Güzelyurt – Klosterort Karballa und Gregor von Nasianz

Güzelyurt – Klosterort Karballa und Gregor von Nasianz

Während unserer Tour durch das südwestliche Kappadokien kamen wir unter anderem auch nach Güzelyurt, einer Kleinstadt von ca. 3.100 Einwohnern, die etwa 32 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Aksaray liegt.

Ziemlich Verschlafen, ist der erste Eindruck, den wir beim Einfahren in die Stadt erhalten. Sehr ruhig, wenig Autoverkehr und auch nur wenig Passanten befinden sich an diesem eher trüben Tag auf der Straße. Wir fahren bis in das Ortszentrum, parken das Fahrzeug und beginnen den Erkundungsrundgang zu Fuß.

guezelyurt 1Schon unmittelbar fallen einige Kirchengebäude ins Auge, die auf die ehemals christliche Besiedlung des Ortes schließen lassen. Wenn man etwas in der Historie forscht, stößt man schnell auch auf den ehemaligen Namen der Stadt „Karballa“. Etwa im 3. Jahrhundert nach Christus siedelten verschiedene christliche Klostergemeinden in der Region, die auch für die Gründung der Siedlung Karballa verantwortlich sind. Nur wenige Jahre später übersiedelte der unter dem Begriff „kappadokischer Kirchenvater“ bekannte Bischoff Gregor von Nazians nach Karballa über. Dieser Titel wurde neben Gregor nur noch dem Bischof Basilius dem Großen und seinem Bruder Gregor von Nyssa verliehen. Gemeinsam prägten diese drei die Theologie des 4. Jahrhunderts und bearbeiteten die Lehre von der Trinität (die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist) entscheidend mit aus.

Gregor von Nasianz - erster offizieller Theologe

guezelyurt 2Gregor von Nasianz wurde um 329 in Arianzoz etwas östlich von Aksaray gelegen, geboren. Gregor ist einer der drei großen griechischen Kirchenlehrer der sogenannten „Alten Kirche“, der offiziell den Titel „Theologe“ tragen durfte. Die beiden anderen Theologen sind der Apostel Johannes und Symeon, der sogenannte „Neue Theologe“. Noch heute feiert die orthodoxe Kirche am 30. Januar das „Fest der Heiligen Drei Hierarchen“, einem Tag der in der griechisch-orthodoxen Christenheit als Tag der Schutzpatrone der Bildung gesehen werden. Somit ist dieser Tag ein Schul- und Universitätsfeiertag. Zur Gruppe der „Heiligen Drei Hierarchen“ gehören neben dem Bischof Basilius dem Großen und Bischof Johannes Chrysostomos auch Bischof Gregor von Nazianz an. Als Bischof wirkte er hauptsächlich im noch heute als Titularbistum Sasima bezeichneten Ort Sasima, der heute Çavdarlı heißt. Gregor von Nazianz verstarb am 25. Januar 390 in Arianzos.

Aus Gelveri wird Güzelyurt

guezelyurt 3Über die folgenden Jahrhunderte war Güzelyurt, das nach Karballa in Gelveri umbenannt worden war, von Griechen besiedelt, die für ihre Goldschmiedekunst und Töpfereigestaltung berühmt waren. Mehr als 100 Kirchen waren in dieser Zeit entstanden. Mit dem sogenannten Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei des Jahres 1923 wurden die Griechen durch türkische Neusiedler  aus dem griechischen Kostoria und dem türkischen Kozan wieder aufgefüllt. Jetzt wurde aus Gelveri der neue Name Güzelyurt, in der Bedeutung „Schöne Heimat“.

Knapp außerhalb des Ortes befinden sich eine Vielzahl christlicher Höhlenkirchen und Klosterkomplexe, die in das relativ weiche Tuffgestein des sogenannten Klostertales Güzelyurt (Manastır Vadısı) eingemeißelt sind. Nur etwa 6 Kilometer sind es von hier bis in das südwestlich gelegene Ihlaratal mit weiteren zahlreichen Felsenkirchen. Auch zwei unterirdische Städte liegen etwas außerhalb von Güzelyurt. Eine weitere unterirdische Stadtanlage, die heute als Disco genutzt wird, befindet sich direkt am Marktplatz der Stadt.

Sehenswert ist aber auch die westlich des Stausees gelegene Yüksek Kilise aus dem 19. Jahrhundert, die einer Festung ähnlich auf einem Bergrücken liegt. Leider sind die darin enthaltenen Fresken komplett übermalt worden. Wesentlich älter aber auch etwas erhöht in der Landschaft liegend ist die Kızıl Kilise (Rote Kirche), die zwischen dem 5. und dem 7. Jahrhundert nach Christus entstanden ist. Sie weißt markantes rötliches Mauerwerk auf, dessen Herkunft bis heute nicht bekannt ist. Leider sind die Fresken auch hier komplett zerstört.

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