Amsterdam und das Viertel De Wallen – attraktiv aber speziell
- Geschrieben von Portal Editor
Während unseres Rundgangs durch das Amsterdamer Viertel De Wallen wurde uns schnell klar, dass das Viertel wirklich sehr speziell ist, aber es gehört zu Amsterdam wie die Grachten, der Käse und die unglaublich vielen Fahrräder. Nicht umsonst gilt Amsterdam als besonders tolerant:
So gehört auch das Rotlichtviertel De Wallen, die Amsterdamer China Town und die bedeutsame Oude Kerk genauso dazu. Besonders interessant und sehr hintergründig die Tatsache, dass es jeden Tag unzählige Touristen hierherzieht: Sie kommen einfach nur, um mal zu gucken.
Chinatown, Rotlichtviertel und Oude Kerk
Wir waren vom Campingplatz aus mit den Rädern in den Stadtteil De Wallen gefahren, hatten die Räder dann wohl gesichert auf einem Radstellplatz zurückgelassen und waren zum Burgturm „De Waag“ gegangen (heute ein bekanntes Restaurant); das markante Gebäude sollte auch später nochmal unser Ausgangspunkt sein.
1488 wurde eine Burganlage zur Verteidigung der Stadt mit dem Namen Sint Antoniespoort angelegt, die gleichzeitig auch als Stadttor diente. Das Gebiet wurde ab 1614 ausgebaut und die Verteidigungsanlage 1617/1618 zur Waage umgebaut. Zu dieser Zeit hieß der Platz Lastage.
Ein Teil des Kanales Kloveniersburgwal wurde trockengelegt, um einen neuen Marktplatz anzulegen, daher der Name Nieuwmarkt. Anfangs diente er als Viehmarkt und Hinrichtungsplatz, verurteilte Straftäter kamen hier unter die Guillotine. Im 14. Jahrhundert feierten die Bewohner zweimal im Jahr ein Volksfest auf dem Plein, was regelmäßig in Auseinandersetzungen endete. Der Gemeindevorstand verbot daraufhin 1876 die Kirmesattraktion, was zu einem „Volksaufstand“ führte.
Direkt in der Seitenstraße beginnt bereits Amsterdams Chinatown. Die Chinesen kamen in den 1920er Jahren überwiegend als Seeleute in die Stadt. Heute haben sie Restaurants und Supermärkte eröffnet, in denen man sehr gute, traditionelle chinesische Küche ausprobieren kann. Im Viertel liegt auch der Buddhistische Tempel He Hwa, der für die Einwanderer erbaut wurde.
Oude Kerk – eine Kirche direkt im Rotlichtviertel
Schon allein die Lage der Oude Kerk ist etwas Besonderes: Man würde wohl kaum eine Kirche mitten im Rotlichtviertel vermuten. Doch genau hier zwischen den leichtbekleideten Damen in den Schaufenstern findet man die Oude Kerk, das älteste noch erhaltene Bauwerk der niederländischen Hauptstadt. Gleich neben der Oude Kerk liegt das alte Bethanienkloster am Nieuwemarkt. Das Kloster wird bis heute von Nonnen bewohnt.
Wir waren in Richtung der alten Kirche unterwegs, vorbei an Coffeeshops und Bordellen, in denen leichtbekleidete Damen in den Schaufenstern sitzen. Das Viertel gehörte zu den ersten weltweit, in denen Prostitution erlaubt wurde. Bis heute findet man die Prostituierten in den Schaufenstern der Bordelle sitzen. Für diese Schaufenster wurde Amsterdam bekannt.
Die Prostitution wurde den De Wallen in den letzten Jahren allerdings deutlich eingeschränkt. Seit diesen Maßnahmen kann es sich wieder über mehr Besucher freuen! De Wallen konnte dadurch eine Entwicklung zum Szeneviertel erleben.
