge und einer Basisbreite von 750 Metern. Darauf platziert drei Hügel namens „Cortine“, „San Pietro in Mavino“ und den „Grotten des Catull“.
Natürlich war unser Interesse geweckt, auch hier ausgiebig zu erkunden um dann entsprechend zu berichten, so fuhren wir bis zum Ende der öffentlichen Straßen, denn die mittelalterliche Stadt darf nur von den Bewohnern selbst mit dem Auto befahren werden. Eine gute Lösung, wie wir später in den engen Gassen der Altstadt immer wieder feststellen mussten. Auffälligstes Bauwerk und auch "Eintrittsportals" gleichzeitig bildet die imposante Festungsanlage der Scaligerburg.
Castello Scaligero auf der Halbinsel von Sirmione
Gleich mehrere Zugbrücken, eine Ringmauer und zwei Hafenbecken trennten die Scaligerburg und damit diesen Stadtteil Sirmiones vom Festland ab. Der Klan der Scaliger baute aus dem seiner Zeit nur noch aus Ruinen bestehenden alten Römerkastell ab 1259 auf dem ersten der drei Hügel diese schon wehrhaft aussehende Burg mit den typischen Schwalbenschwanzzinnen, die direkt am Wasser liegt und dem innen liegenden Hafen einst der Gardasee-Flotte Schutz bot. Die Burg diente vorrangig zur Verteidigung der eigenen Machtposition der Scaliger und prägt das Bild von Sirmione wie kein anderes Gebäude. Nur über eine Zugbrücke gelangt man über die tiefen Wassergräben durch ein Portal mit den Wappen der Scaliger, einer "Leiter", und der Venezianer, der bekannte geflügelte Löwe, in die Burg, von der aus man im Mittelalter den Zugang zur Ortschaft kontrollieren konnte. Schießscharten zeigen noch heute, wie die Burgsoldaten von hier aus den Weg nach Sirmione bewachen konnten.
Bei einem ausgiebigen Rundgang über die Wehrgänge und durch die Ecktürme konnten wir uns ein Bild von dem ausgeklügelten Verteidigungssystem machen, das aus dicken Mauern, Treppen und Zugbrücken bestand. Schon von den Wehrgängen aus war der Einblick in das komplett ummauerte Hafenbecken wirklich beeindruckend, doch erst vom 47 Meter hohen Mastino-Turm im großen Hof, der im Mittelalter Waffenkammer und Hauptgebäude der Militäranlage war, konnte man den gesamten Burgkomplex aufgrund seiner militärtechnischen Gestaltung wirklich nur fasziniert bewundern. Wenn die Menschheit doch endlich lernen würde, ihr Wissen um Technik, Entwicklung und Fortschritt auf friedvolles Miteinander auszurichten, welch ein Schritt wäre möglich!
Wir setzen unseren Weg durch die engen Gassen von Sirmione fort und gelangen abseits des belebten Zentrum zur Kirche Santa Maria Maggiore, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und an der Stelle ihres langobardischen Vorgängerbaus errichtet worden war. Das Äußere der Kirche ist recht schlicht, bis auf eine der Westfassade vor gelagerte Säulenhalle, in der unter anderem eine Säule aus römischer Zeit zu finden ist. Im Inneren befinden sich interessante Holzschnitzereien aus dem 16. Jahrhundert und Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Der Hauptaltar wird von Marmorarbeiten aus dem 18. Jahrhundert geschmückt. Wir hatten verständlicherweise größeres Interesse an dem Nebengebäude, wo man während der Renovierungsarbeiten auf die Fundamente eines Tempels aus römischer Zeit gestoßen war, denn zur Zeit der Römer war die Halbinsel ein beliebter Ferienort höhergestellter Familien. Von den in dieser Zeit entstandenen drei Villen sind heute nur die „Grotten des Catull“ auf dem letzten der drei Hügel erhalten. Der Poet Gaius Valerius Catullus, der im 1. Jahrhundert vor Christus in Rom und Verona gelebt hatte, kam diesen Ort gelegentlich besuchen und so hat er dieser Villa ihren Namen gegeben.
Römische Villen in Sirmione
Sirmione erlangte besonders durch seine Lage an den wichtigen Verkehrswegen des Handels große Bedeutung. Im „Itinerarium Antonini“, einem Verzeichnis der Römischen Reichsstraßen aus dem 3. Jahrhundert, wird bereits die Existenz des Ortes erwähnt, wo die Reisenden anhalten konnten, dem „mansino Sermione“, der in der Mitte der Straße zwischen Brescia und Verona lag.
