Burg Harburg an der Romantischen Straße
In unserem Artikel „Harburg an der Wörnitz“ hatten wir auch die Burg Harburg selbst erwähnt, seiner Zeit allerdings aufgrund von Zeitdruck nicht besuchen können.
Auch jetzt war schon der frühe Nachmittag angebrochen, als wir Harburg passierten und kurzentschlossen den Weg hinauf zur Burg befuhren. Die Harburg an der Romantischen Straße ist eine der ältesten und am besten erhaltenen Burganlagen in Süddeutschland. Wir parkten das Fahrzeugetwas abseits der Burg, wo eine gepflegte Grünfläche mit Bänken zum Verweilen einlädt. Leider war das Wetter diesmal nicht auf unserer Seite, denn dunkle Wolken verhießen Regen und damit keine guten Fotos. Egal, einmal mehr in Harburg angekommen, wollten wir zumindest in die Burg hinein.
Die Harburg gehört zu den größten Burganlagen Deutschlands
So führte uns denn die Kopfsteinpflasterstraße durch das erste Burgtor hindurch, knickte dann nach rechts ab, um wenig später durch das zweite Burgtor im riesigen Burghof zu enden. Zur Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals als Staufische Reichsburg urkundlich erwähnt, gehört die Harburg zu den größten Burganlagen Deutschlands. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gelangte die Harburg in den Besitz der Grafen und späteren Fürsten zu Oettingen, denen die Harburg ihr heutiges Aussehen zu verdanken hat. Während unseres Weges in die Burg, hatte uns ein holländisches Fahrzeug passiert, das in den Burghof hinein fuhr. Teile der inneren Burggebäude werden heute alsHotel genutzt, wie wir wenig später erfahren sollten. Auch Feiern werden in der fürstlichen Burgschenke durchgeführt, so kann der Besucher die mittelalterliche Kulisse auch bei Nacht bestaunen.
Heinrich VI war Sohn von König Konrad III
Etwas verunsichert muss wohl unser Erscheinen gewirkt haben, denn ein Herr, der an der Ausrichtung der Burgfahnen beschäftigt war, wandte sich uns zu und fragte nach unserem Anliegen. Wir erläuterten ihm unsere Tätigkeiten während unserer ersten Rundtour durch Deutschland sowie unsere Herkunft aus Alanya in kurzen Worten, woraufhin er zunächst nur antwortete, das wir leider den Ruhetag in der Woche zur Burgbesichtigung erwischt hätten, griff dann aber gleich zum Telefon und bat uns doch kurz zu warten. Während dieser Zeit erläuterte der Herr auch Verbindungen der ehemaligen Burgherren bis nach Istanbul. Erste schriftliche Erwähnung der Harburg entstammt nämlich aus dem Jahr 1150 nach Christus, als der zu diesem Zeitpunkt 13-jährige Staufer Heinrich VI einen Brief an seine Tante, Kaiserin Irene, nach Konstantinopel schickte. Kaiserin Irene war mit Manuel Komneons, dem damaligen byzantinischen Kaiser verheiratet. Heinrich VI war Sohn von König Konrad III und teilte sich schon damals die Krone mit seinem Vater. In dem Brief an Kaiserin Irene berichtete Heinrich VI von der Schlacht bei Flochberg und über seinen Aufenthaltsort, die Burg Harburg.
Familie Haus Oettingen-Wallerstein
Wenig später erschien dann die bereits antelefonierte Mitarbeiterin der Burg Harburg und wir waren nicht wenig überrascht als sie unseren freundlichen Herrn mit „Euer Durchlaucht“ ansprach. Ohne Wissen, wer uns die ersten Informationen zur Burg Harburg vermittelt hatte, waren wir auf den Burgherren selbst getroffen, Fürst zu Oettingen-Wallerstein.
Im Jahr 1299 war die Burg von König Albrecht I aus dem Haus Habsburg an die Grafen von Oettingen verpfändet worden, eine seiner Zeit übliche Möglichkeit um liquide Mittel zur Finanzierung von Kriegen oder sonstigen Anliegen zu erhalten. Nach dem Aussterben der Linie ging die Burg im Jahr 1731 in den Besitz der Familie Haus Oettingen-Wallerstein über. Der Zustand der Burg während des 18. Jahrhunderts ist in wesentlichen Teilen das, was heute zu sehen ist.
Leider ist uns der Name der vom Fürsten dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Burgführerin entfallen, die uns jedoch zu einer wirklich exklusiven Führung durch Teile der Burg begleitete. Und das trotz des Ruhetags. Auf diesem Weg dafür unseren herzlichen Dank.
Der Palas als eigentlicher Fürstenbau
So ging es zunächst entlang der Verteidigungsanlagen auf den Wehrgang der Burgmauern. Der Burghof wird von einem teilweise doppelten Mauerring mit sechs Türmen umschlossen, die zu den ältesten Teilen im Baubestand der Burg Harburg zählen. Zu diesen ältesten Teilen gehören die Vogtei, die beiden Bergfriede, der Palas als eigentlicher Fürstenbau, das Kastenhaus, der Ziehbrunnen, der einst eine Tiefe von 129 Metern hatte, die Schlosskirche und die Gruft Kapelle. Der eigentlichen Burg vorgelagert ist die Vor Burg mit ihren Wirtschaftsgebäuden, zu denen auch die Rote Stallung gehört. Angeblich soll die Rote Stallung bei einem Besuch Carl Spitzwegs im Jahr 1858 skizziert worden sein.
