Warum sollte man denn Deutsch lernen?
Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltungen im Rahmen des Tags der offenen Tür im Goethe Institut in Izmir wobei auch der „Europäische Tag der Sprachen, offiziell der 26. September jeden Jahres, noch einmal in Erinnerung gerufen werden sollte.
Auch die Ankunft des Reisebusses „Deutsch Unterwegs – Almanca Yollarda“, der auch in diesem Jahr wieder eine große Tour als Werbebus zum Erlernen der deutschen Sprache unter gleichzeitiger Vermittlung von landeskundlichen Aspekten Deutschlands durch die Türkei reist, war im Tagesprogramm enthalten.
Im Jahr 2001 hatte man im Europarat inBrüssel einen „Europäischen Tag der Sprachen“ eingeführt, der zur Wertschätzung aller europäischer Sprachen und deren kultureller Hintergründe ebenso beitragen sollte wie er auch den Europäern die Vorteile der Mehrsprachigkeit näher bringen soll. Gleichzeitig war große Bedeutung auf die Förderung der individuellen Mehrsprachigkeit (mindestens 2 Sprachen in der Ausbildung) gelegt worden, die in dem Bologna Protokoll niedergeschrieben und von allen Europäischen Staaten als Ziel in der Ausbildung am Ende der Schulzeit unterschrieben wurde. Auch die Türkei hatte seiner Zeit das Protokoll zum Erlernen der zweiten Fremdsprache mit unterschrieben.
Seither wird dieser Tag jedes Jahr gefeiert, damit die Förderung der Sprachen möglichst in Erinnerung bleibt. Die EU fördert eine Vielzahl von Ereignissen und Veranstaltungen in vielen Ländern, die an diesem besonderen Tag mit Aktionen auf sich aufmerksam machen.
Die Sprachen in Europa
• Offizielle Sprachen:
o in dem Europa der Sechs : Deutsch, Französisch, Italienisch und Niederländisch (das Luxemburgische gilt heute als halboffizielle Sprache)
o im Europa der Neun : die vorigen 4 + Dänisch und Englisch (seit kurzem gilt auch das Irische als neue offizielleSprache)
o im Europa der Zehn : die vorigen 6 + Griechisch
o Europa der Zwölf : die vorigen 7 + Portugiesisch und Spanisch (= Kastilisch; das Katalanische gilt derzeit als halboffizielle Sprache)
o Europa der Fünfzehn : die vorigen 9 + Finnisch und Schwedisch
o Europa der Siebenundzwanzig : die vorigen 11 + (von Nord nach Süd) Estnisch, Lettisch, Litauisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Slowenisch, Ungarisch, Bulgarisch, Rumänisch, Maltesisch.
• Halboffizielle Sprachen : Luxemburgisch / Katalanisch
• Nichtoffizielle: k.A.
Außerhalb der Europäischen Union
• Rätoromanisch (4. Landessprache der Schweiz)
• Russisch
• Tatarisch (russ. autonome Republik Tatarstan)
• Baschkirisch (russ. autonome Republik Baschkortostan)
• Komi (russ. autonome Republik Komi)
• Weissrussisch
• Ukrainisch
• Moldauisch/Rumänisch (Moldawien)
• Gagausisch (Autonome territoriale Einheit Gagausien, Teil Moldawiens)
• Serbisch
• Mazedonisch
• Albanisch
• Kroatisch
• Bosnisch
• Türkisch
• Norwegisch (Bokmål)
• Norwegisch (Nynorsk)
• Isländisch
• Färöisch (Färöer Inseln)
• Katalanisch (in Andorra)
So sollte während des Tags der offenen Tür auf diese besonderen Umstände im Rahmen einer Podiumsdiskussion hingewiesen werden, deren Einführung der Institutsleiter Roland Schmidt selbst vornahm. Er wies in seiner Rede auch auf die besondere Problematik vieler Eltern nach der Wahl der zweiten Fremdsprache hin, denn nebenDeutsch kommen in der Türkei auch Russisch als Sprache eines starken Handelspartners, Arabisch als Spracheeines großen Interessengebiets der Türkei selbst, aber auch Französisch als „solch schöne“ Sprache in Frage. Gerade erst hat es eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem französischen Kulturinstitut und dem Goethe Institut in Izmir gegeben.
In vielen Gesprächen zeigt sich aber kontinuierlich, das Deutsch aus einer Vielzahl von Gründen für türkische Familien zumindest Platz zwei in der Rangliste hinter Englisch belegt. Die Argumente für Deutsch liegen nicht nur in der historisch engen Verknüpfung zwischen der Türkei und Deutschland, in den starken wirtschaftlichen Verflechtungen sondern vor allem auch in der Kultur der Sprache selbst mit einer Vielzahl bekannter Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart, mit einer Kultur von Kunst und Musik und zu guter Letzt auch in starken wirtschaftlichen Zukunftschancen, wo Deutschland in seiner Technologie vielfach Führungspositionen inne hat.
Auf diese Problematik konnte besonders Frau Karin Schmidt von der Dokus Eylül Universität hinweisen, die neben vielen weiteren Tätigkeiten besonders für die Beratung von Studenten verantwortlich ist, die zum Zweck eines Praktikums oder auch für ein Studium nach Deutschland möchten. Sie verwies in ihrem Diskussionsbeitrag auf die besonders alte Geschichte der deutschen Universitäten, die bis ins 14. Jahrhundert zurück reicht, fast immer kostenfrei für In- und Ausländer eine hochqualifizierende Bildung vermittelt. So werden zurzeit etwa 15.000 Studienprogramme an deutschen Universitäten vermittelt, von denen lediglich 10% in einer Fremdsprache, also Englisch, angeboten werden. Ein weiterer Grund für alle Interessenten eines Praktikums oder einer Ausbildung inDeutschland, die deutsche Sprache zu erlernen.
Zum weiteren Rahmenprogramm des Tags der offenen Tür gehörte eine musikalische Einleitung am Klavier durch Emre Nurbeyler, einige Schnupperkurse Deutsch, eine Lesestunde für Kinder, sowie die Ausstellungseröffnung „Mein Lieblingsort in Berlin und in Izmir“, eine Text-Bilder Collage, die von Studenten der Dokus Eylül Universität inIzmir als Studenten für Deutsch sowie an der Freien Universität Berlin von Studenten der Fakultät Türkisch gemeinsam erarbeitet worden ist und nun im Goethe Institut ausgestellt wird. Besucher sind jeder Zeit willkommen.
Ein buntes Rahmenprogramm mit selbstgebackenem Kuchen, einem großen Bücherflohmarkt sowie einigen Überraschungsaktionen rundeten den Tag der offenen Tür ab.