Zieht euch warm an - Überlebenstricks der Wildtiere
Trotz der noch immer sommerlichen Temperaturen an der türkischen Rivierazwischen Antalya und Mersin jetzt im November, spürt man das Herannahen des Winters auch in der Türkei recht deutlich.
Auf dem Weg zurück nach Europa machten wir Halt in Izmir, wo es tagsüber zwar noch angenehm warm war, in der Nacht allerdings gingen die Temperaturen bedingt durch den kalten Wind aus den Bergen, bis fast zum Gefrierpunkt zurück. Unterwegs hatten wir bereits ersten Schnee auf den Bergen des Taurus gesehen und die Abfahrt von der Hochebene bei Denizli zeigte ebenfalls schon einige Schneefelder. Wohl dem, der jetzt über ein Zu Hause mit Heizung verfügt. Was macht eigentlich die Tierwelt in dieser Zeit? Ein großer Teil der Vogelwelt verlässt, wie jedes Jahr, rechtzeitig die kalten Regionen. Aber was machen all die verbleibenden Tiere? Lesen Sie hierzu den kurzen Artikel von Eva Goris, Sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung.
Wer jetzt draußen überleben will, muss ein dickes Fell haben! Den dichtesten Pelz hat sicher der Fischotter: 50 000 Haare wachsen etwa auf der Fläche eines Daumennagels. Viele Wildtiere haben ein Ober- und ein Unterfell und verdanken den Luftschichten zwischen den Haaren, dass sie vor strenger Kälte geschützt sind. Meist ist das Unterfell dicht und kurz. Wenn es knackig kalt ist, stellen die Tiere obendrein die Haare auf. Feldhasen wachsen zusätzliche Wollhaare. Sein Fell wird im Winter viel dichter und isoliert deshalb besser gegen Kälte. Im Haarkleid des Hasen staut sich Luft, die gegen Kälte isoliert.
Beim Rothirsch bestehen die Haare aus drei Schichten: der Mark- und der Rindenschicht sowie dem Oberhäutchen. Die Markschicht ist lufthaltig und sorgt so für effektiven Wärmeschutz, die Wollhaare sind besonders dicht. Das Winterhaar ist doppelt so lang wie das Sommerhaar. Der Fellwechsel bei Rotwild ist jetzt im Herbst. Das rötlichbraune Sommerfell, das dem Rothirsch seinen Namen gab, wird jetzt durch ein graubraunes Winterfell ersetzt.
Das Deckhaar der Wildschweine ist im Winter dunkelgrau bis braun-schwarz. Die borstigen Deckhaare sind länger als die Haare im Sommer. Darunter liegt die kurze dicke Unterwolle. Luftkammern im Wildschweinfell verhindern die Abgabe von Körperwärme. Im November ist der Fellwechsel bei Wildschweinen abgeschlossen. Sie rotten sich im Winter zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Außerdem haben sich Wildschweine – wie viele andere Wildtiere auch – eine dicke Speckschicht angefressen. So kommen sie gut durch den Winter.
Auch bei Enten und anderen Wasservögeln spielt Luft eine wichtige Rolle. Ein dichtes Federkleid schützt vor der Kälte. Zwischen den einzelnen Federn liegen Luftschichten, die wie Wärmeisolatoren funktionieren und den Vogelkörper vor dem Auskühlen schützen. „Viele Vögel machen sich obendrein dicke - sie plustern sich auf, um die Luftschichten zwischen den Federn noch zu vergrößern“, sagt Eva Goris. „Die Federn von Wasservögeln sind außerdem gefettet und wasserabweisend.“ Enten haben eine spezielle Fettdrüse am Schwanz, die Bürzeldrüse. Mit dem Schnabel nehmen sie das Fett aus der Drüse auf und verteilen es im Federkleid.
Kalte Füße haben Wasservögel im Winter selbst dann nicht zu fürchten, wenn sie auf zugefrorenen Teichen stehen. „Sie haben von Natur aus kalte Füße“, erläutert die Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Denn es strömt nur sehr wenig Blut in die Füße – und dieses Blut kühlt auf dem Weg dorthin von etwa 40 Grad auf sechs Grad ab.“ So können Enten auf dem Eis nicht festfrieren.
Eva Goris - Pressesprecherin
Deutsche Wildtier Stiftung
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