Biber in der Unstrut bei der Burg Wendelstein
- Geschrieben von Portal Editor
Während eines Spaziergangs entlang der Unstrut von Roßleben nach Memleben, stießen wir am Ufer auf Nagespuren, wie sie nur der Biber erstellen kann – Nagespuren an den Weiden und Erlen und entsprechende Späne am Grund.
Wobei sich der hiesig ansässige Biber dann doch etwas zu viel zugemutet hatte, denn fällen konnte dieses Exemplar die mächtige Erle im ersten Ansatz nicht.
Dabei ist es gerade das Fällen von Bäumen, dass den Biber innerhalb der Habitate der Menschen in solch schlechtes Licht rücken lies: Biber schädigen die Forstwirtschaft. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden tatsächlich teilweise auch ausgewachsene Bäume angenagt oder gar gefällt. Handelt es sich um forstwirtschaftlich finanziell interessante Baumarten, kann der Schaden beträchtlich sein, so die Forstwirtschaft in der Vergangenheit. Gerade als ob die Monokulturen derselben Forstwirtschaft nicht wesentlich größere Schäden angerichtet hätten.
Erste Biberpopulationen siedeln sich wieder an
Über 400 Jahre war der Biber aus Thüringen und Sachsen-Anhalt verschwunden. Nur noch die Ortsnamen wie Bibra im Grabfeld, Bibra bei Kahla, Bad Bibra, Bobeck, Bebra und Biberbach belegten, dass der kräftige Nager einst hier heimisch war. Zum Verhängnis wurde ihm die rücksichtslose Bejagung im gesamten Verbreitungsgebiet aufgrund der angeblich von ihm verursachten Schäden:
Durch das Aufstauen von Gewässern kommt es zu Überschwemmungen an Gewässerrandbereichen. Fichtenmonokulturen reagieren empfindlich auf Staunässe und können deshalb absterben. Dammbauten von Bibern in Straßennähe oder an Unterführungen können zu Unterspülungen führen.
Manchmal werden Wohnhöhlen in Hochwasserschutzdeichen angelegt. Diese führen im Hochwasserfall zu instabilen Deichen und im schlimmsten Fall zum Deichbruch. Durch geeignete Maßnahmen an den gefährdeten Stellen kann das Problem vorbeugend umgangen werden.
Im Sommerhalbjahr nutzt der Biber auch Feldfrüchte (Zuckerrübe, Mais) in Gewässernähe. Fraßschäden auf Feldern wurden mehrfach berichtet.
Tatsächlich so gewichtige Gründe zum fast vollständigen Ausrotten der Biber?
Heute wird der Biber zwar nicht mehr bejagt, hat aber mit anderen Problemen zu kämpfen: denn Flüsse und Gewässer wurden schiffbar gemacht, eingedeicht und begradigt. Die Auen wurden erschlossen und bebaut und werden zum Teil intensiv bewirtschaftet.
Heute kümmern sich die verschiedenen Organisationen um die Rückbesiedlung durch den Biber, so erarbeitet das NABU Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes und zur Minimierung von Gefährdungen. Gewässeranliegern und -bewirtschaftern, Jägern, Anglern sowie Land- und Forstwirten werden bewährte Möglichkeiten aufgezeigt, mit dem Biber konfliktfrei zu leben und zu wirtschaften.
In zaghaften Schritten hat der Biber auch den Unstrut-Hainich-Kreis erreicht. In ganz Deutschland soll es einmal über 100.000 Tiere gegeben haben, bis sie auf der Jagd nach Fell, Fleisch und dem als Heilmittel eingesetzten Bibergeil vom Menschen fast ausgerottet worden wäre.