Hier im Viertel werden einfach alle so akzeptiert, wie sie sind. Man findet entlang der Straßen alle paar Meter Schwulen- und Lesbenkneipen, kann sich aber auch an kleinen Kunstateliers oder kleinen alternativen Restaurants erfreuen. Mal eben schnell eine kostenlose Ausstellung ansehen und einen neuen Künstler ganz nebenbei im Café genauer kennenlernen - wo ist das schon möglich?
Oude Kerk, das älteste Gebäude Amsterdams.
Die Kirche wurde bereits im 13. Jahrhundert gebaut, als sich an ihrem jetzigen Standort bereits eine kleine Kapelle mit umliegendem Friedhof befand. Schon um 1300 entstand eine selbstständige Pfarrkirche, die von ihren Baumeistern als gotische Hallenkirche gestaltet wurde. Zahlreiche kleinere Kapellen wurden rund um die Hallenkirche gruppiert und ein höherer Turm kam ebenfalls hinzu. Im 15. Jahrhundert erreichte jedoch der Bildersturm die Oude Kerk, deren Inneres dabei größtenteils zerstört wurde.
Bis heute konnte sie jedoch als kleineres Gotteshaus neben der später erbauten "Nieuwe Kerk" erhalten werden. Erst als diese errichtet wurde, erhielt auch die "Oude Kerk" ihren Namen, um auf den besonderen Status der Kirche als das älteste Gotteshaus der Stadt hinzuweisen. Die Nieuwe Kerk wurde schließlich in den Status der Krönungskirche der niederländischen Könige erhoben. Für die Oude Kerk blieb dagegen das Rotlichtviertel als Umgebung, welches sich in dieser Zeit immer mehr etablierte. Heute plant man rund um die Kirche mehr Läden und Restaurants anzusiedeln und damit den Rotlichtbereich weniger dicht an die Kirche heranrücken zu lassen.
Auf den ersten Blick wirkt die Oude Kerk in ihrem Inneren sehr schlicht, jedoch offenbaren sich beim zweiten Hinsehen einige Schätze: Hier sind unter anderem Saskia van Uylenburgh, die Ehefrau des großen Künstlers Rembrandt, und der Kapitän auf dessen bedeutendstem Gemälde "Die Nachtwache", Frans Banning Cocq, beerdigt. Besonders ist bei einer Besichtigung der Kirche auch der Blick auf die Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Das Musikinstrument mit der hohen Anzahl von insgesamt 53 Registern wurde von einem norddeutschen Orgelbauer gebaut. Vier Glocken läuten in der Kirche, sie symbolisieren Glaube, Liebe, Hoffnung und Freiheit. Auch ein sogenanntes Carillon, ein aus Frankreich stammendes Glockenspiel, beherbergt die Kirche.
Für die Besichtigung der Kirche wird Eintritt verlangt, dieser bewegt sich jedoch im für die Stadt normalen Bereich und wird größtenteils für die Erhaltung des Gotteshauses genutzt. Neben Gottesdiensten finden in der Oude Kerk auch großartige Orgelkonzerte sowie die eine oder andere sehenswerte Ausstellung statt. Oft sind es junge Künstler, die in der Kirche ausstellen dürfen. Sie arbeiten oft im Viertel De Wallen, wo sich auch die Oude Kerk befindet und das in den letzten Jahren auch durch seine lebhafte Kunstszene auf sich aufmerksam machen konnte.
Ebenfalls im Viertel De Wallen gelegen findet man eine geheime Kirche auf einem Dachboden. Heute befindet sich dort das Museum Amstelkrieg, welches nach dem Reichsmuseum das zweitälteste Museum von Amsterdam ist. Die Geschichte der Dachbodenkirche beginnt im 17. Jahrhundert, als katholische Gottesdienste im protestantischen Amsterdam verboten waren. Die Anhänger des Katholizismus ließen sich jedoch nicht beirren und hielten ihre Gottesdienste über mehr als 200 Jahre auf dem Dachboden ab. Eine faszinierende Geschichte, die das Museum nacherzählt.
