Karawanserei Kirkgöz Han & Evdir Han - Kremna & Eudikia
- Geschrieben von Portal Editor
Einmal mehr wollen wir die noch herrlichen warmen Sonnentage im Dezember nutzen einige weitere Zielorte unserer noch fast unendlich scheinenden Liste von besuchenswerten Orten oder Kurzreiseziele anzufahren.
Zielorte diesmal sind die antike griechische Stadt Kremna in Pisidien und die seldschukischen Karawansereien Kirkgöz Han und Evdir Han sowie die byzantinische Stadt Eudikia.
Wir verlassen Antalya auf der Nationalstraße 650 in Richtung Isparta / Burdur vorbei am Busbahnhof von Antalya hinauf auf die Hochebene, die wir überqueren. Kurz vor dem Erreichen der Berge gibt es einen Hinweis auf die für uns wichtige Abzweigung nach links mit dem Begriff „İnsubaşı“. Das originale Hinweisschild auf den Kirkgöz Han ist wohl bei den Straßenbauarbeiten verloren gegangen, wir haben es jedenfalls nicht gesehen. Etwa 900 Meter nach der Abfahrt führt eine schmale Straße nach links ab und nach weiteren 400 Metern erreicht man den Parkplatz am Kirkgöz Han. Wir werden in Kürze hier auch die Satellitenkoordinaten als GPS mit einfügen, von der Altstadt Kaleici bis hierher sind es fast exakt 36 Kilometer.
Wir finden ein Gebäude vor, das im Jahr 2008 komplett renoviert und saniert wurde, jetzt, da wohl in privater Hand, auch für Besucher nicht mehr zugänglich ist. Einen knappen Einblick ins Innere gelangt nur durch eine Plexiglasscheibe an der Eingangspforte. Der freundliche Wärter vor Ort erläutert freizügig, das ein privater Unternehmer den Han gekauft und saniert hätte, um ihn für Feste und Feierlichkeiten auch öffentlicher Art zu nutzen. Vielleicht sollte dieser Unternehmer auch eine Möglichkeit der täglichen Öffnung für Besucher finden.
Karawansereien mit aufwendigen Eingangsportalen
Kirkgöz Han, so lautet die recht gut erhaltene Inschrift über dem Tor, wurde zwischen 1237 und 1246 im Auftrag des Sultan Giyaseddin Keyhüsrev II gebaut. Die Giebelausrichtung mit dem Tor erfolgt exakt in Richtung Norden, was auch in der 6-zeiligen, markanten Inschrift bekundet wird. Mit seiner stolzen Größe von 33,00 auf 52,00 Meter gehört Kirkgöz Han zweifelsohne zu den großen seldschukischen Karawansereien des 12. Jahrhunderts, deren Grundriss ähnlich wie in Evdir Han und auch anderen Karawansereien aus aneinander gereihten Räumen als offene, arkadenartige Gewölbezellen besteht, die um einen großen Innenraum herum angeordnet sind. Im Unterschied zu Evdir Han, einer Karawanserei, die vom Vetter Sultan Izzeddin Keykavus I, in den Jahren 1215 – 1219 erbaut worden ist, wurde in Kirkgöz Han eine große geschlossene Halle an der Nordseite eingerichtet. Links und rechts dieser Halle befindet sich je eine geschlossene Zelle, was sich neben dem Eingangsportal wiederholt. Wahrscheinlich ist, das zumindest die Zelle rechts neben der Pforte einst als Betraum gedient hat, ähnlich wie wir es bereits in Kargi Han gesehen hatten.
