Edirne - Verkehrsknotenpunkt im Drei-Ländereck

Edirne - Verkehrsknotenpunkt im Drei-Ländereck

In der Reihe der namentlich bekanntesten Städte der Türkei folgt Edirne meistens unter den ersten Zehn genannten, denn vielen Reisenden in die Türkei ist diese Stadt im Dreiländereck zwischen Griechenland, Bulgarien und der Türkei als Grenzübergangsort nicht neu.

Dies gilt auch für Reisende per Autozug, denn Edirne ist auch der Zielbahnhof für die Strecke von Villach in Österreich.

Etwa 220 Kilometer westlich von Istanbul im europäischen Teil der Türkei gelegen, istEdirne durch den Trans European Motorway (E 80), der von Bulgarien kommend den Grenzübergang Kapitän Andrejewo – Kapikule über die Bosporusbrücke von Istanbul bis nach Ankara führt, sehr in den Blickpunkt geraten. Dabei hat Edirne neben der verkehrstechnisch günstigen Lage auch eine reiche Geschichte vorzuweisen, die den Besuch und den Aufenthalt durchaus sinnvoll macht.

Aus Odrysia wird Adrianopel und dann Edirne

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_edirne-4.jpgBereits im fünften Jahrtausend vor Christus ist die Region Thrakien um Edirne besiedelt und eine erste Stadt unter dem Namen Odrysia als Hauptstadt des Odrysenreichs gegründet. Allerdings ist das Wissen um diese Besiedlung nur dünn, zu rar sind noch die Forschungen in der Region. Sehr viel Genaueres weiß man heute vom Zeitenübergang zu den Römern, die zwischen 171 vor Christus und 168 vor Christus Thrakien eroberten. Aber erst durch Kaiser Hadrian, der  im Jahr 125 nach Christus die Stadt wieder aufbauen und erweitern lies und ihr den Namen Hadrianopolis gab, gelang die Wiederbelebung der Stadt endgültig. Im Jahr 378 wurde hier, jetzt Adrianopel genannt, die Armee des römischen Kaisers Valen von den Goten geschlagen. Trotz der Niederlage verblieb Adrianopel Hauptstadt der römischen Provinz Haemimontus und erhielt den Sitz eines Erzbistums, der bis heute als Titularbistum bei der Römisch-Katholischen Kirche verblieb.

In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Herrschaft zwischen Bulgarien und dem Byzantinischen Reich des Öfteren, so konnte der Bulgarenkhan Krum in der Schlacht um Adrianopolis 813 den Kaiser Michael I besiegen worauf später Zar Simeon I die Provinz komplett ins Bulgarische Reich eingliederte. Dies wurde aber bereits 927 wieder rückgängig gemacht und Adrianopolis geriet erneut unter byzantinische Herrschaft. Im Jahr 1204 konnten Kreuzfahrer Adrianopel erobern, jedoch nur für ein Jahr gegen die Bulgaren halten. Mit der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1361 war der Wechsel der Herrschaft endgültig abgeschlossen, ja, die jetzt Edirne genannte Stadt war zwischen 1368 und 1453 sogar Hauptstadt des Osmanischen Reichs. 

Zerstörung und Wiederaufbau der Stadt Edirne

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_edirne-cami.jpgEin Großteil der Stadt wurde im Jahr 1745 durch ein verheerendes Feuer zerstört und als im Jahr 1751 auch noch ein Erdbeben folgte, verlor die Stadt zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. Durch den Machtverlust des Osmanischen Reiches (Russisch-Türkische Kriege 1828 – 1829 und 1877 – 1878) wurde Edirnemehrfach angegriffen und erobert und wechselte erneut mehrfach die Herrschaft. Dies gilt besonders für die Besetzung durch die Bulgaren (Balkankrieg 1912 – 1913), die am 26. März 1913 die Stadt nach vier Monate dauernder Belagerung einnahmen. Mit der Rückeroberung durch das Osmanische Reich wurden dann die bulgarischen Bevölkerungsgruppen vertrieben, allerdings wurden auch deren Bildungseinrichtungen wie das Knaben- und das Mädchengymnasien geschlossen. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1914 – 1918 wurde Edirne im Vertrag von Sevres zunächst griechisch, ging dann allerdings im Vertrag von Lausanne wieder an die Türkei zurück.

