Reisemobilmarkt entwickelt sich hervorragend - Griechenland?
- Geschrieben von Portal Editor
Seit Mai 2014 sind wir im Rahmen unseres kulturellen Reiseprojekts "Verständigungs- und Kulturreise entlang des Römischen Straßensystems" zur Förderung lokalen Kulturerbes zum Vorteil der lokalen Bevölkerung in Verbindung mit stark prosperierendem Campertourismus unterwegs, Routenkonzepte und Camperplätze (nicht unbedingt Campingplätze) über den Balkan in den Süden zu entwickeln, die auch zum Ganzjahresreisetourismus geeignet sind.
Wie oft sind die Gespräche dabei in Richtung "Überwintern" im Süden Griechenlands (Peloponnes, Kreta) und Zypern in Verbindung mit sicheren Route über den Balkan gedriftet. Was zunächst nur nach Ideen zum Überwintern aussah, entwickelte sich in den folgenden Monaten zu einem Konzeptansatz: Überwintern auf Zypern, Kreta, in der Türkei oder auf den Peloponnes in Griechenland mit entsprechenden Zwischenzielen auf dem Balkan. Auch die Anreise zum Überwintern soll bereits Zwischenstationen auf dem Balkan enthalten, die als sichere Standorte, auch im Winter, mehrtägige Aufenthalte mit attraktiven Outdoor-Angeboten im Wandern und Radfahren erlauben. Wichtig: Alternativ zu Spanien, Algerien, Tunesien oder Sizilien, die aufgrund der Massen, bzw. aufgrund der politischen Entwicklungen zunehmend uninteressant werden (allein aus Deutschland mehr als 100.000 Camper mit mehr als 4 Monaten Aufenthalt).
Noch im letzten Jahr hat uns die starke Nachfrage nach Plätzen zur Überwinterung in wärmeren Gefilden am Mittelmeer überrascht. Zahlreiche Camper berichteten von Sizilien, von Spanien, ja sogar von Marokko und Tunesien. Mehr als 100.000 Überwinterer allein aus Deutschland. Ist es nur der Mangel an Camper- und Campingplätzen, ist es die Anreise durch bislang wenig bekannte Länder, die von der Überwinterung in Südosteuropa abhalten? Mehrfach sind wir die Tour über den Balkan mit dem Caravan gefahren, wirkliche Probleme gab es nie. Wir sind einer Vielzahl an Fragen nachgegangen, bevor es zu einer ersten Konzeption kommen konnte. Natürlich lässt sich die Route ganzjährlich nutzen, keine Frage und sie ist auch nicht allein für Langzeitreisende gedacht, ganz im Gegenteil für alle Ganzjahres-Reisetouristen. Vielmehr soll sie auch interessante Zwischenstopps anbieten, die so zur Entwicklung des Campertourismus auf dem Balkan erheblich beitragen kann, zum Vorteil der lokalen Bevölkerung. Dies nur zur Vorgeschichte.
Zur Entwicklung des Campertourismus
Das Jahr 2016 war für die europäischen Hersteller von Reisemobilen ein äußerst erfolgreiches Jahr. Mit 18,3 Prozent wuchsen die Neuzulassungen sehr deutlich und übertrafen sogar das sehr gute Vorjahresergebnis von 12,6 Prozent.
Bis auf die vergleichsweise kleinen Märkte in Finnland und Slowenien wuchsen sogar alle Märkte zweistellig. Insgesamt konnten die Reisemobil-Produzenten 96.400 Fahrzeuge absetzen. Die höchste Steigerung erzielte Dänemark (plus 56,3 Prozent). Es folgen das ehemalige „Sorgenkind“ Spanien mit einem Wachstum von 35,9 Prozent und Schweden mit 30,9 Prozent. Die größten Märkte bleiben Deutschland mit 35.150 Fahrzeugen Neuzulassungen (36,5 Prozent Anteil), Frankreich mit 19.700 Einheiten (20,4 Prozent Anteil) und Großbritannien mit 12.350 Reisemobilen (12,8 Prozent Anteil) im Jahr 2016.
EUROPE: Wohnmobile angemeldet und in Betrieb (registriert am 31.12. 2014)
Neuanmeldungen allein Deutschland in 2016 = 35.150 Fahrzeuge
Austria 22.900
Belgium 55.000 Wenn nur 10% dieser den Winter in Griechenland verbringen würden, wären dies allein
Denmark 16.000 167.000 Fahrzeuge a 2 Personen = 330.000 Gäste!!