Auf dem letzten der drei Hügel befinden sich die Überreste einer römischen Villa, genannt „Grotten des Catull“, die eine Fläche von 2 Hektar bedecken und die bedeutendste archäologische Fundstelle Oberitaliens bilden. Zugegebenermaßen ist der Name der Ruinen irreführend, da es sich weder um Grotten noch um einen Ort handelt, an dem "Catull" wohnte. Der Dichter Catull (85–54 v. Chr.) hatte, wie schon erwähnt, den Ort von Zeit zu Zeit besucht, um hier Ruhe und Erholung zu finden. In seinen Versen ("Salve o venusta Sirmio" – „Sei gegrüßt, du liebliches Sirmione“) besang er die Schönheit des Ortes. Tatsächlich wurde die Villa erst nach Catulls Tod (um ca. 150 n. Chr.) erbaut. Nach erster teilweiser Ausgrabung wurde festgestellt, dass es sich vermutlich um ein antikes Sanatorium mit einem Thermalbad handelte.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte ein Junge die römischen Bleirohre, die in 18 m Tiefe verlaufen und das Thermalbad in den Grotten des Catull mit warmem Wasser versorgten. Das warme Wasser entstammte den Quellen auf dem Grund des Gardasees. Im Jahre 1889 gelang es schließlich einem venezianischen Taucher, erneut Rohre in einer Felsspalte zu verlegen, die das warme Wasser zum Festland brachten. Später konnte das Therapiezentrum „Thermalbäder des Catull“ (Terme di Catullo) errichtet werden. Das Thermalwasser wird zur Linderung bestimmter Formen der Schwerhörigkeit, aber auch zur Therapie von Hautkrankheiten, Rheumatismus und Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Bereits die Römer kannten und nutzten die heilende Wirkung des warmen Wassers, denn das Wasser von Sirmione ist reich an Schwefel, Brom und Iod und ist hyperthermisch. Es entspringt im Becken des Monte Baldo in Venetien auf 2.200 m Höhe, von wo das Wasser unterirdisch die Quellen von Boiola, Virgilio und Catullo dann mit einer Temperatur von 69° C erreicht.
Die Römer-Villa selbst ist vermutlich im 4. Jahrhundert eingestürzt. Die in einem kleinen Museum am Eingang der Villa ausgestellten Funde deuten darauf hin, dass die Villa einmal mit großer Pracht ausgestattet gewesen war.
Es folgten unterschiedliche Volksgruppen in der Besiedlung der Orte am Gardasee, die auch Sirmione besiedelten und veränderten. Nach den Geschehnissen der Inquisition in den 1250er Jahren in Südfrankreich zogen sich die überlebenden Katharer und Patariner nach Norditalien zurück. Sie konnten die Festung Sirmione als ihre letzte Zufluchtsstätte einige Jahre halten. Im 13. Jahrhundert dehnte die Familie della Scala ihr Herrschaftsgebiet bis zum Gardasee aus und übernahm 1262 in Verona und Sirmione die Regierungsgeschäfte. 1276 ging Mastino I. della Scala gegen die tiefreligiösen Patariner vor, die sich über den Reichtum und die Macht der Kirche empörten. Die Burg wurde eingenommen und von denen, die auch schon 1244 in Montségur gelitten hatten, blieben nur noch 200 Menschen übrig, die zwei Jahre später als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in der Arena von Verona verbrannt wurden.
Heute hat Sirmione besonders als gehobener Ferienort mit seinen zahlreichen Hotels und sonstigen Ferienunterkünften, gastronomischen Einrichtungen und Geschäften mit weit gefächertem Angebot touristische Bedeutung erlangt. Der Ausflugstourismus, in Form von tausenden von Tagesausflüglern, hat den Ort das ganze Jahr tagsüber fest im Griff, was wir jetzt im November allerdings nicht als überlaufen beschreiben würden. Als Empfehlung sei auch eine Bootstour genannt, die vom neuen Hafen ausgehend die Halbinsel umrundet. Leider ist die Zufahrt in die mittelalterlichen Hafenbecken verboten.
Für uns neigte sich ein äußerst interessanter Tagesausflug in die Römerzeit und ins Mittelalter seinem Ende entgegen, dabei ist Sirmione wohl weitaus älter, was durch Funde von Pfahlbauten zurück bis in die Steinzeit auch belegt werden kann.
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