Projekt: Schulpartnerschaft Gustav-Heinemann-Gesamtschule

Projekt: Schulpartnerschaft Gustav-Heinemann-Gesamtschule Alsdorf und Dalaman Anadolu Lisesi in Dalaman / Türkei

Mehrfach schon haben wir im Rahmen unserer Artikel über Schulpartnerschaften zwischen türkischen und deutschen Schulen berichtet.

Trotz vieler vorliegender Informationen und Berichte kommen immer wieder Fragen auf, die das große Interesse weiterer Schulen und Institutionen vermuten lassen.

Wir haben uns deshalb entschlossen, den Aufbau einer solchen Schulpartnerschaft redaktionell zu begleiten um einzelne Entwicklungsschritte mitzuverfolgen und im Portal zu beschreiben, Austauschprojekte zu begleiten und wann immer nötig, auch entsprechende Hilfestellung zur Verfügung zu stellen. Unsere Erkundungen haben letztendlich den Kontakt zur Gustav-Heinemann-Schule in Alsdorf gefunden, die sich gerade am Beginn einer Schulpartnerschaft mit demDalaman Anadolu Lisesi in Dalaman / Türkei befinden. Unser Ansprechpartner in Alsdorf, Herr Martin May, hat uns freundlicherweise erste Dokumentationen des Projekts zur Verfügung gestellt, die wir jetzt schrittweise veröffentlichen werden.

Zum Projektträger Gustav-Heinemann-Gesamtschule

Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule besteht seit dem Schuljahr 1989/1990. Zur- zeit besuchen ca. 1.200 Schüler und Schülerinnen (SI 36 Klassen/ SII 3-zügig), die von 100 Lehrpersonen und Referendaren unterrichtet werden, die Schule. Das Einzugsgebiet umfasst die Stadt Alsdorf sowie die umliegenden Gemeinden.

Unsere Schule besuchen Schüler aus 14 verschiedenen Nationen( einige auch Flüchtlinge z.B. aus Afrika), wobei die türkischen Kinder nach den deutschen die zweitstärkste Gruppierung sind. Insgesamt 410 Schüler bekennen sich zur islamischen Religion. In der Sekundarstufe I liegt ein Anteil von 60% vor von Kinder mit Migrationshintergrund, in der Oberstufe sind es noch 35 %. Durch den Strukturwandel in der Region, d.h. die Schließung des Bergbaus in den 90er Jahren entstand eine höhere Arbeitslosigkeit als in anderen Bereichen der Region. Deshalb liegt der Anteil von sozialbenachteiligten Kindern in manchen Klassen bei über 30%. In gleicher Weise finden wir in vielen Klassen auch Trennungskinder. Mehr als 30% der Kinder im 5. Schuljahr weisen massive Defizite in der deutschen Sprache auf. Dies alles führt an unserer Schule zu einem erhöhten Förderbedarf, den wir durch Sprachförder- als auch Integrationshilfeanträge für mehr Lehrerstellen zu decken versuchen. Bisher erhielt unsere Schule 1,1 Lehrerstellen, was aber in diesem Jahr massiv aufgestockt werden soll.

Eine weitere Unterstützung unserer Maßnahmen zur Integrationsförderung erhoffen wir uns durch die Teilnahme an IKUS, ein Bundesprojekt zur Förderung interkulturellen Lernens. Mit unseren Partnern der internationalen Jugendarbeit werden interkulturelle Projekte geplant und durchgeführt. So entwickelte sich aus dieser Arbeit auch der Gedanke zu einem Schüleraustausch mit der Türkei, dem weitere mit anderen Ländern folgen sollen.

Wir sehen unsere Rolle in dem Projekt darin, dass wir mit unserem Partner gleichberechtigt Ideen sammeln und gemeinsam umsetzen wollen. Dabei sollen klare Absprachen bzgl. Arbeits- und Kommunikationsstrukturen helfen, das Projekt sinnvoll zu terminieren und in der Durchführung zum Erfolg zu bringen.

Unser Konzept des „Eigenverantwortlichen Denkens und Handelns“ beinhaltet viele Bausteine. So gibt es schon seit mehreren Jahren die Streitschlichter; dies sind ausgebildete Schüler und Schülerinnen, die jüngeren Schülern bei der Bewältigung von Konflikten zur Verfügung stehen. Einige Streitschlichterinnen besitzen sogar die Zusatzausbildung zum Schulschiedsrichter und arbeiten im Kreis Aachen in der Schulschiedsstelle. Daneben haben wir einen Schulsanitätsdienst und Patenschaften von älteren Jugendlichen, die den jüngeren zur Seite stehen. Die Themen „Gewalt“ und „Gewaltprävention“ werden in verschiedenen Unterrichtsreihen und Projektthemen von vielen Seiten beleuchtet und es werden verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit dieser Problematik und nach Konfliktlösungsmöglichkeiten gesucht. Eine Schülergruppe des 9. Jahrganges hat gerade zum Thema „Zivilcourage“ eine Ausstellung erarbeitet, die jetzt von Schülern der unteren Klassen besucht wird und Schüler Fragen stellen können. In unserem Schulalltag erlernen die Jugendlichen soziale Kompetenz, indem sie  bei vielen Angeboten helfen, z.B. in der Bibliothek, im Agenda-Café oder in der Spielausleihe.