Wir fahren weiter durch die zerklüftete Berglandschaft des ehemaligen Pisidiens in Richtung Burdur / Isparta bis zum Dorf Girme / Çamlık in der Provinz Burdur, etwa 68 Kilometer nördlich von Antalya zum Zielort antikes Kremna. Schon der Name Kremna (frei übersetzt mit „Klippen“) sagt einiges über die Lage des Ortes aus, liegt er doch auf einem etwa 1.200 Meter hohem Felsrücken, der wiederum etwa 250 Meter aus dem Hochplateau aufragt, der wohl kaum zu erobern war, weshalb der Ort geschichtlich kaum Erwähnung fand. Lediglich der römische Geograph Strabo berichtet in seinen Erläuterungen von diesem Ort, der einstmals vom Galaterkönig Amyntas eingenommen werden konnte. Nach dem Tod Amyntas übernehmen die Römer Stadt und Land. Unter Kaiser Augustus versucht man die kriegerischen Bergbewohner Pisidiens, das jetzt zu Galatien gehört, zu befrieden, in dem man altgediente Veteranen in Kremna ansiedelt. Ähnlich verfuhren die Römer auch in der Umgebung.
Erst im 2. und 3. Jahrhundert nach Christus gelangte Kremna zu einer Blütezeit, die sich in vielen neu errichteten Gebäuden öffentlicher Art widerspiegelte. So wurde eine Basilika gebaut, zwei Theater und ein öffentliches Badehaus, das später in eine Bibliothek und Galerie umgewandelt wurde. Erstaunliche Ingenieursleistung trifft man bei der Betrachtung der Wasserversorgung der Stadt durch Aquädukte an, die teilweise mechanisch betrieben wurde.
Fast alle anzutreffenden Ruinen entstammen der mittleren Kaiserzeit und der Spätantike, kaum noch sichtbare Zeichen aus griechischer Vorzeit.
Banditenführer Lydios übernimmt Kremna
Um etwa 270 nach Christus nahmen die Überfälle von Banditen aus dem Taurusgebirge stark zu. Der Historiker Zosimos berichtet unter anderem von den Banditenführer Lydios, der im Jahr 278 die Küstenregion bei Antalya überfallen hatte und von dort von römischen Truppen vertrieben worden war. Auf seiner Flucht gelangte Lydios nach Kremna, das daraufhin von den Römern belagert und großflächig zerstört wurde. Von diesen Zerstörungen konnte sich Kremna nicht wieder erholen und wurde in den folgenden Jahren von den Bewohnern verlassen. Dies dokumentieren britische Forscher, die zahlreiche Hinweise auf die Belagerung durch Römer verweisen konnten. Sie fanden zwei Belagerungsmauern, viele Wurfgeschosse und einen Schanzhügel der verteidigenden Banditen sowie eine Inschrift die dem Kaiser Probus gewidmet war.
Noch heute wird Kremna / Cremna als Titularbistum der römisch-katholischen Kirche der Spätantike geführt.
Wir beschließen auch den Besuch der Karawanserei Evdir Han auf dem Rückweg in Richtung Antalya noch mit vorzunehmen und nutzen von der Landstrasse 650 kommend die Abzweigung in die E87 / 350 oberhalb Antalyas nach Rechts Richtung Korkuteli. Schon kurz nach der Abzweigung (etwa 2 Kilometer) biegt man ab in Richtung Norden (Hinweisschild Evdir Han ist vorhanden) und gelangt nach weiteren 1,5 Kilometern zu den Ruinen der Karawanserei. Auch Evdir Han gehörte zur Kette der Karawansereien auf dem Karawanenweg in Richtung Konyaund wurde zwischen 1210 und 1219 errichtet. Im Aufbau vergleichbar zu Kirkgöz Han ist leider nur noch am Eingangstor auf das ehemals prachtvolle Gebäude zu schließen, denn das Tor ist hübsch verziert mit Ornamenten.
Der Halt am Evdir Han gewinnt zusätzlich an Gewicht, da in unmittelbarer Umgebung die Ruinen der byzantinischen Stadt Eudikia liegen, die von Kaiser Theodosius II (von 408 – 450) gegründet wurde und für Umsiedler aus Termessos gedacht war.
Genügend Ideen für Sie, liebe Leser, die Region weiter zu erkunden. Es gibt eine Menge interessanter Orte, die einen Besuch lohnen.
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