Finland 50.000
France 417.200 Hinzu kämen Reisende mit Wohnwagen (allein in Deutschland angemeldet 4.200.000)
Germany 450.000
reat Britain 205.000
Italy 206.500
Netherlands 85.000
Norway 5.700
Portugal 10.000
Spain 29.500
Sweden 74.300
Switzerland 34.000
Slovenia 4.850
Others 10 100
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All together 1.676.050 Wohnmobile in 2014
(allein in Deutschland angemeldet 2.200.000 Wohnwagen zusätzlich)
Ausgeprägte Individualisten suchen die Urlauber mit ihren Wohnmobilen dabei ihre Ziele oft abseits der ausgetretenen Pfade und bevorzugen vielfach gegenüber traditionellen Campinganlagen alternative Stellplätze. Bereits heute präsentiert sich der Wohnmobiltourismus in Deutschland mit weit über 3.800 Stellplätzen vielfältiger und lebendiger denn je: So ist z.B. bei Gaststätten und Hotels, auf Weingütern und Bauernhöfen, in der Nähe von Freizeitparks, Museen, Bädern und Thermen, aber auch bei Wohnmobil-Händlern, auf öffentlichen Parkplätzen und eigens eingerichteten Wohnmobilhäfen bundesweit eine vielseitige Stellplatz-Szenerie entstanden.
Neuzulassungen Camperfahrzeuge allein Deutschl.
Reisemobile |
|
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
Veränd. % |
Monat |
Oktober |
1.196 |
1.324 |
1.531 |
1.783 |
+16,5 |
Kalenderjahr |
Januar - Oktober |
23.975 |
26.415 |
32.865 |
37.682 |
+14,7 |
2013/2014 |
2014/2015 |
2015/2016 |
2016/2017 |
Veränd. % |
||
3 Monate |
August |
1.365 |
1.535 |
2.355 |
2.901 |
+23,2 |
September |
1.194 |
1.158 |
1.797 |
2.042 |
+13,6 |
|
Oktober |
1.196 |
1.324 |
1.531 |
1.783 |
+16,5 |
|
Gesamt |
3.755 |
4.017 |
5.683 |
6.726 |
+18,4 |
|
Saison |
September - Oktober |
2.390 |
2.482 |
3.328 |
3.825 |
+14,9 |
12 Monate |
November - Oktober |
25.760 |
28.186 |
34.798 |
39.952 |
+14,8 |
Mit dem Wohnmobil in Südeuropa überwintern
Vor dem Schnee über die Alpen, mit dem Tauwetter wieder zurück. Jeder Fünfte denkt daran, mit dem Reisemobil in mediterranen Regionen zu überwintern. Nie war es einfacher, den Traum vom nicht enden wollenden Sommer zu verwirklichen. Statt im nordeuropäischen Winter Schmuddelwetter zu ertragen, einfach das Wohnmobil reisefertig machen und ab in den Süden: Endlich einmal die sommers nur flüchtig kennen gelernten Regionen rund ums Mittelmeer gründlich erkunden! 21 Prozent der Teilnehmer an einer aktuellen Leserumfrage gaben an, mit dem Gedanken zu spielen, in Südeuropa zu überwintern.
Nehmen wir allein aus Deutschland (in 2017 angemeldete Wohnmobile ohne Wohnwagen 450.000 + 28.186 + 34.789 + 39.952 = 550.952 Fahrzeuge) 21% anreisende Camperfahrzeuge in den Süden entspricht das 110.000 Fahrzeuge a 2 Personen 220.000 Gäste für 4 - 5 Monate!!! Allein aus Deutschland!!
Stell- und Campingplätze zum Überwintern
Die Zahl winteroffener Campingplätze entlang der griechischen Küsten liegt im einstelligen Bereich, nicht viel besser sieht es in der Türkei aus. Auch in Kroatien schließen mehr als 90 Prozent der Plätze. Ansonsten sind Service, Gas- und Wasserversorgung kaum zu erwarten.
Vor allem Sizilien kann mit winteroffenen Plätzen aufwarten, die teils auch günstige Langzeittarife offerieren. Südlich von Rom sind insgesamt über 200 Campingplätze auch winters geöffnet. Dazu kommen mehr als 100 ganzjährig nutzbare Stellplätze in Süditalien und auf Sardinien – warum nicht in Griechenland?
Bislang ist der Favorit der Überwinterer jedoch die endlose Küstenlinie der Iberischen Halbinsel. Spanien lockt nicht nur mit verträglichem Klima, sondern auch mit Regionen, die sich auf Langzeiturlauber längst eingestellt haben. Mehr als 200 Campingplätze richten sich auch in den Wintermonaten auf Reisemobilisten ein, vergleichbar hoch ist die Anzahl der Reisemobilstellplätze.
Wem Spanien auch im Winter bereits zu überlaufen ist, bedient sich gern der Alternativen in Portugal. Gut 60 Campingplätze und nochmals etwa 50 Stellplätze bieten auch in den kühleren Monaten ihre Dienste an. Freies Übernachten ist hingegen nicht erlaubt..
