Die Kinder der Sonne - Ein Film von Wiltrud Kremer

Türkei - Die Kinder der Sonne

Harran, tief unten im Südosten der Türkei. Einen Steinwurf entfernt von der syrischen Grenze. Die Sonne ist untergegangen, ein Feuer spendet Licht.

Rund um das Feuer Menschen mit rätselhaften Zeichen auf den Armen, auf der Schulter, auf den Füßen, im Gesicht. Die einen sind jung, die anderen ein paar Generationen älter. Die einen aus Istanbul, die anderen aus den Dörfern Mesopotamiens. Der Film stellt kulturelle Traditionen vor und begibt sich auf eineReise zu den großen historischen Schauplätzen Anatoliens.

Film auf Einsfestival: Wiederholung 5.07.2013 9.45 Uhr

Fragende, neugierige Blicke in den Gesichtern der Istanbuler, in den Gesichtern der "Kinder der Metropole". Was bedeuten die graublau schimmernden verblassten Zeichen, wie wurden sie gemacht? Was erzählen sie über dieGeschichte und Kultur der Menschen im Zweistromland, über die Wiege der Menschheit?

Zelal Gökce will sich ein Tatoo machen lassen. Kein modernes. Sie möchte eines dieser mythischen, archaischen Zeichen auf der Haut wie die Frauen aus Harran sie tragen. Sie weiß, dass es weh tut, wenn das schwarze Gemisch aus Asche, Muttermilch und Gallenflüssigkeit mit der Nadel unter ihre Haut gebracht wird, aber sie möchte es trotzdem haben. Die Frauen aus Harran sind arabischer Herkunft. Zelal ist Kurdin, Sängerin, lebt inIstanbul. Mit ihr aus Istanbul angereist sind Aris Nalci, Journalist armenischer Abstammung und Fatih Serdaroglu. Fatih bemalt die Körper der hippen Jugend in Istanbul. Tätowieren ist wieder "in" in der Türkei. Fatih ist ein Profi der modernen Tätowierkunst. Er ist hier, weil er sich für die alten Traditionen interessiert. Fatih ist türkischer Abstammung.

In Harran treffen sie sich mit den "Kindern der Sonne", so nennen sich selbstbewusst die jungen Menschen in Mesopotamien, der sonnigsten Region der Türkei. Einer Vielvölker-Region wie die gesamte Türkei. Auch die "Kinder der Sonne" sind Nicht-Türken: Kurden, Araber, Armenier, Zaza. Seit Kemal Atatürk hatten sie Türken zu sein, mussten ihre Identität verleugnen. Auf der Suche nach ihrer Zukunft in der Türkei"zwischen Allah und Atatürk" entdecken sie ihre verborgene Vergangenheit. Die geheimnisvollen Zeichen, die die Männer und Frauen im Südosten der Türkei tragen sind ein Teil davon. Sie trugen sie als Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrem Stamm. Sie trugen sie als Glücksbringer und als Schutz vor dem Unglück. Deswegen ist die Reise zu den rätselhaften Zeichen auch eine Reise zu den großen historischen Schauplätzen im Südosten Anatoliens: Harran mit seinen konisch zulaufenden Bienenkorbhäusern aus Lehm oder "Göbekli Tepe", nach heutigem Wissensstand die älteste Kultstätte der Welt, erbaut vor elftausend Jahren. Ihre Steine und Pfeiler sind mit uralten Symbolen geschmückt, Vorlagen und Inspiration für die Zeichen auf der Haut, Zeichen, die damals wie heute von Wünschen, Träumen, und Ängsten erzählen.

Ein Film von Wiltrud Kremer

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