Tekirdağ - Wein und Raki aus Thrakien!

Tekirdağ - Wein und Raki!

Die bilderbuchschöne Bucht von Tekirdağ wird von hohen Bergen eingerahmt, die der Stadt den Namen gaben: Tekir Dağı, in der Antike der Berg Combos. Die Stadt wurde schon bei Herodot erwähnt.

Prokopios von Caesarea hingegen beschreibt, dass die Stadt im 6. Jahrhundert von dem byzantinischen Kaiser Justinian I. nach den Barbareneinfällen mit einer zusätzlichen Festungsmauer wiederaufgebaut wurde. Tekirdağ liegt an der nördlichen Küste des Marmara Meeres, etwa 135 Kilometer westlich von Istanbul entfernt. Die Bulgaren eroberten und zerstörten die Stadt 813 unter Khan Krum und in der Schlacht von Rodosto 1206 unter Zar Kalojan, jedoch wurde sie jeweils kurz darauf wiederaufgebaut.

Als die Türken die Stadt von den Byzantinern eroberten, nannten sie sie erst Rodosçuk und ab dem 18. Jahrhundert Tekfur Dağı. Das Tekfur stammt vom armenischen Wort tagovar ab, was die Kreuztragenden bedeutet. Damit bezeichneten die Türken die christlichen Herrscher. Aus Tekfur wurde dann Tekir.

In Ungarn hat die Stadt Tekirdağ eine große Bedeutung, da Fürst Ferenc II. Rákóczi nach der Niederschlagung des von ihm angeführten Freiheitskampfes gegen die Habsburger im 18. Jahrhundert mit seinen Getreuen bis zu seinem Tode in Rodostó (alter Name von Tekirdağ) im Exil lebte. An unbekannter Stelle in der Stadt befindet sich heute das Grab des ungarischen Essayisten und Chronisten der Emigration Kelemen Mikes. 

Rodosto bereits von Xenophon´s Anabasis benannt

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_rakoczi-mzesi.jpgGeschichtlich läßt sich die Stadt Tekirdağ  bis etwa 4.000 vor Christus zurück verfolgen. Gegründet von den Samianern hieß diese antike Stadt früher Rodosto. In der Erzählung „Anabasis“ von Xenophon wurde Rodosto als zum Reich Thrakien gehörende Stadt des Prinzen Seuthes bezeichnet. Die Chroniken des Procopius beschreiben die Restaurationen in der Stadt unter Justinian I im 6.ten Jahrhundert nach Christus. Im Jahr 813 und später im Jahr 1206 wurde die Stadt unter den Bulgaren nach der Schlacht von Rodosto komplett zerstört. Später unter der Herrschaft der Byzantiner kam allerdings neues Leben in die Stadt. In den Jahren 1204 – 1235 wurde Tekirdağ von den Venetianern regiert.

In der Periode der Ottomanen war die Stadt teilweise der Provinz von Rumelia, dann Kaptanpasa (bei Gelibolu), Silistre und Edirne zugeordnet.

Im Jahr 1905 hatte die Stadt eine Einwohnerzahl von etwa 35.000. Etwa die Hälfte der Einwohner waren Griechen, die dann im Austausch- und Umsiedlungsprogramm 1923 mit in Griechenland lebenden Muslimen zwischen beiden Ländern ausgetauscht wurden.

Tekirdağ war viele Jahre lang auch das Depot für Produkte aus der Region Edirne, aber der lebhafte Handel ging stark zurück, als Alexandroupolis aufgrund der Eisenbahnlinie am Fluss Maritsa an Einfluss gewann.

Ferienhäuser und Gäste an der Küste bestimmen das Stadtbild heute

Tekirdağ heute ist auch das Zentrum vieler Ferienhäuser da die Region nur 2 Stunden Fahrtzeit auf der neuen 4-spurigen Autobahn von Istanbul entfernt liegt. Die Dörfer von Şarköy, Mürefte und Kumbağ sind bei türkischen Touristen sehr beliebt. Viele der Feriensiedlungen sind ohne rechtlich abgesicherte Planung gebaut worden und somit sehen viele Küstenbereiche völlig zugebaut aus. DasMarmara Meer ist stellenweise auch stark verschmutzt, aber es gibt noch immer zahlreiche öffentliche Strände in der Umgebung von Tekirdağ.

Die meisten der Gebäude aus ottomanischer Zeit sind leider durch Betongebäude ersetzt worden, nur einige wenige der Holzhäuser sind heute renoviert oder durch Gebäude gleicher Bauart im traditionellen Stil ersetzt worden. Mit Ausnahme der Rüstem Paşa Camii, die von dem ottomanischen Architekten Mimar Sinan im 16.ten Jahrhundert gebaut wurde und einigen engen Gassen der Altstadt, in denen man sich das Leben während der Ottomanen vorstellen kann, fehlt der Stadt jeglicher antiker Charme. Einen Grund gibt es dennoch die Stadt zu besuchen: die kleinen zylindrischen und kräftig gewürzten Hackfleischklöße, die Tekirdağ köftesi genannt werden, traditionell wird hierzu im Anschluss süßer lokaler Käse und semolina Pudding gereicht.

Das Inland ist meist flaches Farmland mit Anbauflächen für Winterweizen, Sonnenblumen, Kirschen und Trauben zur Weinherstellung: von besonderer Qualität natürlich der Raki, der die Region Tekirdağ mit bekannt gemacht hat. Bis etwa 1990 waren die Destillerien staatlich, heute gehören sie der Privatwirtschaft. Beide Industrien Raki sowie auch der Weinanbau unterliegen starkem Wandel in Richtung Modernisierung. Lokale rote Weine sind heute teuer und gehören zum Besten der Türkei.

Die beiden Hauptanbindungen für die Stadt sind die Ost-West Autobahn (zu Römischer Zeit die Via Egnatia) und die Autobahn Richtung Nord nach Muratlı und Luleburgaz, beide 4-spurig.

Tekirdağ ist heute auch Sitz der im Jahr 2006 gegründeten Namik Kemal Universität, einer Ausbildungsstätte mit drei Fakultäten am Stadtrand im Osten.

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