Panticapaeum – Kolonisten aus Milet auch auf der Krim

Panticapaeum

Als weiteren Handelsplatz in der Blütezeit ihrer Expansionspolitik gründeten Siedler aus Milet auch auf der Krim eine antike Ansiedlung als Ursprung der späteren Stadt Panticapaeum.

Waren die Forscher zunächst vom 7. Jahrhundert vor Christus als Gründungszeit erster Ansiedlungen ausgegangen, wurde nach Grabungsarbeiten an den bislang ältesten Gebäuderesten dies auf das 6. vorchristliche Jahrhundert revidiert. Ohne Zweifel jedoch waren Handelstreibende Griechen aus Milet die ersten Siedler, die hier eine Kolonie gründeten.

Die Lage der Stadt Panticapaeum am Westufer des Kimmerischen Bosporus, der heute mit „Straße von Kertsch“ bezeichnet wird,  war ausschlaggebend für den Erfolg des aufstrebenden Handels mit den Skythen, einem halbnomadischen Volk, das in dieser Region auf der Krim lebte. Nach und nach wuchs die Stadt bis an die Hänge des Mithridates Bergs, auf dessen Höhe eine erste Befestigungsanlage als Akropolis errichtet wurde. Weitere Gründungen griechischer Handelsstädte von Kolonisten aus Milet folgten in kurzen Abständen bei Eupatoria, Kimmerikon, Hermonassa und Phanagoria. Mit zunehmender handelspolitischer Macht entstand wenig später ein erstes Reich unter dem Namen Bosporanisches Königreich, dessen Hauptstadt Panticapeum, die heutige Stadt Kertsch, wurde.

Der fast typisch zu nennende Ablauf des Entstehens eines solchen Königreichs, der sich auch in anderen Regionen vergleichbar abspielte, war die Gründung dieser städteähnlichen Ansiedlungen, im Griechischen Poleis genannt, in deren Kern sich fast schon so etwas wie ein demokratischer Stadtstaatenaufbau gebildet hatte. Die unter den einzelnen Siedlungen abgesprochenen und vertraglich abgesicherten gegenseitigen Hilfszusagen waren aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen notwendig, um sich gegen das Vordringen und Übernehmen der Städte durch die „Barbarenstämme“ zu schützen. In Panticapaeum  waren es dann vor allem die Mitglieder des Adelsgeschlechts der Archaianaktiden, die, ebenfalls aus Milet stammend, den Zusammenhalt der Poleis mit dem Zentrum in Panticapaeum im eigenen Interesse festigten und ausbauten. Diese Machtposition wurde dann durch Vererbung an die nächste Generation weitergegeben und dabei gingen wesentliche Traditionen der griechisch-hellenistischen Demokratie verloren. Schritt für Schritt kam es so zur Monarchie.

Mit dem Machtverlust der Archaianaktiden um 438 vor Christus an die Dynastie der Spartokiden, so genannt nach dem Gründer der Dynastie Sparokos, die wohl thrakischer Herkunft waren, konnte das Königreich unter Leukon I (389 bis 349 vor Christus durch große Söldnerheere sogar noch erweitert werden. Durch regen Handel mit Athen vor allem im Bereich landwirtschaftlicher Produkte, Salzfisch, Pökelfleisch und dem Handel mit Sklaven konnte die Macht zunächst gefestigt werden. Bekannt und begehrt in den griechischen Metropolen waren Gefäße aus Ton und Metall aus dem bosporanischem Königreich sowie auch Schmuckgegenstände, die von Ziseleuren prachtvoll verziert gehandelt wurden. 

Mit wirtschaftlicher Schwächung verlor das Königreich auch zunehmend die Streitigkeit mit den Nomaden, die immer stärker an die Macht drängten. König Pairisades V (125 bis 108 vor Christus) sah so große Gefahr für das Bestehen des Königreichs, das er die Machtübernahme durch Mithridates VI von Pontos als einzige Möglichkeit im Kampf gegen die Skyten sah. Als sich der Thronverzicht der Spartokiden in den unteren Volksschichten herumsprach, kam es in Panticapaeum zu Aufständen unter Leitung des Sklaven Saumakos, in deren Verlauf König Pairisades V getötet wurde. Erst die Truppen des Mithridates konnten den Aufstand beenden wodurch das Bosporanische Königreich seine Unabhängigkeit verlor und künftig zu Pontos gehörte.

Mit dem Tod Mithridates im Jahr 63 vor Christus gewannen dann die Römer die Oberhand und das Bosporanische Reich wurde dem Römischen Reich eingeordnet. Erst zweihundert Jahre später entstand nochmals eine Blütezeit in der Region als man Skyten und Sarmaten unter Sauromates II (210 11)  besiegen konnte. Dies änderte sich erst mit dem 4. Jahrhundert erneut, als durch ständige Überfälle germanischer Stämme wie die der Goten und Hunnen das Reich zu bröckeln begann. Unter König Rheskupris V erfolgte die Einstellung der Münzprägung im Reich, was als unübersehbares Anzeichen für den wirtschaftlichen Untergang des Reiches zu erkennen war.  

Im 5. und 6. Jahrhundert wurde die Krim und somit auch die Stadt Panticapaeum, die jetzt unter dem Namen Bosporos in vielen Quellen auftauchte, von den Goten besiedelt, allerdings von den Hunnen eingenommen und regiert. Unter Kaiser Justinian wurde im Jahr 534 die Rückeroberung durch gotische Truppen erreicht und somit wieder dem Oströmischen Reich zugeordnet. Die aus dem Osten vordringenden Göktürken unter Turxanthos konnten die Stadt im Jahr 576 durch den Utigurenführer Angai erobern, wodurch sich ein erneuter Machtwechsel vollzog. 

Da sich die Ausgrabungen noch in vollem Umfang fortsetzen, sind viele weitere Erkenntnisse und damit Zuordnungen möglich, so fand man Münzen, Vasen und Stelen vor allem in der entdeckten Nekropole der Stadt Panticapaeum.

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