Amsterdam und das Viertel De Wallen – Attraktiv, aber speziell - weitere Details
Einführung – Eine Stadt der Kontraste
Amsterdam begeistert. Zwischen wunderschönen Grachten, hippen Cafés und historischen Gebäuden liegt ein Viertel, das auf den ersten Blick provoziert – De Wallen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Es ist mehr als nur ein Rotlichtviertel.
Zwischen Grachtenidylle und urbanem Lifestyle
Die Stadt schafft es, scheinbar Gegensätzliches miteinander zu verbinden. Und nirgendwo zeigt sich das deutlicher als in De Wallen, wo Geschichte, Erotik, Kunst und Tourismus aufeinandertreffen.
Warum Amsterdam polarisiert – besonders De Wallen
Für manche ist es ein Ort der Freiheit, für andere ein Zeichen von Verfall. Und genau das macht De Wallen so spannend – es regt zum Nachdenken an.
Was ist De Wallen überhaupt?
Ein historisches Viertel mit bunter Geschichte
De Wallen ist das älteste Viertel Amsterdams. Es liegt rund um die Oude Kerk und ist heute weltweit bekannt als Rotlichtbezirk – mit Schaufenstern, Coffeeshops und Museen.
Zwischen Rotlicht, Kultur und Tourismus
Hier mischen sich Touristen mit Künstlern, Fotografen mit Feiernden, Einheimische mit neugierigen Entdeckern. Ein bunter Mix – manchmal chaotisch, aber stets faszinierend.
Die Lage – Mitten im Herzen von Amsterdam
Nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt
Wer in Amsterdam ankommt, muss nicht weit gehen. In zehn Minuten bist du in De Wallen – ideal für einen Spaziergang bei Tag oder Nacht.
Leicht erreichbar, schwer zu vergessen
Man kann sich dem Viertel kaum entziehen. Es zieht dich rein – mit seiner Atmosphäre, seinen Gerüchen, Geräuschen und Geschichten.
Historischer Rückblick auf De Wallen
Vom mittelalterlichen Handelszentrum zum Szeneviertel
Im Mittelalter war hier das wirtschaftliche Zentrum der Stadt – mit Tavernen, Handwerkern und Seeleuten. Und wo es Seeleute gab, da kam das Rotlicht ganz natürlich dazu.
Der Wandel über die Jahrhunderte
Was einst versteckt und tabuisiert war, wurde mit der Zeit legalisiert und institutionalisiert – ein weltweit einzigartiges Beispiel für pragmatische Gesellschaftspolitik.
Das Rotlichtviertel – Mythos und Realität
Fensterprostitution als Teil der Kultur
Ja, es gibt sie wirklich: die beleuchteten Fenster mit den Frauen dahinter. Aber vieles läuft geregelt ab – mit Anmeldung, Gesundheitschecks und klaren Regeln.
Die rechtliche Lage in den Niederlanden
Prostitution ist legal, reguliert und besteuert. Damit unterscheidet sich De Wallen deutlich von vielen anderen Städten dieser Welt.
Tourismus in De Wallen
Zwischen Neugierde und Respekt
Viele kommen aus purer Neugier. Wichtig ist: Respektiere die Menschen hier – vor und hinter dem Glas. Keine Fotos, keine Pöbeleien.
Geführte Touren und neue Perspektiven
Es gibt tolle Touren, die nicht nur das Rotlicht beleuchten, sondern auch Kunst, Geschichte und Wandel des Viertels thematisieren.
Die Atmosphäre – Zwischen schrill, sicher und surreal
Lichter, Geräusche, Menschenmassen
De Wallen ist ein Erlebnis. Es blinkt, es riecht, es lebt. Ein Viertel, das niemals stillsteht – und das macht es so faszinierend.
Warum es nachts besonders faszinierend ist
Wenn die Fenster rot leuchten und die Straßen voller Leben sind, wird De Wallen zur Bühne. Eine Mischung aus Filmkulisse und Realität.
