Pogradec - die illyrischen Königsgräber Selca e Poshtme
- Geschrieben von Portal Editor
Die Ufer des Ohrid See sind schon seit der Jungsteinzeit (6000 v. Chr.) besiedelt gewesen, was auf mazedonischer Seite eindrucksvoll mit der nach empfundenen Pfahlbausiedlung im See nur etwa 15 Kilometer von Pogradec entfernt dokumentiert wird.
Die ersten historischen Siedler waren die illyrischen Encheläer, die im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. um Pogradec viele Spuren hinterließen. So auch auf dem Hügel oberhalb der Stadt, der von den Illyrern im 5. Jahrhundert v. Chr. erstmals befestigt wurde und bis zum Einfall der Slawen im 6. Jahrhundert bestand. Beim Dorf Selca e Poshtme wurden mehrere illyrische Königsgräber gefunden, die aus der Zeit zwischen 4. und 1. Jahrhundert v. Chr. datieren. Sie gehörten zur antiken Stadt Pelion, die 547/548 n. Chr. von den Slawen zerstört wurde. Im 10. Jahrhundert wurde die Siedlung auf dem Hügel oberhalb der Stadt aufgegeben und an der heutigen Stelle wurde die neue Stadt Pogradec gegründet. Gleichzeitig wurde der Hügel von Bulgaren neu befestigt.
Die Königsgräber von Selca e Poshtme
Die früheste bislang bekannte Besiedelung des Ortes fand im Neolithikum statt und gipfelte unter dem illyrischen Stamm der Encheläer in der späteren Eisenzeit und in der römischen Kaiserzeit in einer städtischen Bebauung. Vom 4. – 1. Jahrhundert v. Chr. war die Stadt wahrscheinlich Königssitz und somit auch ein wichtiges politisches und wirtschaftliches Zentrum. Die römische Via Egnatia führte einst an der Stadt Pelion vorbei in Richtung Ohrid, Bitola, Edessa und Thessaloniki, in Richtung Westen nach Elbasan und Durres.
Am rechten Ufer des Flusses Shkumbin, auf einem 795 m ü. A. hohen Hügel, liegen die Überreste Pelions und die dazugehörige Nekropole. Um 570/550 v. Chr. entstand langsam die Stadt Selca IV, die durch Spuren verbrannter Hütten, aufgefundener Keramik, lokaler Töpferdrehscheibenware und ionische sowie korinthische Importware im unteren Horizont vertreten ist. Im oberen Horizont fand man lokale, rot-braun bemalte Keramik, Drehscheibenware mit zwei Henkeln sowie ionische und attische Ware. Die lokalen Keramikhersteller ahmten besonders gerne griechische Vorbilder nach. Die Siedlung dehnte sich auf sechs Hektar aus und erreichte in ihrer Hauptphase (3. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) eine Größe von sieben bis acht Hektar. Um eine Bebauung der Terrains möglich zu machen, wurden Terrassen angelegt. Im 4. und 3. Jahrhundert war der Ort von einer Mauer umgeben, die nur die Akropolis, nicht aber die besiedelten Terrassen umschloss.
Die Römer bauen die erste Stadtmauer aus Quadersteinen
In römischer Zeit, also im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. errichtete man eine Mauer aus rechteckigen Steinquadern, die ein größeres Terrain schützte. Der Ort bestand in der Spätantike, vom 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., weiter, verkleinerte sich aber auf zwei Hektar besiedelte Fläche. Für den Bau von Häusern verwendete man zu dieser Zeit Steine der antiken römischen Quadermauer. Anhand von Münzfunden lassen sich zwei Bauhorizonte feststellen. Der erste datiert in die Zeit Valentinians I. (364 – 375 n. Chr.), der zweite stammt aus der Zeit Justinians I. (518 – 565. n. Chr.). Um 547/548 n. Chr. wurde die Stadt, die ihre wirtschaftliche und politische Bedeutung längst verloren hatte, von den Slawen erobert.
Der Hügel mit der archäologischen Stätte und den Gräbern liegen rechts unterhalb des Gipfels. Von 1969 bis 1972 fanden hier Grabungen unter der Leitung von Neritan Ceka statt. Die Stadt weist fünf Besiedelungsschichten auf. Selca I bis III gehören der protourbanen Phase an und sind unterteilt in: spätes Neolithikum, frühe Bronzezeit und späte Bronzezeit, alle vertreten durch verschiedene Keramikformen. Ab der Eisenzeit kann man von einer ständigen Besiedelung sprechen.
UNESCO Weltkulturerbe - Â Selca e Poshtme
Die Gräberanlage steht seit 1996 auf der Tentativliste des UNESCO-Welterbes, d. h. die albanische Regierung schlägt vor, die Stätte ins UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen. Bei Ausgrabungen wurden zum Teil Dachkonstruktionen über den Gräbern angebracht, um diese vor der Verwitterung zu schützen. Es wurde schon davor gewarnt, dass dem Kulturdenkmal die Zerstörung droht, weil der Staat seit Jahren nichts für den Schutz und Unterhalt unternehme.
Wegen seiner Abgeschiedenheit war der Ort Selca und somit die Gräber lange kaum erreichbar und wird deshalb kaum von Touristen besucht. Heute führt eine mehrheitlich asphaltierte Straße, die bei Përrenjas am Fuß des Passes Qafë Thana von der SH 3 abgeht, bis zum Hügel oberhalb des Dorfes. Es sind von Përrenjas rund 15 Kilometer auf kleinen Nebenstraßen nach Süden. Besucher sind aber noch immer sehr selten. Die Anlage kann ohne Eintritt besichtigt werden.
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