Altstadt Kaleiçi Antalya - das Leben hinter den Toren

Altstadt Antalya - das Leben hinter den Toren

Antalya liegt im Westen der Mittelmeerküste der Türkei. Während ihrer über zweitausendjährigen Geschichte entwickelte sich Antalya zu einem wichtigen Handelshafen in Anatolien.

Ab dem zweiten Jahrhundert wurde die Region immer dichter besiedelt und stellt bis zum heutigen Tag eine wichtige Etappe auf der  Reiseroute zahlreicher Weltreisenden dar. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte wurde Antalya mit Namen wie Attaleia, Attalia, Sathalia, Sattalia, Adalia, Antalia bedacht.

Kaleiçi ist das älteste Viertel von Antalya und besteht aus der antiken Stadtregion, welche von innen und außen mit Stadtmauern umfasst war, die die Form eines Hufeisens bildeten, heute leider größtenteils zerfallen sind oder gar nicht mehr existieren. Die Stadtmauern, die den Hafen und die im Umfeld des Hafens befindliche antike Stadtregion umfassten, wurden im 2. Jahrhundert errichtet und sind ein gemeinsames Werk der hellenistischen, römischen, byzantinischen, seldschukischen und osmanischen Epochen. Sie waren mit zahlreichen Türmen bewehrt. Außerdem gab es noch Mauern, die die Siedlungsräume im Stadtinnern voneinander trennten. 

Die traditionelle Struktur, sowie die unter Schutz genommenen Gebäude und Bauten von Kaleiçi trugen dazu bei, dass die Spuren der Stadtgeschichte, des gesellschaftlichen Gefüges und der Lebensgemeinschaft bis in die Gegenwart noch ersichtlich bleiben. Die Häuser führen ihr authentisches Dasein fort und bilden nicht nur eine architektonisch interessante Silhuette, welche man sich ansehen kann, sondern stellen außerdem auch noch ein Ganzes dar, das aus der Lebensanschauung der Bevölkerung, sowie aus ihrem Gedankengut und der Vorgehensweise hervorgeht. 

Die emotionelle Nähe der hier befindlichen traditionellen Häuser wird Sie in dem Moment vereinnahmen, in dem Sie den ersten Schritt nach Kaleiçi getan haben. Sie werden das Gefühl haben, in einer anderen Atmosphäre zu wandeln, der für sie gar nicht mal fremd zu sein scheinen. Sie werden bei einem Gang durch die engen Gassen das Herz der Geschichte berühren. Diese Stadt war ein wichtiges und großes Handelszentrum. Deswegen expandierte sie in der Antike und im Mittelalter kontinuierlich. In dieser Stadt bewirkten Griechen, Römer, Juden, Christen, Türken, christliche Händler und Araber -wenn auch in getrennten Stadtvierteln- ein gemeinsames Miteinander. Auch wenn diese Stadtviertel durch Mauern voneinander getrennt waren, die Bevölkerung der alten Stadt saß doch immerhin in denselben Kaffeehäusern und hörte sich dieselben Geschichten an. Sie wurde jeweils von den Zeitgenossen derselben Epoche gebildet. Die Tatsache, dass Kaleiçi eine reichhaltige kulturelle und gesellschaftliche Struktur aufwies, leistet auch einen großen Beitrag für uns Menschen heute und für unsere Kultur. 

Wer weiß, vielleicht treffen auch Sie in diesen nach Geschichte duftenden Gassen -so wie der berühmte Reisende und Schriftsteller Karl Graf Lanckoroński, der polnischer Abstammung war- auf zwei Griechinnen, die ihr Haar mit Henna gerötet hatten und farbenfroh angezogen vor dem Haupteingang warteten.

Denkmalgeschützte Dschumba-Häuser in der Altstadt Kaleiçi

Die Häuser in Kaleiçi reflektieren die wirtschaftlichen Umstände ihrer Eigentümer und weisen jeweils nach Nutzungsart Unterschiede zueinander auf. Ihre gemeinsamen Qualitäten dominieren jedoch. Den Gebäuden ist eine Flexibilität eigen, die eine bauliche Erweiterung erlaubt, welche analog zum Wachstum der Familie verläuft. Funktionalität, sowie Harmonie mit der Natur und mit dem Umfeld werden großgeschrieben.

Jeweils im ersten Stockwerk gebildete Vorsprünge, die Erkern ähnlich sind und “Dschumba” genannt werden, bereichern den Grundriss des betreffenden Gebäudes, wobei diese Vorsprünge verschiedenartige Bauweisen aufweisen und somit den Gassen und kleinen Plätzen ein atemberaubendes Ambiente verleihen.
Die Frontseite der Häuser schaut immer auf die Straße, während die Rückseite sich dem Garten öffnet. Die Gärten sind hauptsächlich mit Zitrusbäumen bepflanzt und werden von hohen Steinmauern umrandet, um den Bewohnern fernab von neugierigen Augen eine Intimsphäre zu gewähren. Diese Gärten sind wahrhaftig umwerfend graziös, immer farbenprächtig und lebendig, stets wohl duftend. Fast alle Reisende, deren Weg durch die Stadt führte, haben in ihren Büchern bzw. Tagebüchern die Natur in der Stadt und den Überfluss der Gärten erwähnt. 

Einen Teil des Gartens oder eine Abteilung an der Gartentreppe bzw. eine Aussparung unter dem Gebäude bildet jeweils die Abteilung, die „Taschlik“ genannt wird. Diese im Erdgeschoss befindliche Abteilung ist eine der wichtigsten Räumlichkeiten des Hauses. Ein großer Teil des täglichen Lebens spielt sich hier ab. Hier sind auch jene am meisten benutzten Abteilungen, wie die Küche, die Vorratskammer, der Brunnen, das Bad und der Stall angebaut. 

Taschlik-Böden zur Kühlung der Innenhöfe

Den Boden des „Taschlik“, des inneren Hofes, zieren verschiedenartige Figuren, die gebildet werden, indem elliptisch gerundete Kieselsteine jeweils auf Unterlagen mit Mörtel platziert werden, um dem Innenhof ein ansehnlicheres Aussehen zu verschaffen. Wenn Sie einen Blick in diese Gärten werfen, wo hinter den Toren ein jeweils anderes Leben geführt wird, werden Sie häufig solche Mosaiken sehen, die mit der beschriebenen Kieselsteintechnik aus römischer bzw. byzantinischer Zeit gebildet werden. Doch ihre Bestimmung ist nicht nur dekorativer Natur. Die Gärten werden in der warmen Jahreszeit abends mit Wasser benetzt, wobei sich die Zwischenräume der Kieselsteine mit Wasser füllen und während der ganzen Nacht über Erfrischung durch Verdunstungskälte bringen. 

Im Rahmen des Bebauungsplans, der mit dem Ziel des Schutzes, der Wiedereinrichtung und der Belebung der Innenstadt erstellt worden ist, hat sich die historische Region um Kaleiçi zu einem wichtigen Tourismus-, Handels- und Vergnügungszentrum verwandelt. Der alte Hafen dient heute als Yachthafen. Nach der erfolgten Restaurierung reihen sich heute sehr schicke und erlesene Gebäude auf diesem Areal aneinander, dessen historisches Gewebe unter Schutz genommen worden ist. Kaleiçi ist eine  historische Stätte, welche jene Leute unbedingt sehen sollten, die sich für Stadtkultur und authentische Architektur interessieren. Kaleiçi ist ein Ort, wo sich die Melodien vergangener Zeiten mit den Noten moderner Weisen mischen und zu einem Ganzen werden.

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