Truckerfestival und Brummis – Fluch und Segen zugleich
Fernfahrer aus Osteuropa, deren Haupteinsatzgebiet Westeuropa ist, sind mitunter monatelang unterwegs, die Ablöse erfolgt oft mittels eines Pkw oder Transporters, mit dem der neue Fahrer anreist und in Westeuropa weiterfährt.
Der abgelöste Fahrer tritt mit dem Transporter den mehrere tausend Kilometer weiten Heimweg an und bleibt dort ein bis zwei Wochen bis er dann schließlich mit einem Pkw oder Transporter wieder einen anderen Kollegen in Westeuropa ablöst. Der Lkw kommt also kaum bis gar nicht zum Heimatstandort.
Zur Steigerung der Effizienz werden zunehmend solche rollierenden Systeme eingeführt und damit die Fahrer flexibel auf wechselnde Tages-Routen bei variablen Einsatzzeiten eingeteilt. Lenkzeiten sind so kaum zu überprüfen.
Das bedeutet eine Abkehr von der langjährigen Tradition, bei der jeder Fahrer einen festen Lkw hatte, in dem er sich wohnlich eingerichtet hatte, den er auch aus technischer Sicht gut kannte und dessen Sicherheit ihm, dem Fahrer damit bewußt war.
Es ist oft nicht mehr gewährleistet, dass die 45-stündige Ruhezeit am Wochenende genommen werden kann. Ein kompetitives Umfeld verleitet Transportunternehmer häufig dazu, Vorschriften über Lenk- und Ruhezeiten grob fahrlässig zu missachten.
Kosten- und Zeitdruck im Speditionsgewerbe werden nicht selten an die angestellten Fernfahrer weitergegeben, die sich wiederum aus Sorge um ihren Arbeitsplatz den Anforderungen an sie fügen.
Mit der Entwicklung von Bord-Computern hielten ab etwa 1990 die elektronischen Errungenschaften in die Lkw Einzug.
Die Bundesregierung hatte damals einen Auftrag an die Luft- und Raumfahrtindustrie für das Nutzfahrzeug Überwachungssystem 2000 (NÜS 2000) vergeben. Eine Möglichkeit der Verkehrskontrolle und Reglementierung, bis heute viel zu wenig genutzt.
In modernen Kraftfahrzeugen findet man zudem vermehrt Geschwindigkeitsregelanlagen, (Stand-)Klimaanlagen und Standheizungen, kleine Kühlschränke etc. Trotz dieses bescheidenen Komforts hat der Fahrer lediglich ca. vier Quadratmeter zur Verfügung.
Die Satelliten-Überwachung (GPS) eröffnete neue Möglichkeiten im PC der Firma mit lückenloser Echtzeit-Kontrolle der Lkw und der Fahrer. Warum diese Möglichkeiten zur Kontrolle der Fahrgeschwindigkeit nach oftmals lebensgefährlichen Überholmanövern auf der Autobahn nicht genutzt werden, ist dabei völlig unschlüssig.
Nachdenken sollte das Verkehrsministerium auch über ein generelles Überholverbot für LKW, denn grundsätzlich ist ja deren Tempo sowieso auf 80 km/h begrenzt und ob ein Überholvorgang des sowieso schon mit 85 km/h fahrenden LKW durch einen anderen mit 87 km/h fahrenden LKW sinnig ist, bleibt zumindest als Diskussionsgrundlage offen. Wirklich gefährlich ist es sowieso.
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