Yaşar Kemal - Der Wind aus der Ebene

Yaşar Kemal - Der Wind aus der Ebene

Yaşar Kemals, am 6. Oktober 1923 als Kemal Sadık Gökçeli geboren,  Geburtsort Hemite lag in der Provinz Adana, gehört heute aber mit dem Ortsnamen Gökçedam zu Osmaniye.

Seine Eltern kamen während des Ersten Weltkrieges als kurdische Zuwanderer aus dem Dorf Ernis in der Provinz Van in die Çukurova.

Sein Vater Sadık verdiente seinen Lebensunterhalt als Orangenverkäufer und brachte es dabei zu relativem Wohlstand.

Yaşar Kemal hatte eine schwierige Kindheit. Bei einem Unfall verlor er sein rechtes Auge. Als Vier- oder Fünfjähriger musste er zusehen, wie sein Vater in einer Moschee beim Gebet erstochen wurde.

Yaşar Kemal ging zunächst im Dorf Berhanlı und später in der Kreisstadt Kadirli zur Schule. Die Mittelschule besuchte er in Adana und verdiente gleichzeitig seinen Lebensunterhalt in einer Baumwoll-Fabrik. Später arbeitete er als Baumwollarbeiter und Aushilfslehrer.

Yaşar Kemal wurde während seines Werdegangs dreimal inhaftiert. 1951–1963 war er als Journalist tätig und schrieb für die Tageszeitung Cumhuriyet. Zu diesem Zeitpunkt begann er den Namen Yaşar Kemal zu verwenden. 1962 trat er der Türkiye İşçi Partisi (Arbeiterpartei der Türkei) (TIP) bei und übernahm dort wichtige Funktionen.

Er wurde zum kritischen und aktiven Beobachter der Politik in der Türkei. Er setzte sich stets für die Einhaltung der Menschenrechte und für die Menschen Anatoliens, einschließlich der Kurden, ein.

Yaşar Kemal war ein überzeugter Sozialist und gleichzeitig ein kritischer Beobachter sozialistisch gesinnter Staaten, in denen die Arbeiter nicht wirklich regierten. So meinte er bei einem Interview mit dem bekannten türkischen Journalisten Abdi İpekçi, dass er sowohl gegen diejenigen sei, die die Arbeiter ausplündern und unterdrücken, als auch gegen diejenigen, die im Namen der Arbeiter an die Macht kommen wollen. Er war stets der Überzeugung, dass die Arbeiterklasse ihre eigene sozialistische Staatsform selbst aufbauen müsse.

Sein wohl populärstes Werk ist „Memed mein Falke“ (1955), das auch verfilmt wurde. Es ist die Geschichte eines Bauernjungen, der aus Wut über die diktatorische und ausbeuterische Herrschaft des Großgrundbesitzers Abdi Aga über fünf Dörfer in der Çukurova zum Räuber, Rebellen und Rächer seines Volkes wird. Der in über 40 Sprachen übersetzte Roman wurde zu einer Legende. In türkischen Kaffeehäusern wurde er vorgelesen, wandernde Sänger erzählten ihn nach. 1984 wurde der Roman von Peter Ustinov mit geringem Erfolg verfilmt. Darsteller waren Peter Ustinov (Abdi Aga), Herbert Lom, Denis Quilley, Michael Elphick und Simon Dutton (Memed).

Auf Deutsch erschien das Werk von Yaşar Kemal 1992 im Unionsverlag in Zürich.

Yaşar Kemal erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen und wurde 1972 für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen. 1984 erhielt er in Frankreich den Orden der Ehrenlegion und wurde damit zum Commandeur de la Légion d’Honneur ernannt.

