Durch den Burgpark Hradschin zur Deutschen Botschaft Prag
- Geschrieben von Portal Editor
Nach unserem Anstieg zur Burg von Prag, die tschechisch mit Hradčany (zu deutsch: der Hradschin oder Burgstadt) bezeichnet wird, wählten wir den Weg durch die Parklandschaft in Richtung des Aussichtsturmes Petřín, der dem Eiffelturm nachempfunden und über 60 Meter hoch ist.
Der Petřín wurde im Jahr 1891 für Besucher geöffnet.
Am Rande des Parks und unterhalb des Petřín befindet sich die Deutsche Botschaft im dortigen Prager Palais Lobkowitz. Ab August 1989 geriet die Prager Botschaft in den Blickpunkt der Medien, als DDR-Bürger dort in Massen Zuflucht suchten. In den folgenden Wochen besetzten Tausende das Gelände, worauf die DDR-Behörden einlenkten und ab 30. September insgesamt 17.000 ihrer Bürger die Ausreise in die Bundesrepublik erlaubten. Am 3. November erlaubten die ČSSR-Behörden den DDR-Bürgern die unreglementierte Ausreise in den Westen und hob somit ihren Teil des Eisernen Vorhanges, was als eine der wichtigsten Vorstufen zum Fall der Berliner Mauer und für die folgende Deutsche Wiedervereinigung gilt.
Flüchtlinge wurden freigekauft - Rechtsanwalt Vogel
„DDR-Flüchtlinge hat es in unserer Prager Botschaft immer gegeben, seit wir (1974) das Palais Lobkowicz bezogen hatten“, so Hermann Huber, Botschafter von Dezember 1988 bis 1992. Bereits vier Jahre vor seinem Amtsantritt musste er in Prag aushelfen, um eine größere Welle von 160 Flüchtlingen zu versorgen. Diese wurden vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (BMB) durch Vermittlung des damalig für seine Aktivitäten recht bekannten Rechtsanwalt Vogel freigekauft.
Im Vorfeld der (fast komplett) gewaltfreien Revolutionen von 1989 wurde das Gelände der Botschaft als Zufluchtsort von Flüchtlingen aus der DDR bekannt. Im Sommer jenes Jahres wagten es einige DDR-Bürger, vom Prager Hauptbahnhof den Weg über die Moldau hinweg in die bundesdeutsche Botschaft zu gehen. Am 19. August 1989 lebten rund 120 Flüchtlinge dort, täglich kamen 20 bis 50 weitere hinzu. Am 23. August schloss Botschafter Hermann Huber auf Weisung des Außenamtes das Barockpalais für den Publikumsverkehr. Die Konsularabteilung wurde vorübergehend in ein Prager Hotel verlegt, um den Botschaftsstatus aufrechterhalten zu können.
Trabant und Wartburg prägen das Bild in der Umgebung
Der Ansturm auf das Botschaftsgelände ging jedoch weiter, weitere Flüchtlinge erzwangen sich Zutritt, teils an den nachlässiger werdenden tschechoslowakischen Polizisten vorbei durch das Tor, oder durch Klettern über den Zaun, was teilweise zu Verletzungen führte. Im Park der Botschaft wurden Zelte und sanitäre Anlagen aufgestellt und ein Schulbetrieb für Kinder wurde eingerichtet. Verlassene Fahrzeuge der Marken Trabant und Wartburg prägten das Bild der Umgebung; die DDR bemühte sich alsbald um einen Abtransport der stummen Zeugnisse. Die sanitären Bedingungen in der Botschaft spitzten sich im Laufe des Septembers zu, zeitweise hielten sich 4000 Flüchtlinge gleichzeitig auf dem von Regenfällen durchnässten Gelände auf. Hauptbeschäftigung war das stundenlange Schlange stehen vor den WCs, in knöcheltiefem Schlamm. Teils heftige Auseinandersetzungen fanden mit Personen statt, die man der Stasi-Tätigkeit verdächtigte.
Der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher traf am Abend des 30. September 1989 ein. Er kam von Verhandlungen mit den damaligen Außenministern der Sowjetunion (Eduard Schewardnadse), der DDR (Oskar Fischer) und der ČSSR (Jaromír Johanes) am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Versammelten Journalisten sagte er, er möchte ihnen keine Mitteilung machen, da er zunächst mit den Deutschen aus der DDR sprechen wolle. Um 18:58 Uhr gab er vom Balkon des Palais aus bekannt:
„Liebe Landsleute,
wir sind zu Ihnen gekommen,
um Ihnen mitzuteilen,
dass heute Ihre Ausreise
(Tausendfacher Aufschrei und Jubel)
… in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden ist.“
Das Satzende ging im auf das Stichwort „Ausreise“ hin aufbrausenden Jubel der im Hof kampierenden, ausreisewilligen DDR-Flüchtlinge unter. Eine Gedenktafel auf dem Balkongeländer erinnert an die bewegenden Worte. Die in Verhandlungen erreichte Möglichkeit der indirekten Ausreise in die Bundesrepublik, per Zug mit Umweg über das Gebiet der DDR zwecks Aufrechterhaltung der Fassade einer regulären Ausreise von dort, wurde jedoch anschließend in Zwischenrufen ängstlich hinterfragt, da eine Verhaftung durch DDR-Organe wegen einer Flucht aus der DDR zunächst noch befürchtet wurde.
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