Aus dieser bewegten Geschichte sind in der Stadt nur noch wenige antike Spuren zu erkennen. So sind beispielsweise aus römischer Zeit nur noch wenige Reste der ehemaligen Stadtmauern zu erkennen, einzig der Makedonische Turm (Makedon Kulesi) ist noch recht gut erhalten. Das Mittelalter, hier vor allem der Baumeister und Architekt Sinan, hat deutliche Spuren hinterlassen. Im Jahr 1575 erbaute Mimar Sinan die Selimiye Moschee nachdem er bereits 1554 die Rüstem-Paşa-Karawanserei geplant und errichten lies. Zu den wirklichen Attraktionen der Stadt gehört in jedem Fall auch der Bau des 1488 fertig gestellten Sultan Bayezit II Külliyesi Komplexes, einer zentralen Moscheeanlage, die eine Medizinfachschule, ein Krankenhaus, ein Gästehaus, ein Hamam sowie ein Verwaltungsgebäude und auch eine Grundschule enthält. Hier ist auch das Museum zur „Geschichte der Psychiatrie“ eingerichtet, das 2004 den Museumspreis des Europarats erhielt.

Basare Ali Pascha und Kirchen Georgs und Helena Kirche

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_edirne-muradiye.jpgIhr Streifzug durch die Stadt sollte auch entlang der historischen Basare des Ali Pascha (1569) und des Arasta führen, die beide vom Mimar Sinan erbaut wurden. Wie auch in Antalya gibt es einen uralten Stadtkern in Edirne, Kaleici genannt, wo noch eine Vielzahl alter osmanischer Holzhäuser erhalten geblieben sind. Aus der bulgarischen Zeit Edirnes sind lediglich die Georgs Kirche und die Heiligen Konstantin und Helena Kirche von 1869 erhalten geblieben.

Wie bereits erwähnt, führt eine Eisenbahnlinie von Mitteleuropa kommend durch die Stadt, die Aufgrund der im Vertrag von Lausanne veränderten Grenzlinie von 1923 von türkischem Gebiet in griechisches Gebiet und wieder zurück führte, zu vielen Konflikten, die dann während der Zypernkrise eskalierten. Berühmt wurde diese Möglichkeit der illegalen Einwanderung nach Griechenland und damit nach Europa unter dem Namen „Midnight Express“, da sie auch häufig von Drogenschmugglern genutzt wurde. Erst mit dem Bau einer neuen Route allein auf türkischem Territorium durch die TCDD (Türkische Eisenbahngesellschaft) konnte diese Lücke geschlossen werden. Der alte osmanische Hauptbahnhof wurde durch einen neuen Bahnhof ersetzt, der auch die Verladestation für KFZ zum Autoreisezug nach Villach und Wien enthält.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_edirne-2.jpgDas Bild des modernen Edirne wird hauptsächlich durch die etwa 17.000 Studenten der Trakya Üniversitesi bestimmt, die dort fast alle möglichen Fachrichtungen studieren können.Es gibt heute eine Vielzahl von Verknüpfungen im Bildungswesen, die unter anderen zur Robert-Bosch-Stiftung, zum Goethe-Institut und zur Hochschule Baden Württemberg bestehen und damit zum Austausch von Studierenden und Lehrern beitragen. Auch eine Städtepartnerschaft zwischen Lörrach und Edirne wird seit 2006 zur Förderung gegenseitiger kultureller und sprachlicher Kompetenz forciert.

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