Kultur trifft Rebellion – Museen, Street Art und Cafés
Besondere Spots wie das Prostitutionsmuseum
Im Red Light Secrets Museum kannst du hinter die Kulissen blicken – wortwörtlich. Eine Ausstellung über Menschen, Geschichten und Systeme.
Coole Cafés und kreative Orte abseits der Masse
Abseits der Hauptstraßen findest du charmante Cafés, alternative Kunstprojekte und Street Art, die zum Nachdenken anregt.
Kulinarik im Viertel
Von holländischen Klassikern bis Streetfood
Ob Kibbeling, Stroopwafel oder internationale Küche – hier kommt jeder auf seine Kosten.
Empfehlenswerte Lokale in der Nähe
Das "The Bulldog Palace" ist Kult, aber auch versteckte Bistros und moderne Food-Spots laden zum Verweilen ein.
Sicherheit in De Wallen
Polizei, Kameras und Stadtregeln
Das Viertel ist erstaunlich sicher. Viel Präsenz von Polizei und Kameras sorgt für Ordnung, auch nachts.
Tipps für sicheres Erkunden
Bleib in der Gruppe, trinke mit Maß, lass Wertsachen zu Hause und vermeide Provokationen.
Zwischen Kritik und Faszination
Stimmen von Einheimischen und Politik
Nicht alle sind begeistert. Viele Einheimische fühlen sich durch den Massentourismus gestört. Die Stadt plant Reformen, etwa strengere Regeln und neue Besuchskonzepte.
Zukunft des Viertels – ein Balanceakt
Das Viertel soll authentisch bleiben, aber respektvoller und sicherer werden. Eine Herausforderung für Stadt und Gesellschaft.
Alternativen und angrenzende Stadtviertel
Jordaan, Oud-West & Co. als ruhigere Optionen
Wer es ruhiger mag, weicht auf angrenzende Viertel aus – mit Grachten, Vintage-Shops und Kunstgalerien.
Amsterdam zeigt sich vielfältig
Jedes Viertel hat seinen eigenen Charakter – entdecke auch das moderne Amsterdam außerhalb der Altstadt.
De Wallen bei Tag vs. Nacht
Ganz andere Stimmungen – zwei Erlebnisse
Tagsüber wirkt alles ruhiger, fast charmant. Nachts verwandelt sich das Viertel in ein Spektakel.
Wann du deinen Besuch am besten planst
Für Einsteiger ist der späte Nachmittag ideal – du bekommst beide Seiten zu sehen, ohne überfordert zu sein.
Do’s & Don’ts im Rotlichtviertel
Verhaltenstipps für respektvolle Besucher
Kein Gaffen
Keine Fotos von Personen in den Fenstern
Höflich bleiben, nicht kommentieren
Kein offenes Kiffen in engen Gassen
Was du auf keinen Fall tun solltest
Keine Fotos, keine Respektlosigkeit, keine Aggressivität – ganz einfach.
Fazit – Ein Viertel, das dich nicht kaltlässt
De Wallen ist mehr als ein Rotlichtviertel – es ist ein Spiegel gesellschaftlicher Debatten, ein Ort voller Geschichte, Kultur und Gegensätze. Wer offen und respektvoll durch die Gassen geht, erlebt ein Stück Amsterdam, das emotional, überraschend und unvergesslich ist.
FAQs zum Viertel De Wallen in Amsterdam
1. Ist ein Besuch von De Wallen gefährlich?
Nein, das Viertel ist gut überwacht und bei normalem Verhalten sehr sicher.
2. Darf man Fotos machen?
Nicht von Menschen in den Fenstern! Architektur ja, Personen nein.
3. Ist Prostitution hier legal?
Ja, in den Niederlanden ist sie legal und geregelt.
4. Wann ist die beste Besuchszeit?
Am späten Nachmittag oder frühen Abend – du bekommst Tag und Nacht mit.
5. Gibt es auch familienfreundliche Touren?
Ja, es gibt kulturell orientierte Führungen, bei denen Inhalte altersgerecht erklärt werden.
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