Fladenbrot backen - Gemeinschaft Sirtköy fördern

Herstellung von Fladenbrots

Auf dem Rückweg von Etenna mussten wir das Bergdorf Sirtköy durchqueren, wobei uns einige uralte Steinhäuser aufgefallen waren, die es zu fotografieren lohnte.

Entsprechend parkten wir das Fahrzeug, gingen eine Schritte durch das Dorf, wobei wir auch auf eine Gruppe von Frauen trafen, die sich mit der Herstellung von Fladenbrot in großen Mengen beschäftigten. Natürlich war unser Interesse geweckt, zumal neben dem Fladenbrot auch noch Käse und Kräuter bereit standen, um frisches Brot damit zu belegen. Unmittelbar war die Einladung der Dörflerinnen erfolgt, sich ihrem Kreis anzuschließen. Das halbe Dorf hatte sich versammelt und wir erfuhren im Gespräch, das es in Sirtköy üblich ist, sich zur Erstellung der Wochenration Fladenbrot zu versammeln und gemeinsam zu backen.

Fladenbrot gilt gemeinhin als die früheste Entwicklungsstufe des Brotes und ist direkt aus dem ältesten Getreiderezept, dem Brotbrei, hervorgegangen. Durch das Sesshaftwerden der Menschheit in Verbindung mit dem Beginn des Ackerbaus zählt der Brotbrei bis heute weltweit zu den wichtigsten "Gerichten". Den Ägyptern und Sumerern war der auf heiße Steine aufgebrachte Getreidebrei, der zum Fladenbrot ausgebacken wurde, mindestens seit dem 5. Jahrtausend vor Christus bekannt. In Europa war die Herstellung von Fladenbrot aus Hirse, Gerste und Weizen, teilweise vorher geröstet und nur grob zerquetscht, bereits aus dem 3. Jahrtausend vor Christus bekannt.

Die Rezepturen für Fladenbrot bestehen im Wesentlichen aus zerstoßenem oder gemahlenem Getreide, das mit Wasser vermischt wird. Der Teig ist überwiegend ungesäuert und wird meist ohne Hefe zubereitete. Da solche Teigzubereitungen nur wenig aufgehen, wird er in dünnen Fladen gebacken – die fertigen Brote sind nur Millimeter bis ein Zentimeter dick. Fladenbrote sind weltweit in allen Ackerbau betreibenden Kulturen bekannt und sind auch heute die am weitesten verbreitete Zubereitungsart von Brot.

In der Türkei, im Iran und den angrenzenden Ländern gibt es neben ähnlich, dünnen Fladenbrot "Lawasch", die auf türkisch auch Yufka genannt werden, auch mehrere Zentimeter dicke Fladenbrote aus Hefeteig, in der Türkei Pide genannt werden. Die griechische, etwas dünnere Variante heißt Pita. Verständlicherweise haben sich im Laufe der Geschichte verschiedene Varianten herausgebildet, die auch weitere Zutaten aufweisen. Unsere Dörflerinnen verwendeten nur Mehl, Wasser und etwas Salz, das von Hand verknetet und dann zu einem etwa faustgroßen, flachen Fladen geformt wurde.

Kurz vor dem Backen wurde dieser Fladen mit einem dünnen Holzstab ausgerollt, der dann zum Backen auf den kreisrunden Backofen aufgelegt wurde. Um ein Ankleben zu vermeiden, wurde die Backfläche hin und wieder mit Olivenöl eingerieben. Der metallische Backofen wird mit Holzscheiten, kleinen Ästen und Zweigen beheizt. Der eigentliche Backvorgang dauert nur wenige Minuten, schon ist das Fladenbrot fertig.

Hin und wieder wird ein Fladenbrot mit krümeligem Käse und Kräuter belegt, etwas Butter aufgepinselt und nach dem Backvorgang zusammengerollt und gegessen. Sehr lecker.

Natürlich bringt das gemeinsame Backen nicht nur mehr Freude und Spaß, es erfüllt auch gleichzeitig wichtige soziale Aspekte, die nicht allein im Austausch von Informationen bestehen. Es ist fast so etwas wie ein kleines Dorffest, wenn der Backtag ansteht.

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