Schwimmhäute und lederartiger Schwanz – ein perfektes Wassertier
Mit seinem spindelförmigen Körper, einem breiten, abgeplatteten, mit lederartiger Haut bedeckten und unbehaarten Schwanz, Kelle genannt, und den Schwimmhäuten ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Die Kelle dient als Steuer beim Abtauchen sowie zur Temperaturregulation und als Fettdepot. Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen; so können Biber bis zu 20 Minuten tauchen.
Biber besiedeln Fließgewässer in allen Größenkategorien, vom Fluss erster Ordnung bis hin zum Entwässerungsgraben. Ebenso kann er alle Formen von Stillgewässern annehmen, vom Weiher oder Altwasser bis hin zum See. Stehen ihm nur mangelhafte Lebensräume zur Verfügung, zeigt sich der Biber mitunter sehr anpassungsfähig und siedelt sich auch an außergewöhnlichen Plätzen an, beispielsweise inmitten von Ortschaften oder direkt an Autobahnen, wo dann Gehölzpflanzungen nicht selten die wichtigste Nahrungsquelle darstellen.
Wohnkessel, Biberburg und Staudamm – typische Biberbauten
In der Biberburg leben die Altbiber mit bis zu vier Jungen, oft noch mit Jungtieren aus dem Vorjahr. Im Mai wird der behaarte und von Geburt an sehende Nachwuchs geboren, davor müssen die vorjährigen Jungen den Bau verlassen haben. Die jungen Biber sind anfangs wasserscheu, werden aber von der Mutter einfach ins Wasser geworfen und so an das Leben im Wasser gewöhnt.
Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er bevorzugt Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen und Laubbäume, wie Espen, Erlen und Pappeln. Von den von ihm gefällten Bäumen verzehrt er die Zweige, die Astrinde und die Blätter. Eigentlich ist er jedoch ein pflanzlicher Allesfresser, er ernährt sich auch von Gräsern und Schilf.
Der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv. Beim Abholzen verwendet er eine „Sanduhrtechnik“; dabei wird das Holz in Form einer Sanduhr benagt, bis der Baum fällt. Je nach Härte des Holzes kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 Zentimeter dicken Baum fällen.
Die Biberbauten bestehen aus Wohnbauten und Biberdamm, teils ins ufernahe Erdreich gegraben, teils aus herbeigeschlepptem Baumaterial errichtet: lose Äste, Zweige, Steine, Schlamm und durch den Biber gefällte Bäume bis zu einem Stammdurchmesser von 80 Zentimeter.
Der Eingang zum Wohnkessel ist immer unter dem Wasserspiegel, der Wohnkessel selbst liegt über Wasser. Der Wohnraum im Inneren kann einen Durchmesser bis zu 120 Zentimeter und eine Höhe bis zu 60 Zentimeter erreichen. Ist die Uferböschung steil genug, gräbt sich der Biber eine Höhle hinein und vernetzt sie mit Biberröhren. Das können Fressröhren, Fluchtröhren und Spielröhren sein. Befindet sich im Biberdamm oder in einem inselartigen, vollständig von Wasser umgebenen Bauwerk aus geeignetem Baumaterial ein Wohnbau, spricht man von Biberburg. Fällt der Wohnbau trocken, wird er verlassen, da dann Feinde erleichterten Zugang haben.
Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und sogar künstliche Teiche anlegen. Der Damm trägt primär dazu bei, einen Wasserstand über dem Eingang zum Wohnbau von möglichst 60 Zentimeter und einen sichernden Wasserbereich um die Burg herum zu gewährleisten. Biberdämme in fließenden Gewässern sind bei starken Regenfällen bedroht, fortgerissen zu werden. Biber können ihren Damm öffnen, um Hochwasser rascher ablaufen zu lassen und ihren Damm so zu schützen. Damit regulieren sie den Wasserstand ihres Gewässerbereiches und ermöglichen so, dass auch empfindlichere Wasserpflanzen im Teich gedeihen, welche dem Biber als Nahrung dienen können. Biberdämme bedürfen insbesondere in Fließgewässern ständiger Aufwendungen.
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