Eine Weinprobe bei Rapsani in Thessalien
Die Bekanntschaft mit Nikos Papadimitriou hatte uns zu einer Weinerkundungstour nach Rapsani in Thessalinien geführt. Gegenüber der Bahnstation Rapsani hatten wir uns in einem kleinen Restaurant zur Weintour verabredet.
Der Weinbau in Griechenland hat eine lange, bis in die Antike zurückreichende Tradition. Während der Zeit des Byzantinischen Reichs, spätestens mit der Zugehörigkeit Griechenlands zum Osmanischen Reich ab dem 15. Jahrhundert gab es praktisch keinen Fortschritt mehr im Weinbau. Erst mit dem Ende der griechischen Militärdiktatur im Jahr 1974 sind die politischen Rahmenbedingungen für einen Qualitätsweinbau wieder gegeben.
Griechische Winzer sind in den letzten 20 Jahren dazu übergegangen, in der Mehrzahl trockene Weine zu erzeugen. Nach einer Periode, während der der Weinbau durch Winzergenossenschaften dominiert wurde, setzen seit den 1970er Jahren private Weingüter qualitative Ausrufezeichen. Durch Investitionen im Weinkeller konnten griechische Spitzenbetriebe seit den 1980er Jahren an den internationalen Standard anknüpfen.
Ein konsequentes Rodungsprogramm minderwertiger Rebsorten und der Rückzug in höher gelegene, kühlere Gebiete in Verbindung mit modernisierten Anbaumethoden und der Kultivierung von Qualitätsreben sind Anzeichen einer neuen Qualitätspolitik des Weinbaus in Griechenland. Das zentrale Weininstitut in Athen trägt Sorge, dass sich die griechische Weinwirtschaft in puncto Qualität weiterentwickelt.
Das insgesamt milde Klima mit ausreichend Sonnenstunden in einer gebirgigen Landschaft mit zum größten Teil kalkhaltigen und vereinzelt vulkanischen Böden schaffen die Bedingungen für den Ausbau guter Weine. Gleichzeitig profitiert der Weinanbau von der Vielfalt der Böden und der großen Anzahl an einheimischen Rebsorten, deren Potential noch nicht ausgeschöpft ist.
Die Region Thessalien liegt südlich der Region Makedonien und nördlich der Region Mittelgriechenland. Dem Weinbau wurden dabei nur Randlagen der Ebenen zugeteilt. Empfohlene Rebsorten sind Assyrtiko, Roditis und Limnio, die durch die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Syrah ergänzt werden.
Zugelassen sind ferner die Sorten Cinsault und Batiki. Nach einer Analyse des Weinbauinstituts von Athen verfügt die Region mit der eigenständigen Limniona über eine Sorte mit hohem Qualitätspotential. Sie wurde daher kürzlich in die Liste der empfohlenen Sorten aufgenommen. Sogar erste Felder ökologischen Weinanbaus findet man bei Rapsani.
Mit dem Anbaugebiet Rapsani verfügt der Regionalbezirk Larisa über den bekanntesten OPAP-Wein der Region. Die Reben wachsen bis auf eine Höhe von 700 Metern an den unteren Hängen des Olymp.
Durch die privilegierte Lage am Sitz der griechischen Götter wurde Rapsani immer wieder mit dem Nektar, dem Trank der Götter, in Verbindung gebracht.
Der Rotwein von Rapsani besteht aus gleichen Teilen aus den Rebsorten Krassato, Stavroto und Xinomavro. Die Flächen liegen dabei in den Gemeinden Krania, Pyrgetos, Abelakia sowie der Namen gebenden Ortschaft Rapsani.
Da Dimitris Katsaros des Weinguts Katsaros Estate die Bestimmungen als zu einschränkend empfand, ließ er den Ort Krania aus dem Regelwerk von Rapsani herauslösen und ließ den Landwein Krania definieren, für den Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot zugelassen sind.
Um Tyrnavos liegt ein großes Anbaugebiet, das jedoch meist Massenweine oder Grundprodukte für den Tsipouro liefert. Wichtigste Rebsorten sind Muscat de Hambourg sowie Roditis.
Wenn jedoch ein Winzer den Namen Tyrnavos auf dem Weinetikett benutzen will, muss der trocken ausgebaute Weißwein aus Roditis und Batiki und der trockene Rotwein mehrheitlich aus Cabernet Sauvignon bestehen.
Im Regionalbezirk Trikala gibt es einen gewerblichen Weinbau nur in sehr bescheidenem Umfang, obwohl der Anbau von Reben in der Nähe von Meteora Tradition hat. Karditsa wiederum verfügt mit dem Messenikola über einen Rotwein der Kategorie OPAP. Das Weinbaugebiet reicht dabei bis an den 800 Meter hoch gelegenen Plastiras-Stausee heran.
Über die verwirrend große Vielzahl griechischer Rebsorten berichtete bereits Publius Vergilius Maro. In seinem Werk Georgica heißt es:
„Aber wie reich an Arten sie sind, und an Namen wie vielfach, Fehlet die Zahl, und nicht ja, in Zahl sie zu fassen, verlohnt es. Wer sie zu zählen begehrt, der begehrt auch der libyschen Eb'ne Sandgewühl zu erforschen, wie viel im Weste gewälzt wird;....“
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