Xanthos Fluss und Römische Brücke bei Kemer

Xanthos Fluss und Römische Brücke bei Kemer

Aus den Sagen der griechischen Mythologie ist der heute mit Xanthos bezeichnete Fluss sehr bekannt, denn die Göttin Leto säuberte ihre Kinder Artemis und Apollon darin während ihrer Flucht vor Hera.

Im türkischen Sprachgebrauch Eşen Çayı oder veraltet auch Koca Çay genannt, ist der Fluss heute eine der wichtigsten Wasserlieferanten in der südwestanatolischen Provinz Antalya, dessen Quelle am Kizilca Dağ im Taurusgebirge liegt. Auf seinem Weg hinab zum Meer durchfließt der Xanthos ein äußerst fruchtbares Tal, das heute stark landwirtschaftlich genutzt wird.

Der Name Xanthos geht wahrscheinlich auf das griechische Wort für „gelb“ zurück, was an den gelb eingefärbten alluvialen Sanden des Flusswassers liegt. Gerade diese Inhaltsstoffe und Sande sorgen allerdings für die hohen landwirtschaftlichen Erträge der lykischen Ebene. b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_antalya_DSC_4821.jpgBereits Strabon berichtete über den Fluss Sibros (phönizisch für „rötlich-gelb“), der schon damals von großer Bedeutung in der Siedlungsgeschichte war.

So ist es nicht verwunderlich wenn heute einige der bedeutenden archäologischen Grabungen der Städte Xanthos,Patara, Pinara, Gökkaya und Tlos direkt oder nahe am ehemaligen Flussbett für sensationelle Funde sorgen. In der Nähe des Dorfes Kemer (nicht zu verwechseln mit der Stadt bei Antalya) überspannte einst eine monumentale Brücke den etwa 500 Meter breiten Fluss, die in den noch bestehenden Resten auf die hohe Baukunst zurück schließen lässt. Bereits nach 40 Kilometern Länge von der Quelle aus gemessen erreicht der Xanthos das Meer bei Gelemis, dem historischen Patara

Römerbrücke bei Kemer

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_antalya_DSC_4891.jpgDie Brücke bei Kemer war eine römische Brücke über den Fluss Xanthos (Koca Çayı) in Lykien in der heutigen Südwesttürkei. Die Reste des Bauwerks befinden sich 4 km flussaufwärts vom Dorf Kemer an einer Stelle, wo das kiesbedeckte Flusstal des Xanthos eine Breite von 500 m erreicht. Von dem Bauwerk steht nur noch ein 29 m langes und 4,5 m breites Teilstück, das sich auf dem rechten Flussufer außerhalb der Überschwemmungszone befindet und als Auffahrt für die eigentliche Flussbrücke gedient hat. Baugeschichtlich ist die Brücke trotz weitgehender Zerstörung durch ihre Segmentbögen und Hohlkammern von Bedeutung.

Am Brückenrest lassen sich noch einige für die Zeit ungewöhnliche bautechnische Merkmale erkennen. Die erhaltene Rampe besitzt drei Bögen mit einer Spannweite von 4 bis 4,45 m, wobei zwei der Bögen mit einer Scheitelhöhe von nur einem Meter ein ausgesprochen flaches Profil besitzen. Segmentbögen sind nur von einer begrenzten Anzahl römischer Brücken bekannt und fanden erst im spätmittelalterlichen Brückenbau mit der Ponte Vecchio allgemeine Anwendung. Der dritte Bogen weist hingegen die klassisch römische Halbkreisform auf, bei der das Verhältnis von Spannweite zu Scheitelhöhe 2 zu 1 beträgt.

Kalksteinblöcke und Gussmörtelmauerwerk

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_antalya_DET_2864.jpgDie Brückenbögen wurden mit lokal geschlagenen Kalksteinblöcken und einer Mörtelverbindung aufgemauert, während der Brückenkörper als Gussmörtelmauerwerk mit Bruchsteinen errichtet wurde, das mittlerweile an vielen Stellen durch die stark angegriffene Außenverkleidung freiliegt. Der Mörtel besteht aus hartem Kalk mit Feinkies versetzt. Die Pflasterung der Fahrbahn ist gänzlich verschwunden, wobei das gleichmäßige Gefälle der Brückenrampe darauf hindeutet, dass das antike Pflaster der heutigen Oberfläche direkt auflag.

Eine weitere konstruktive Besonderheit der Brücke bei Kemer stellt die Hohlkammer über dem Joch des dritten Bogens dar. Hier war der 2 m hohe Brückenkörper zwischen Bogenscheitelpunkt und Fahrbahn nicht massiv gemauert, sondern in seinem Inneren ein gewölbter Hohlraum von 3,5 m Länge, 3,2 m Breite und 1,5 m Höhe ausgespart. Zweck der Hohlraumkonstruktion war es, das auf dem Bogen lastende Gewicht zu reduzieren und Baumaterial einzusparen. Eine zweite, kleinere Innenkammer war daneben im Oberbereich des dritten Pfeilers platziert. Ähnliche Hohlkammersysteme konnten an mindestens drei weiteren Römerbrücken in Kleinasiennachgewiesen werden (bei der Makestosbrücke, der Weißen Brücke und insbesondere der Aiseposbrücke).

Rundhölzer der römischen Bau- und Lehrgerüste

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_antalya_DSC_4809.jpgKreisrunde Kanäle mit einem Durchmesser von etwa 26 cm, die die Brücke der Länge und der Breite nach durchziehen, werden als Hohlformen von Rundhölzern der römischen Bau- und Lehrgerüste interpretiert. Der vierte Pfeiler, der dem Flussbett am nächsten liegt, besitzt ein kleines Brückenauge, das als Wasserdurchlass fungierte. Obgleich die übriggebliebene Brückenrampe keinen Rückschluss auf Art und Anzahl der Bogenöffnungen der eigentlichen Brücke über den Fluss erlaubt, muss die antike Konstruktion angesichts 500 m Flussbettbreite und einer heutigen Höhe von etwa 8 m über dem angeschwemmten Schutt ein recht eindrucksvolles Ingenieursbauwerk gewesen sein.

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