Gideon Freiherr von Laudon und die Befreiung Belgrads
- Geschrieben von Portal Editor
Immer wieder tun sich Zusammenhänge auf, die wohl zunächst kaum zu vermuten waren, selbst wenn man geschichtlich interessiert und bedingt durch unsere Projektarbeit gerade auf dem Balkan viel unterwegs ist.
So hatten wir Belgrad und seine Festung besucht und waren dort nicht nur auf die starke Präsenz türkischer Artefakte gestoßen, auch auf einen Namen, der uns nun hier im Wienerwald während einer ausgedehnten Wanderung wieder begegnen sollte: Gideon Freiherr von Laudon. Was haben nun also Belgrad, die Türken und Gideon von Laudon miteinander zu tun, so die Fragestellung? Hier müssen wir nun etwas ausholen!
Osmanen auf dem Balkan – bis vor die Tore Wiens
Das Osmanisches Reich war Anfang des 14. Jahrhunderts als regionaler Herrschaftsbereich (Beylik) im nordwestlichen Kleinasien im Grenzgebiet des byzantinischen Reichs unter dem Dynastiebegründer Osman I., von mutmaßlich nomadischer Herkunft, entstanden. Dieser löste sich aus der Abhängigkeit vom Sultanat der Rum-Seldschuken, welches nach 1243 unter die Vorherrschaft des mongolischen Ilchanats geraten war und seine Macht in Schritten eingebüßt hatte. Hauptstadt des osmanischen Reiches war ab 1326 Bursa, ab 1368 Adrianopel und schließlich seit 1453 Konstantinopel.
Zur Zeit der größten Ausdehnung des Osmanischen Reiches im 17. Jahrhundert, erstreckte es sich von seinen Kernlanden Kleinasien und Rumelien nordwärts bis in das Gebiet um das Schwarze und das Asowsche Meer, westwärts bis weit nach Südosteuropa hinein. Jahrhundertelang beanspruchte das Osmanische Reich politisch, militärisch und wirtschaftlich eine europäische Großmachtrolle neben dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich und England.
Gideon Freiherr von Laudon – Befehlshaber in Kroatien
Die Familie der Laudons lässt sich seit dem 15. Jahrhundert in Livland nachweisen. Gideon von Laudon selbst behauptete, mit dem schottischen Adelsgeschlecht der Earls of Loudoun verwandt zu sein, jedoch ist diese Verwandtschaft wohl doch eher rein fiktiv. 1732 trat er im Alter von 15 Jahren in russische Dienste und nahm im Jahre 1734 während des Polnischen Thronfolgekrieges an der Belagerung von Danzig teil. 1735 zog er mit den russischen Hilfstruppen an den Rhein und danach wieder an den Dnepr, wo er in den Jahren 1736 bis 1739 im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg kämpfte. Nach dem Frieden von Belgrad fuhr er nach Sankt Petersburg, um sich über mehrere Vorkommnisse zu beschweren. Als seinen Beschwerden nicht nachgegeben wurde, trat er aus der russischen Armee aus.
Viele Jahre später als Befehlshaber in Kroatien schlug Gideon Freiherr von Laudon im 8. Österreichischen Türkenkrieg im August 1788 die Türken bei Dubitza und erstürmte Novi. Im Feldzug von 1789 eroberte er an der Spitze des kroatisch-slowenischen Heers Türkisch-Gradisca. Während des krankheitsbedingten Ausfalls des Feldmarschalls Andreas Hadik von Futak erhielt er den Oberbefehl über das Hauptheer, konnte dann am 8. Oktober Belgrad und Semendria einnehmen und beendete, zum Generalissimus ernannt, erfolgreich den Feldzug gegen die Türken.
Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Gideon Freiherr von Laudon in die Liste der „berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1864 vom Bildhauer Cyprian Godebski aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst.
Im Heeresgeschichtlichen Museum, Saal II, befindet sich eine Vitrine, in welcher persönliche Gegenstände Gideon von Laudons ausgestellt sind, so sein Großkreuz samt Bruststern des Maria-Theresia-Ordens, der Laudon für seine Tapferkeit in der Schlacht bei Hochkirch 1758 verliehen worden war; sein Dreispitz, Degen und sogar sein Rasierzeug. Über der Vitrine befindet sich ein monumentales Ölgemälde mit dem Reiterporträt Laudons, über das Schlachtfeld bei Kunersdorf reitend.
Eine 1812 gefertigte Büste wird in der „Ruhmeshalle der Deutschen“ Walhalla ausgestellt.
Und seine Grabstelle befindet sich inmitten des Wienerwalds, auf die wir fast schon per Zufall stießen und die uns zu diesem kleinen Exkurs in die Geschichte animierte. Viel Spaß bei der weiteren Recherche.
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