Bauarbeiter entdecken weitere unterirdische Stadt!

Bauarbeiter entdecken weitere unterirdische Stadt

Wer hat nicht schon zumindest von Kappadokien gehört, dieser Tuffsteinlandschaft mit ihren Feenkaminen, den in den Fels eingearbeiteten Kirchen früher christlicher Siedlungsgebiete und den legendären Ballontouren zum Sonnenaufgang. Gerade erst waren wir erneut vor Ort in Zentralanatolien gewesen, um unsere Bilder und Texte zu aktualisieren. Nun rückt die Region um Nevsehir erneut ins Zentrum des archäologischen Interesses, denn bei Bauarbeiten konnte ein Höhlensystem entdeckt werden, dass bislang ohne seinesgleichen ist.

Und das will wirklich etwas heißen, denn Kappadokien ist neben dem Ballonfahren, den Feenkaminen und den Kirchenbauten bekannt für seine unterirdischen Städte, in der bis zu 20.000 Menschen und bis zu einer Tiefe von ca. 80 Metern ein neues zu Hause in das weiche Gestein ergraben hatten. Gänge und Kammern, intakte Lüftungssysteme und Frischwasser lassen den Besucher erstaunt durch das Höhlensystem steigen, es ist kaum zu glauben, das tief unter der Oberfläche einmal das Gefühl der Geborgenheit zu solchem Wohnraum führen konnte. Bislang vermutet man etwa 40 dieser Höhlenstädte in Kappadokien, von denen wenige erschlossen sind und noch wenigere für Besucher offen stehen. Aber der Weg lohnt sich.

Im Rahmen von urbanen Umstrukturierungsmaßnahmen waren in Nevsehir etwa 1.500 Wohngebäude abgerissen worden, um neue Wohngebäude zu planen. Die alten Naturstein Siedlungshäuser der einheimischen Bewohner sollten ersetzt werden. Während erster Planierungsarbeiten auf dem Gelände stieß man auf Zugänge zu einem Höhlensystem, dass zunächst nur nach einem Geflecht aus Tunneln und Galerien aussah. Erstaunt stellte man dann ein System von Gängen fest, das mehr als 7 Kilometer Länge aufweist und, bei fachlich versierter Analyse, etwa auf das Alter von 5.000 Jahren geschätzt wurde. Unmittelbar nach den ersten Analysen wurden die baulichen Maßnahmen gestoppt, ein Vorgang der zumindest für die Türkei noch ungewöhnlich ist. Die Region um Kappadokien ist allerdings schon "unterwegs" in Richtung Kulturtourismus, so das zumindest hierin eine Grundvoraussetzung zum Baustopp vorhanden war.

Mittlerweile ist das Gebiet als archäologische Schutzzone ausgewiesen, wie von offizieller Seite angekündigt wurde: „Es handelt sich nicht um eine bekannte Stadt im Untergrund. Wir sprechen von Tunnelpassagen im Ausmaß von sieben Kilometern. Wir haben die Bauarbeiten umgehend gestoppt, die wir in der Gegend durchführen wollten, als die versunkene Stadt offenbar wurde.“

Rund um die alte Festung von Nevsehir sei diese unterirdische Stadt vor etwa 5.000 Jahren angelegt worden. Bislang habe man auch Kirchen und Fluchtwege gefunden, was auf christliche Fluchtstätten vor den Römern oder auf byzantinische Besiedlung schließen lässt. Bei unserem Besuch in Derinkuyu waren uns seiner Zeit die "Verschlussmöglichkeiten dieser unterirdischen Stadt besonders in Hinsicht auf die verwendete Technik aufgefallen. Ein kreisrunder Stein von etwa 2,5 Metern Durchmesser und 40 Zentimeter Stärke war in der Art aus dem Gestein herausgearbeitet worden, das er mittels Hebeln vor die Zugangsöffnung gerollt werden konnte. Ein absolut Einbruchsicherung Türverschluss, noch dazu von oben zu verteidigen.

Hasan Ünver, der Oberbürgermeister von Nevşehir, ist entsprechend euphorischer Stimmung: „Die Untergrundstadt, die wir gefunden haben, umfasst wohl 45 von insgesamt 75 Hektar, die wir für das urbane Transformationsprojekt vorgesehen hatten. Die unterirdische Stadt war im Zuge der protokollgemäßen Demolierungsarbeiten entdeckt worden. Die ersten Anlagen wurden 2013 entdeckt. Wir haben uns an den Rat für Erhaltung des kulturellen und natürlichen Erbes gewandt, um eine offizielle Registrierung der Stätte zu erreichen. Bereits jetzt ist zu erkennen, dass die entdeckte Untergrundstadt die bislang größte sein wird, die rund um Nevşehir gefunden wurde."

Wir werden versuchen, erste Bilder und Eindrücke während der nächsten Reise nach Kappadokien zu gewinnen und hier zu veröffentlichen.

 

 

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