Karlsbader Thermalquellen – geschichtliche Entwicklung
- Geschrieben von Portal Editor
Die Heilwirkung der Karlsbader Thermalquellen war wohl schon im 14. Jahrhundert bekannt gewesen. So gibt es zur Entdeckung der warmen Quellen die Sage, wonach ein durstiger Hirsch mit seinen Hufen die erste warme Quelle freigelegt haben soll.
Daran erinnert auch der der so genannte Hirschensprung (Jelení skok) oberhalb des Tals der Teplá mit der Hauptpromenade.
Zunächst für Bäder dann für Trinkkuren genutzt
Am 14. August 1370 verlieh der böhmische König und römisch-deutsche Kaiser Karl IV. der Stadt Karlsbad dieselben Freiheiten und Rechte, welche die benachbarte Stadt Elbogen besaß. Die Quellen wurden zunächst für Bäder genutzt, ab dem 16. Jahrhundert auch für Trinkkuren. 1522 erschien die erste schriftliche Abhandlung über die Heilkraft der Quellen.
Am 9. Mai 1582 wurde die Stadt von einem starken Hochwasser überschwemmt und am 13. August 1604 durch einen Brand fast völlig zerstört. Auch der Dreißigjährige Krieg hinterließ seine Spuren. Karlsbad erholte sich nur langsam. 1707 bestätigte ihr Kaiser Joseph I. jedoch alle Privilegien als freie Königsstadt. Der Kurbetrieb wurde vor allem 1711 und 1712 durch die Besuche des russischen Zaren Peters des Großen gefördert. 1711 wurde das erste Kurhaus der Stadt erbaut. 1759 vernichtete ein erneuter Brand wiederum einen großen Teil Karlsbads. Die Nutzung für Kuren wurde danach entscheidend durch den Arzt David Becher gefördert. Er hatte eine Schrift über die Kurbehandlung in Karlsbad veröffentlicht und die Förderung des Karlsbader Sprudelsalzes angeregt. 1795 wurde eine Kurgebühr eingeführt, mit deren Hilfe die Stadt wieder aufgebaut werden sollte.
1819 fand in der Stadt die Karlsbader Konferenz statt, auf der der österreichische Kanzler Fürst Metternich in den Karlsbader Beschlüssen alle Staaten des Deutschen Bundes auf eine strenge Pressezensur und andere Maßnahmen gegen die seit den Befreiungskriegen bestehenden Demokratiebestrebungen festlegte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte der Badebetrieb einen wesentlichen Aufschwung. Der Balneologe und kaiserliche Leibarzt Josef von Löschner verhalf mit seinen Publikationen über die böhmischen Bäder und die Wirkung ihrer Heilwässer Karlsbad zu einer Blütezeit als Kurort von Weltruf. Entscheidend dafür war der Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz im Jahr 1870. Zunächst wurde der Betrieb auf der Strecke Karlsbad–Eger aufgenommen und kurz darauf folgte die Strecke Prag–Karlsbad.
Am 24. November 1890 wurde die Stadt wieder von einem Hochwasser heimgesucht.
Anleihe über 500 Mark der Stadt Karlsbad vom 1. Oktober 1892
In Meyers Konversationslexikon von 1898 ist über die Kur in Karlsbad zu lesen: „Man trinkt des Morgens 3-6 Becher und gebraucht sowohl Mineralwasser- und Dampfbäder als auch mit vielem Erfolg Moorbäder, zu denen die Schlammerde dem Franzensbader Moorlager entnommen wird.
Von Wichtigkeit sind auch die Quellenprodukte von Karlsbad und zwar das Sprudelsalz, welches durch Abdampfung der Sprudelquelle gewonnen wird. Die jährliche Versendung an Karlsbader Mineralwasser betrug über 1 Mill. Flaschen und Krüge, an Sprudelsalz und Sprudelseife über 23.000 kg.“
1756 kamen in der Kursaison 134 Familien und Ende des 19. Jahrhunderts waren es im Mittel 26.000 Kurgäste, diese Anzahl stieg 1911 auf nahezu 71.000.
In der Stadt bestehen gut erhaltene historische Kureinrichtungen, darunter die Weiße Kolonnade, die Marktkolonnade (1883 von Fellner und Helmer), die Mühlbrunnkolonnade (1871–1881 von Josef Zítek), die Parkkolonnade (Gartenkolonnade), die Sprudelkolonnade (1969–1975 von Prof. Votruba) und die Schlosskolonnade (1911–1913 von Friedrich Ohmann). In allen genannten Kolonnaden sind Heilbrunnen (pramen) untergebracht, deren Temperatur teilweise über 60° Celsius liegt.
Schlangenquelle in der Parkkolonnade
Karlsbad besitzt zwölf Quellen, noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde über 18 alkalisch-salinische Mineralquellen berichtet. Die bekannteste und stärkste Quelle befindet sich in den Weißen Kolonnaden und wird Sprudel (Vřídlo) genannt. Sie ist 72 °C heiß, schießt bis 14 Meter in die Höhe und hat eine Schüttung von 2000 Litern pro Minute. Insgesamt sind im zentralen Kurortgebiet 89 Austritte von mineralisierten Thermalwässern dokumentiert, 19 davon sind gemäß dem Kurortgesetz zugelassene, natürliche Heilwässer. Es handelt sich um hypotonisches, stark mineralisiertes Quellwasser des Typs Na-HCO3SO4Cl (alkalisch, glaubersalzhaltig).
Die Anwendungen der Karlsbader Heilquellen sind vielfältig: Störungen des Verdauungssystems, Stoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Gicht, Übergewicht, Parodontose, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Leber-, Gallen-, Gallengangs- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie onkologische Leiden. Die abführende Wirkung des Heilwassers ist auf das Glaubersalz zurückzuführen. Diese Wirkung auf den menschlichen Organismus ist erwünscht, daher sollten empfindliche Personen wie Kinder und schwangere Frauen das Heilwasser nur eingeschränkt trinken.
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