Belgrad - Osmanische Eroberung und Türkenkriege

Belgrad - Osmanische Eroberung und Türkenkriege

Für Sultan Mehmed II. waren – nach dem Fall von Konstantinopel – Belgrad und der Abschluss der Eroberung Serbiens die Voraussetzung zum Griff nach Mitteleuropa.

Am 4. Juli 1456 befehligte er die erste große Belagerung Belgrads und führte sie selbst an. Die christlichen Verteidiger, geführt von Johann Hunyadi, konnten diesen Angriff der neuen osmanischen Weltmacht nicht nur erfolgreich abwehren, sondern vielmehr den im Kampf verwundeten Sultan und das osmanische Heer in panikartiger Flucht vertreiben.

Ein wesentlicher Faktor war die von Stefan Lazarević zuvor nach Erkenntnissen orientalischer und Kreuzfahrerburgen ausgeführte aufwendige Neukonstruktion der Burg, mit einer turmreichen und wassergrabenbewehrten Kastellburg, mit mächtigem Donjon und einer äußeren Graben umgebenen großen Doppelmauer, mit stark geschützten Toren. Nach dem Sieg, der nach damaliger Ansicht das Schicksal der Christen entschied, ordnete Kalixt III. das Mittagsläuten an, das bis heute in allen Kirchen der Welt ertönt. Auch das Fest der Verklärung Christi erinnert daran, da die Nachricht über den christlichen Sieg am 6. August in Rom eintraf.

Belgrad unter Osmanischer Oberhoheit

b_450_450_16777215_00_images_serbien_osmanen-1.JPGErst unter Süleyman I. konnte Belgrad am 28. August 1521 eingenommen werden. Der Verlust der Schlüsselfestung war, wie der zeitgenössische Diplomat Busbecq am Hofe Süleymans berichtete, verantwortlich für den folgenden Verlust Ungarns sowie die Ausweitung des osmanischen Reiches über Buda hinaus bis vor die Tore Wiens.

Die ungarischen Truppen zogen sich zurück, die serbischen Einwohner wurden nach Konstantinopel umgesiedelt, und einige der serbischen Besatzungen der Donauflotte traten als Segler in die osmanische Marine ein. Die Stadt avancierte zum Verwaltungszentrum des Sandschaks Smederevo.

Die Reliquie des serbischen Nationalheiligen Sveti Savas

So wurden neben der Donauflotte auch die serbischen Martolos hier stationiert. Die Christen der Stadt brauchten keine Steuern zu bezahlen, hatten aber für den Erhalt der Festung zu sorgen. Im Jahr 1594 wurde ein serbischer Aufstand gewaltsam unterdrückt und als Rache dafür die Reliquie des serbischen Nationalheiligen Sveti Savas auf dem Vračar verbrannt. Zur Erinnerung an diesen Frevel wurde an dieser Stelle im 20. Jahrhundert die Gedenkkathedrale des Heiligen Sava errichtet.

Nur eine Moschee und ein Mausoleum (Türbe) überdauern die Zeitläufte

b_450_450_16777215_00_images_serbien_osmanen-2.JPGIn osmanischer Zeit war Belgrad eine wichtige Handelsstadt an der Karawanenstraße zwischen Buda und Konstantinopel, in der Kaufleute und Händler unterschiedlicher Herkunft (Türken, Armenier, Griechen und Roma) lebten. Nach Evliya Çelebi hatte Belgrad im Jahr 1660 98.000 Einwohner, von denen 21.000 nicht islamischen Glaubens waren. Durch die lange osmanische Herrschaft prägten orientalische Wohnbauten die Stadt noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Dennoch wurde fast das gesamte osmanische kulturelle Erbe vernichtet: Von den im 17. Jahrhundert erwähnten 217 Moscheen, 160 Palästen (Sarays), sieben öffentlichen Bädern (Hammāms), zahlreichen Märkten mit ihren Basarbauten, sechs Karawansereien und mehreren Hanen, 17 Derwischklöstern (Tekken), acht islamische Hochschulen (Medresen) und neun Rechtshochschulen (darülhadis) haben nur eine Moschee und ein Mausoleum (Türbe) die Zeitläufte überdauert.

Türkenkriege und die heilige Liga

b_450_450_16777215_00_images_serbien_osmanen-3.JPGNach der erfolgreichen Abwehr der Türken vor Wien 1683 konnte die Heilige Liga im Großen Türkenkrieg die Osmanen bis hinter Belgrad zurückdrängen. Die Belagerung Belgrads unter dem Kommando von Max Emanuel endete am 6. September 1688 mit der Einnahme der Stadt. Die kaiserlichen Truppen konnten Belgrad insgesamt drei Mal erobern (1688–1690, 1717–1739, 1789–1791), jedoch nicht dauerhaft halten. Wegen dieser ständigen Kämpfe gaben die Osmanen Belgrad die Bezeichnung Dar Ul Jihad (Haus des Krieges). Die Eroberung Belgrads unter Eugen von Savoyen in der Doppelschlacht von Belgrad brachte im Jahr 1717 das spätere Volkslied Prinz Eugen, der edle Ritter hervor, das in seiner Adaption als Kunstlied noch in den Balladen der Klassik bis zur Musikmoderne rezipiert wurde.

Das Monument des Ferman vor dem Stambol Tor im Kalemegdan erinnert an den 19. April 1867, als ein Ferman (Dekret) des Sultans Abdul Aziz den Abzug des letzten türkischen Festungskommandanten Ali-Pascha Rizas und der türkischen Besatzung einleitete und Fürst Mihailo symbolisch die Stadtschlüssel überreicht wurden. Damit endeten fast 350 Jahre türkischer Herrschaft in Belgrad.

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