1997 erhielt Yaşar Kemal den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Laudatio auf den Preisträger sagte Günter Grass unter anderem:

„In Yaşar Kemals Büchern ist die Darstellung des Rassenwahns als Ausdruck offizieller Regierungspolitik kenntlich. Deshalb ist der Autor den Herrschenden lästig. Deshalb zerren sie ihn immer wieder vor Gericht. Deshalb musste er Gefängnis und Folter erleiden. Deshalb - und um rechtsradikalen Anschlägen zu entgehen - suchte er im Ausland einige Jahre lang Zuflucht. Doch er kehrte nach Istanbul zurück und wird dort, wo er in seinerSprache und deren Legenden gebettet ist, weiterhin der herrschenden Regierung lästig bleiben.“

2007 wurde Yasar Kemal mit Ute Bock der Weltmenschpreis des Weltmenschvereins in Baden bei Wien verliehen.

Am 4. Dezember 2008 wurde Kemal mit dem Kulturpreis des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül ausgezeichnet. Die Verleihung dieses höchsten türkischen Kulturpreises an Kemal erfolgte in Anwesenheit von Regierungschef Erdoğan. „Dass mir dieser Preis zugesprochen wird, möchte ich als Zeichen dafür sehen, dass politische Standfestigkeit und der Kampf für Frieden und Menschenrechte nicht länger ein Grund zur Ausgrenzung sind und dass sich allmählich ein Weg zum Frieden in unserer Gesellschaft öffnet“, erklärte Kemal bei der Entgegennahme.

Der Wind aus der Ebene

Wenn der Wind die Disteln aufwirbelt, dann ist für die Bewohner des weltabgeschiedenen Dorfes hoch im Taurusgebirge die Zeit zum Aufbruch gekommen. Männer, Frauen, Kinder, Alte, Gebrechliche und Kranke - keiner bleibt zurück. Mit allem Hab und Gut, mit Pferden, Hühnern, Eseln, Kindern ziehen sie hinunter in die Ebene, um sich als Tagelöhner zu verdingen. Auf den Baumwollfeldern der Großgrundbesitzer wollen Sie verdienen, was sie zur Bezahlung der Schulden und zum Überleben im harten Winter brauchen.

Aber in diesem Jahr schafft es der alte Halil nicht mehr zu Fuß. Mit der zähen, tyrannischen Mutter Meryemce kämpft er verbittert um den Platz auf der klapprigen Mähre des langen Ali. Als das Pferd zusammenbricht, wird die fröhlich begonnene Reise zu einer Höllenfahrt durch die grausame Natur und archaische Leidenschaft.

Die "Anatolische Trilogie" gilt als der Höhepunkt in Kemals Werk.

Bibliografie Yaşar Kemal

Der Memed-Zyklus

İnce Mehmed (dt.: Mehmed mein Falke), 1955

İnce Mehmed II (dt.: Die Disteln brennen. Memed II), 1969

İnce Mehmed III (dt.: Das Reich der Vierzig Augen. Memed III), 1984

İnce Mehmed IV (dt.: Der letzte Flug des Falken. Memed IV), 2003

Die Anatolische Trilogie

Orta Direk (dt.: Der Wind aus der Ebene), 1960

Yer Demir Gök Bakır (dt.: Eisenerde, Kupferhimmel), 1963

Ölmez Otu (dt.: Das Unsterblichkeitskraut), 1968

Teneke (dt.: Anatolischer Reis), 1962

Ağrıdağı Efsanesi (dt.: Die Ararat Legende), 1970

Binboğalar Efsanesi (dt.: Das Lied der tausend Stiere), 1971

Yılanı Öldürseler (dt.: Töte die Schlange), 1976

Kuşlar da Gitti (dt.: Auch die Vögel sind fort), 1978

Deniz Küstü (dt.: Zorn des Meeres), 1978

Yağmurcuk Kuşu (dt.: Salman), 1980

Die Inselromane

Fırat Suyu Kan Akıyor Baksana

dt.: Die Ameiseninsel, 1998

Der Sturm der Gazellen, 2006

Die Hähne des Morgenrots, 2008

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