Eine Blindschleiche am Weg nach Abtsküche

Eine Blindschleiche am Weg nach Abtsküche

Wieder einmal hatte uns die fast schon herbstliche Sonne nach draußen gelockt und einmal mehr sollte unser Spaziergang zum kleinen See nach Abtsküche führen.

Eine Runde um den See herum war absolviert und einmal mehr hatten wir unterwegs eine kleine Baumkunde betrieben, hatten die in der Sonne dösenden Schildkröten beobachtet, als wir auf dem Rückweg auf Spuren einer Fuchs- oder Dachshöhle stießen, die recht frisch gegraben schien. Unser Forscherdrang war geweckt, besonders als wir bei näherer Betrachtung auf ein hier doch unerwartetes Tier stießen, einer Blindschleiche, die sich noch dazu durch unsere Anwesenheit nicht wirklich beunruhigen lies.

Blindschleichen gehören zur Familie der Echsen

b_450_450_16777215_00_images_leben_fauna_blindschleiche-1.jpgMit ihrem langen beinlosen Körper sieht die Blindschleiche einer Schlange zwar ziemlich ähnlich, doch biologisch zählt sie zu den Echsen. Ebenso täuscht der Name Blindschleiche, denn blind sind Blindschleichen auch nicht. Die Blindschleiche gilt als Kulturfolger und hat lange von Landschaftsveränderungen durch Menschen profitiert, da durch ihn auch viele strukturreiche, halboffene Biotope entstanden. In der modernen Zivilisationslandschaft erleidet die Blindschleiche aber hohe Verluste durch intensive Land- und Forstwirtschaft, Rekultivierungsmaßnahmen in Abbaugruben, das Mähen von Gras-Stauden-Randstreifen und Wiesen, die Beseitigung von Versteckplätzen und das „Aufräumen“ von „unordentlichen“ Böschungen und vielem mehr. In Siedlungsnähe stellt die Anwendung von Pestiziden wie Schneckenkorn eine immense Vergiftungsgefahr für Blindschleichen dar, denn Schnecken gehören bevorzugt zum Ernährungsplan der Blindschleichen.

Oftmals aus Unkenntnis und starker Abneigung gegenüber der vermeintlichen Schlange wird die völlig harmlose Blindschleiche auch heute noch in großer Zahl erschlagen oder zertreten, wenn man ihr begegnet. Dies kann lokal durchaus bestandsbedrohende Ausmaße annehmen. Von Hauskatzen werden Blindschleichen und andere Kleinreptilien gejagt und dabei oftmals zumindest verletzt. Durch ihr Verhalten, sich auf Wege zu legen, um Wärme zu tanken, fallen sehr viele Blindschleichen dem Fahrzeugverkehr zum Opfer. Sogar von Radfahrern werden sie oft nicht rechtzeitig erkannt und überfahren.

Blindschleichen gehören in die Kategorie schützenswerter Tiere

b_450_450_16777215_00_images_leben_fauna_blindschleiche-2.jpgTrotz dieser Verluste ist die Art in Mitteleuropa noch häufig und gilt im deutschsprachigen Raum als wenig gefährdet. Sie steht aber dennoch unter Natur- und Artenschutz und darf nicht gefangen oder verletzt werden. Insbesondere ist zu vermeiden, Blindschleichen an ihrem hinteren Körperabschnitt festzuhalten. Dies kann das Abwerfen des Schwanzes auslösen, wodurch das Tier zwar nicht stirbt, aber zeitlebens verstümmelt bleibt.

Gerne nutzen Blindschleichen geschützt gelegene trockene Sonnenplätze, beispielsweise auf Totholz, dunklem Humusboden und Torf oder auf alten Grashaufen, die sich in Nachbarschaft zu etwas feuchteren, aber auch leicht erwärmbaren, nicht zu schattigen Versteckplätzen befinden. An besonders günstigen gelegenen Versteckplätzen finden sich oft mehrere Tiere gleichzeitig ein.

Fressfeinde, aber der Mensch bleibt die größte Gefahrenquelle

b_450_450_16777215_00_images_leben_fauna_blindschleiche-3.jpgDie Blindschleiche hat ihrerseits viele Fressfeinde, darunter andere Schlangen, Säugetiere sowie zahlreiche Vögel. In Siedlungsnähe des Menschen sind vor allem Hauskatzen, Hunde und Hühner eine Gefahr für Blindschleichen. In Bedrängnis und wenn sie ergriffen werden winden sich die Tiere hin und her und scheiden dabei oft Harn und Kot aus der Kloake ab. Zu Beißversuchen gegenüber dem Angreifer kommt es nur äußerst selten. Schließlich kann ein Schwanzstück abgeworfen werden, das dann noch minutenlang heftig zappelt und zuckt. Dies ist vor allem gegenüber Vögeln und Säugern eine effektive Ablenkungsmaßnahme.

Die Morgen- und Abendstunden werden auch zur Thermoregulation genutzt, indem die Blindschleiche ein Sonnenbad nimmt oder sich in der Abenddämmerung auf eine die Tageswärme abstrahlende Oberfläche legt – das sind oft auch Asphaltstraßen und andere Wege, auf denen die Tiere dann in großer Zahl überfahren werden.

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