Seit Februar 2004 haben wir einen Trainingsraum errichtet, indem die Schüler über ihr Verhalten während des Unterrichts reflektieren können und sie Hilfestellungen von Lehrern bekommen, um in Zukunft Konflikte im Unterricht anders zu lösen.

Im Frühjahr 2004 nahmen wir an dem bundesweiten Wettbewerb „Buddy – Award“ teil und erreichten auf Landesebene eine sehr gute Plazierung.

Mit der Polizei, dem Kommissariat „Vorbeugung“ und dem zuständigen Bezirksbeamten in Alsdorf besteht eine gute Kooperation. So treffen sich die zuständigen Polizisten regelmäßig mit den Streitschlichtern und Klassensprechern, um gemeinsam über Konfliktsituationen in der Schule zu sprechen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Im Februar 2005 hat das gesamte Kollegium eine zweitägige Fortbildung zum Thema „Gewalt, Konflikte und deren Lösungsmöglichkeiten“ durchgeführt. Moderatoren des Rheinischen Gemeindeunfallversicherungsverbandes (GUVV) standen dem Kollegium zur Verfügung und haben mit uns intensiv gearbeitet. So sind mehrere Arbeitskreise entstanden, die sich verschiedene Schwerpunkte gesetzt haben. Zum einen geht es dabei um die Umgestaltung des Schulgeländes, um veränderte Angebote für die Jugendlichen und um weiterer Miteinbeziehung verschiedenster Institutionen. Daneben haben wir für den kompletten 5. Jahrgang ein Konzept des „bewegten Unterrichts“ entwickelt. Die Kollegen haben Handreichungen erhalten, wie sie den Unterricht so gestalten können, dass Kinder und Jugendliche konzentriert arbeiten können und verstärkt Erfolgserlebnisse haben. Daneben werden im 5. Und 6. Jahrgang Sozialtrainings durchgeführt. Diese finden entweder an Projekttagen statt oder während der Woche in Unterrichtsstunden. Simon Steimel und seine Kollegen waren schon mehrfach in der Schule und haben den Jugendlichen und Kollegen hilfreiche Anregungen gegeben, wie sie auf andere Menschen wirken und wie sie besser miteinander umgehen können.

2008 erhielt die Schule für ihr Förderkonzept, das auch eine Schwerpunktsäule „Soziale Kompetenz“ enthält, das Gütesiegel für Individuelle Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Achtzehn Kollegen haben seit 2005 an einer dreitägigen Fortbildung zum Lions-Quest-Programm „Erwachsen werden“ teilgenommen. Dieses Konzept hat zum Ziel, die Kinder und Jugendlichen in ihrer sozialen und kommunikativen Kompetenz zu fördern. Das Unterrichtsmaterial ist aufbauend und kann während der gesamten Sekundarstufe I benutzt werden. Dieses Konzept wurde inzwischen mit verschiedenen Themen in den Jahrgängen 5 -8 in unseren Schulalltag integriert und soll bis zur Jahrgangsstufe 13 weiter geführt werden. Im nächsten Jahr werden weitere 20 Kolleginnen in der letzten Ferienwoche der Sommerferien an einer Ausbildung zum Lionsquesttrainer teilnehmen.

Desweiteren werden wir im März wieder Simon Steimel und seine Kollegen zu einer schulinternen Fortbildung in die Schule holen, da wir uns von der Zusammenarbeit weitere Hilfestellungen für unsere Schüler und das Kollegium im Umgang mit Konflikten erhoffen.

Auch für die Eltern werden in Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner „Beratungsstelle Schaufenberger Straße“ immer wieder Fortbildungsangebote gemacht. Dabei geht es in erster Linie um Fragen zum Thema Pubertät, Erziehung und Umgang mit Konflikten in der Familie. Auch das Thema Internet und seine Gefahren (z.B. auch Cybermobbing) wurde an einem Infoabend für Eltern intensiv besprochen.

Gustav-Heinemann-Gesamtschule: www.ghg-alsdorf.de

Dalaman Anadolu Lisesi in Dalaman / Türkei: www.dalamananadolu.k12.tr

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