Eine ganz andere Sonderstellung nimmt Marokko als beliebtes Überwintererziel ein. Die Zahl der in Frage kommenden Campingplätze ist hier dreistellig, wobei die Qualitätsunterschiede gravierend sind und die Verhältnisse sich rasch ändern. Dürftige Sanitärausstattung ist insgesamt häufiger vertreten als Top-Niveau mit Pool & Co. Freies Campen ist landesweit verboten.
Das erwartet der Wohnmobilist außerhalb der Saison
Freies Stehen ist nicht überall möglich und geduldet, auch auf Stellplätzen wird ein Obolus verlangt. Die Preise liegen unabhängig von der Länge des Fahrzeugs meistens zwischen 4,50 ohne und zehn Euro mit Strom. Allerdings seien viele Plätze komplett belegt.
Auf Campingplätzen fallen die Übernachtungspreise gegenüber der Hauptsaison um etwa 60 Prozent günstiger aus. Noch günstigere Konditionen werden Campern geboten, die außerhalb der Saison über mehrere Wochen auf dem Platz bleiben. Der Berechnungsmodus ist von Platz zu Platz unterschiedlich. Zum Teil werden bereits auf Aufenthalte von ein bis zwei Wochen Nachlässe gewährt. Üblicher ist jedoch, dass Langzeitaufenthalte in Monaten kalkuliert werden. Wer länger als 30 Tage auf einem Platz bleibt, hat die reelle Chance, zwischen 30 und 50 Prozent weniger zu zahlen als der Tagesgast.
In dieselbe Richtung geht der Gedanke, mehrfach den Standort zu wechseln, um neue Eindrücke auf sich einwirken zu lassen. Das Vorhaben, Land und Leute über einen längeren Zeitraum kennen zulernen, ist umso einfacher zu wirklichen, wenn Grundkenntnisse der Sprache vorhanden sind – die meisten der Deutsch sprechenden Servicekräfte in den Touristenregionen sind nur in der Urlaubssaison vor Ort.
Sonne allein ist nicht genug – auch dann nicht, wenn man zu zweit überwintert. Lange Zeit auf engem Raum zu leben kann verbinden, aber auch zur Belastung werden. So ist der Camper laut Statistik alle drei Tage durchaus bereit, auch in ein Hotel zu gehen, zum Essen steht das in der Regel sowieso an. Also sind auch Stellplätze an Hotels eine wirklich interessante Perspektive.
Alter der Wohnmobilnutzer
40 bis 49 Jahre 24 %
50 bis 59 Jahre 35 %
60 bis 69 Jahre 28 %
Anzahl Reisende pro Wohnmobil
2 Erwachsene 74 %
3 Personen 10 %
4 Personen 11 %
Alleinfahrer 3 %
Monatliches Nettoeinkommen
bis 2.000 Euro 24 %
bis 3.000 Euro 32 %
mehr als 3.000 Euro 33 %
Wohnmobilisten sind häufiger pro Jahr als andere Urlauber unterwegs:
Mehr als 90 Prozent verreisen zweimal und öfter für eine fünf und mehr Tage dauernde Reise und nutzen dabei gerne auch Campingplätze.
2 bis 3 längere Reisen pro Jahr 52 %
bis 5 längere Reisen pro Jahr 29 %
6 längere Reisen und mehr pro Jahr 10 %
Diese Gruppe ist vor- wiegend auf Stellplätzen unterwegs.
Ausgaben der Wohnmobilisten pro Tag und Person (außerhalb von Campingplätzen), BMWi-Studie Nr. 587
Wohnmobilisten lassen 40 Euro pro Person täglich in der besuchten Stadt.
Anteil der Ausgaben für Gastronomie ca. 40 % Lebensmittel u.a. Einkäufe ca. 40 % Freizeitgestaltung, Eintritte ca. 20 %
Alle Daten, wenn nicht anders vermerkt entstammen der Grundlagenstudie „Reisemobiltourismus - Eine empirische Grundlagenstudie“, Cornelius Obier, Prof. Gerd Peters, Zusammenfassung:
- Campingplätze und Camperstopps mit ganzjähriger Öffnungszeit müssen geschaffen werden, da allein aus Deutschland mehr als 200.000 Camper nach Überwinterungsplätzen suchen, alternativ zu Spanien und Portugal!
Vergleichbare Zahlen gibt es in Frankreich, in England, in den Beneluxländern!
- Durchschnittliche Tagesausgabe des Campers 40,- € pro Person heißt bei 200.000 Campern = 8.000.000,- € am Tag (nur deutsche Camper), Überwintern für 4 Monate entspricht 4 x 30 x 8.000.000,- = 960 Millionen Euro
- Allein 10% = 20.000 Camper aus Deutschland in Griechenland würden rund 100 Millionen € bedeuten - warum nicht 20% Camper aus Deutschland, dazu Franzosen, Engländer, usw.
Und dann kam Corona!!!
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