Der Aufstieg des Christentums durch die Apostel

Der Aufstieg des Christentums

Der Aufstieg des Christentums aus dem Untergrund und der Illegalität zur Staatsreligion dauerte ungefähr 300 Jahre.

Die neue Lehre breitet sich durch die Missionstätigkeit der Apostel und ihrer Schüler schon in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Palästina, Syrien und Kleinasien aus.

Sie greift mit der 2. Missionsreise des Apostels Paulus nach Griechenland über und dringt bis Rom vor. Im Jahr 64 fallen dort Petrus und Paulus der Verfolgung unter Kaiser Nero zum Opfer.

Folgende Faktoren begünstigen unter anderem ein schnelles Wachstum des Christentums:

-         die weite Verbreitung jüdischer Keimzellen in der Diaspora als Keimzellen

-         die organisatorische Einheit des Weltreichs Rom mit sicheren Verkehrsverbindungen und schneller allgemeiner Kommunikation

-         der günstige Nährboden für eine humane und soziale Erlösungsreligion in den unteren Gesellschaftsschichten

-         die allgemeine Toleranz und der religiöse und philosophische Synkretismus der spätantiken römisch-hellenistischen Gesellschaft.

Die Mission konzentriert sich in den Städten. Das Christentum durchsetzt breite Schichten der Bevölkerung, besonders unter den Handwerkern, kleinen Kaufleuten, Soldaten und Sklaven. Es steht in heftiger Konkurrenz mit anderen Religionen östlicher Herkunft (Mithras Kult). Schwerpunkte bilden sich zunächst in den dicht besiedelten Provinzen des Ostens mit den führenden Großstadtgemeinden von Jerusalem, Antiochia und Ephesos. Ihnen folgen Griechenland und Makedonien mit Korinth, Thessaloniki und Philippi, dann Nordafrika mit Alexandria, Kyrene, später Hippo und Karthago.

Die hartnäckige Ablehnung von Kaiser und Götterkult provoziert den Konflikt mit der Staatsgewalt. Die Auflehnung einer ständig wachsenden Minderheit gegen die Staatsreligion erscheint als innere Gefahr. Die großen Christenverfolgungen unter den Kaisern Decius, Valerian und Diokletian seit Mitte des 3. Jahrhunderts sind Versuche, die Staatsräson mit absoluter Gewalt durchzusetzen. Die dauernde Unterdrückung einer wachsenden Bevölkerungsgruppe gefährdet aber den Staat mehr als die Toleranz. Das Christentum gewinnt durch Märtyrer an Durchschlagskraft, während unruhige Grenzvölker und Wirtschaftskrisen das Imperium bedrohen.

Konstantin der Große zieht nach dem Scheitern der diokletanischen Reichsreform die politischen Konsequenzen. Bei der Erneuerung der Reichseinheit baut er zwar den absoluten Staat Diokletians weiter aus, verbindet ihn aber mit der geistigen Macht des aufstrebenden Christentums. Er stellt die antike Einheit von Staat und Religion auf neuer Grundlage wieder her.

Das Toleranz Edikt von Mailand gewährt 313 völlige Religionsfreiheit. Bei offizieller Abschaffung des Staatskultes kommt sie einseitig dem Christentum zugute, das vom Kaiserhaus offen protegiert wird. 333 verlegt Konstantin in einem demonstrativen Akt seine Residenz: Konstantinopel wird – als Gegenpol zum alten heidnischen Rom – zum zweiten „Rom“ erhoben.

Der politische Schwerpunkt des Reiches verschiebt sich damit eindeutig zum Osten mit seiner größeren Bevölkerung und Wirtschaftskraft. 391 lässt Theodosius die Tempel schließen und erklärt das Christentum zur Staatsreligion. Seinem Tod folgt unmittelbar die Teilung des Reiches in zwei selbstständige Hälften.

Die beiden Sphären der mediterranen Welt, die westlich –römische und östlich-hellenistische – unter dem Imperium Romanum politisch und organisatorisch vereinigt – lösen sich wieder, zunächst politisch, dann religiös. Das geistliche Schwergewicht des Ostens mit der älteren christlichen Tradition und der überlegenen griechischen Philosophie gewinnt die Oberhand. Der Westen fällt kulturell und machtpolitisch zurück und gerät unter die Herrschaft der aus der Völkerwanderung hervorgehenden germanischen Staaten. Erst im Mittelalter, als der Osten an den Islam verloren geht, entsteht als neue Macht das christliche Abendland, politisch nicht geeint, mit Rom als geistigem Zentrum.

Das Christentum bildet sich innerhalb der römisch-hellenistischen Gesellschaft und Kultur der Spätantike. Beide durchdringen sich in einem Jahrhunderte langen Prozess. Die staatliche und gesellschaftliche Ordnung mit Ihren sozialen Gegensätzen und die Formenwelt der Spätantike verändern sich zunächst nicht. Nach dem Toleranz Edikt übernimmt die Oberschicht immer mehr die kirchlichen Ämter, die nun politisch Einfluss bedeuten. Die hierarchische Stufung des spätrömischen Kaiserreichs mit dem göttergleichen, nun apostelgleichen Herrscher von Gottes Gnaden verschmilzt mit der neuen kirchlichen Hierarchie. Diese Oberschicht, materiell begütert und hoch gebildet, orientiert sich im Lebensstil zumeist nach dem Kaiserhaus.

Geschichte

Kultur

Leben | Outdoor