Maiglöckchen – kann etwas so schönes giftig sein?

Maiglöckchen – kann etwas so schönes giftig sein?

Die herrliche Maienluft mit blauem Himmel, leichtem Wind und dem Geruch aufblühender Grüns lädt immer wieder zu ausgiebigen Spaziergängen ein.

Besonders wenn man die Natur liebt, sind allein die so unterschiedlichen Düfte in der Luft jeden Spaziergang wert. Nach dem kräftigen Duft des Bärlauchs ist es jetzt das kleine, zierliche Maiglöckchen, dass seinen Duft verströmt. Leider recht selten geworden, hatten wir das Glück, einige Plätze am Waldrand von Billroda zu entdecken, die dicht mit Maiglöckchen besiedelt waren. Man ist geneigt, sich gleich ein Sträußchen zu pflücken, jedoch ist Vorsicht geboten.

Maiglöckchen – alle Pflanzenteile sind giftig!

b_450_450_16777215_00_images_leben_flora_maigloeckchen-1.jpgDas Maiglöckchen wird von Fachleuten insgesamt als sehr stark giftig eingestuft, wobei alle Pflanzenteile giftig sind, insbesondere aber die Blüten und die Früchte. Untersuchungen konnten 38 Glycoside in den Pflanzen nachweisen, die sich von 9 Aglyka ableiten lassen. Entsprechend vielfältig sind die Vergiftungserscheinungen: Bei äußerlichem Kontakt mit der Pflanze können Haut- und Augenreizungen auftreten. Bei Aufnahme durch den Mund können Übelkeit, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, Schwindel und Brustbeklemmung auftreten. Zunächst tritt hoher Blutdruck und rascher Puls, später verminderter Blutdruck, sehr langsame und tiefe Atmung und schließlich kann sogar Herzstillstand eintreten. Nach dem Genuss von einer bis fünf Beeren sind höchstens kurzzeitige Sinusarrhythmien beobachtet worden, meist keine Symptome. Bei größeren Mengen, ……, also ist Vorsicht durchaus angebracht.

Durch Beeren, Blüten und Blätter sind besonders Kinder gefährdet. Bei der Aufnahme von Teilen der Pflanze sollten unbedingt der Giftnotruf oder ein Arzt konsultiert werden. Mit den Blättern des Maiglöckchen wird z. B. Bärlauch beim Sammeln immer wieder verwechselt, wobei eigentlich der typische Knoblauchgeruch von Bärlauch für den klaren Unterschied sorgt.

Weiße Blüten in niedlicher Glockenform

b_450_450_16777215_00_images_leben_flora_maigloeckchen-2.jpgDas Maiglöckchen zeigt in Regel zwei bis drei Laubblätter, die direkt aus dem Wurzelwerk entspringen. Zwischen März und Juni entwickeln sich in einem mehr oder weniger traubigen Blütenstand fünf bis zehn nickende, breitglockige Blüten. Jede Blüte steht über einem häutigen, 4 bis 20 mm langen, lanzettförmigen Tragblatt, das etwa halb so lang wie das 5 bis 11 mm lange Blütenstielchen ist und dieses an der Basis umhüllt. Kennzeichnend für die Blüten des Maiglöckchens ist der charakteristische, intensiv süßliche Duft, über den potenzielle Bestäuber angelockt werden. Bestimmend für die Duftnote gilt das aromatische Aldehyd Bourgeonal.

Das Maiglöckchen ist in fast ganz Europa bis hin zum Kaukasus weit verbreitet. Im südeuropäischen Raum sind seine Bestände gewöhnlich auf Gebirgslagen begrenzt. Andere Arten der Gattung Convallaria sind in Ostasien und Nordamerika beheimatet, Zuchtformen des Maiglöckchens, wie z. B. die blass-rosa blühende Sorte 'Rosea', sind weltweit verbreitet.

Im Gebirge ist das Maiglöckchen bis in Höhenlagen von 1900 Metern auf Bergmatten, Geröllhalden und in lichten Gebüschen beheimatet. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil am Lachenkopf nahe der Jöchelspitze bis zu 1820 Meter Meereshöhe auf.

Das Maiglöckchen bevorzugt sommerwarme Klimalagen und halbschattige Standorte. Es gedeiht sowohl auf kalkreichen als auch auf sauren Böden. In sehr schattigen Waldlagen bildet die Pflanze oftmals nur Blätter, jedoch keine Blüten aus. Die Ausbreitung erfolgt hier überwiegend vegetativ über die Wurzelausläufer. Das Maiglöckchen keimt auf Mullboden und ist hierbei auf Wurzelpilze angewiesen.

Das gesellig wachsende Maiglöckchen gilt als Klassen-Charakterart der Buchen- und sommergrünen Eichenwälder Europas. In trockenen bis leicht feuchten, lichten Laubwäldern, insbesondere in Buchen- und Eichenwäldern mittleren Artenreichtums und lichten Kiefernwäldern bildet es oft dichte Bestände aus.

Maiglöckchen als Zierpflanze im Garten

b_450_450_16777215_00_images_leben_flora_maigloeckchen-3.jpgTrotz seiner Giftigkeit wird das Maiglöckchen oft auch als Zierpflanze im Garten besonders für Gehölzgruppen und schattige Rabatten eingesetzt. Es bevorzugt halbschattige Standorte. Der versierte Gärtner empfiehlt eine Kompostauflage im Herbst.

Das Maiglöckchen wird auch als Schnittblume und Topfpflanze angebaut. Bei der vegetativen Vermehrung durch Teilung der Rhizome ist zu beachten, dass im ersten Jahr, wenn das „Auge“ austreibt, nur Blätter gebildet werden; erst im zweiten Jahr entwickeln sich dann die Blüten. Maiglöckchen findet man auch in vielen Parks und Gärten.

Die Stadt Drossen (heute Ośno Lubuskie, Polen) war bis 1945 wegen der dortigen Maiglöckchenzucht als die „Maiblumenstadt“ bekannt. Ein heutiges, bekanntes Anbaugebiet ist die Samtgemeinde Elbmarsch in der Nähe von Hamburg.

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