Der bereits erwähnte Brunnen hat heute nur noch eine Tiefe von ca. 50 Metern, da aufgrund der Untertunnelung der Harburg durch die B25 der Brunnen leider zum Opfer der baulichen Maßnahme wurde. Aus Aufzeichnungen weiß man allerdings, dass es mehr als eine halbe Stunde dauerte, bis man einen Eimer Wasser mit Hilfe eine Tretrades aus der Tiefe herauf befördert hatte. Wir hatten bislang nur auf der Barbarossa Burg im Kyffhäuser einen tieferen Brunnen gesehen.
Wehrgang mit den üblichen Schießscharten
Der zur Verteidigung dienende Wehrgang der Burg entstammt dem 15. Jahrhundert. Unsere Burgführerin weißt uns während des Rundgangs auf eine Besonderheit hin, die wir zuvor so auch noch nicht gesehen hatten: ein Prellholz zum Einhängen von Hakenbüchsen. Ansonsten gibt es im Wehrgang die üblichen Schießscharten, Schüttlöcher und Kugelscharten. Eine weitere Besonderheit in den Kugelscharten sind bewegliche kreisrunde Holzkugeln mit einem Loch, die eingemauert wurden. Der sich dahinter befindliche Schütze hatte somit volle Deckung vor seinen Angreifern. Durch die Schüttlöcher konnte Brennkalk oder Pech geschüttet werden.
Unseren Rundgang über die Wehrmauer fortsetzend, gelangen wir in den Bereich des sich hinter der Burganlage befindlichen Plateaus. Dies war in der Vergangenheit immer der schwächste Punkt der Befestigungsanlage, weshalb er zusätzliche Mauern, Kasematten und einen Zwinger mit zwei halbrunden Mauertürmen erhalten hatte.
Mauern zeigen im Grundbereich drei Meter Wandstärke
Über den Wehrgang führt man uns zu den beiden Bergfrieden, den Diebsturm und den Faulturm, beiden gehören zu den ältesten Gebäuden in der Harburg aus dem 12. Jahrhundert. Bergfriede waren immer die letzten Zufluchtspunkte der Burgbewohner, wenn die Feinde schon in die Burg eingedrungen waren. Die Zugangsöffnung zum Bergfried lag entsprechend fast 6 Meter über dem Erdreich und konnte somit von außen kaum von Eindringlingen erreicht werden. Mit Hilfe einer Leiter erkletterten die Harburger den Bergfried bei Gefahr, der zu diesem Zweck auch immer gut mit Vorräten gefüllt war. Der ältere, westliche Bergfried, der mit Diebsturm bezeichnet wird, ist sehr hoch und seine Mauern zeigen im Grundbereich drei Meter Wandstärke. Man erklärt uns den An Transport der dazu notwendigen Steine mittels Ochsenkarren und einer jeweils angepassten Rampe, so dass die Steine an Ort und Stelle eingebaut werden konnten.
Kellerraum wurde zum Gefängnis umfunktioniert
Auch später wurde der Bergfried noch zur Bevorratung eingesetzt. Mit Hilfe einer Winde wurde aus der ersten Etage das zu bevorratende Gut in den 9 Meter tiefen Kellerraum herabgelassen. Da aufgrund der 3 Meter starken Wände dieser Raum immer kühl war, bot er sich als Vorratslager geradezu an. Später wurde die Funktion Vorratsraum aufgegeben und der Kellerraum wurde zum Gefängnis umfunktioniert. Oberhalb des Kellerraums gab es gar zwei Folterkammern, eine davon konnte sehr stark erhitzt werden, die andere lies kein Tageslicht nach innen durch. Nach der Folterung wurden Gefangene in den Kellerraum herunter gelassen, weshalb die Kelleröffnung auch Angstloch genannt wurde. Heute ist von der Seite des Wehrgangs aus ein Zugang in den Bergfried geöffnet worden, so dass der Blick bis in den Keller möglich ist. Der Faulturm wurde im 18. Jahrhundert umgebaut und diente in der Folge als Treppenhaus für den Saalbau. Auch die sehr interessante Dachausführung als Schneckenhaube entstammt dieser Zeit.
Umbauten zur Rüstkammer und als Marstall
In der im Jahr 1562 erbauten Vogtei sind heute der Gasthof und das Burghotel untergebracht. Einst als Fachwerkhaus konzipiert zeigt es hervorragend die mittelalterliche Baukunst. Auch das zunächst als Getreidespeicher errichtete Kastenhaus entstammt dem 16. Jahrhundert. Spätere Umbauten zur Rüstkammer und als Marstall erfolgten im 18. Jahrhundert. Wo heute der Burgladen die Besucher mit allerlei schmackhaften und interessanten Dingen versorgt, war einst die Pfisterei, wie man damals auch die Bäckerei bezeichnete, in der das Brot hergestellt wurde.
Als Fürst Ernst Albrecht in den Jahren von 1717 bis 1721 einen großen, repräsentativen Saal für diverse Veranstaltungen und Feste benötigte, lies er den Saalbau, der ursprünglich der Burgmannschaft als Unterkunftgedient hatte, komplett aufstocken und über den Faulturm als Treppenhaus erschließen. Die im Saal eingebauten Holzdecken mit ihren Gemälden entstammen dem abgerissenen Schloss Tiergarten, die Darstellungen in den Gemälden basieren größtenteils auf der griechischen Mythologie.
Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek und Kunstsammlung
Fürst Eugen lies im Jahr 1948 / 49 das Fürstenhaus zur Bibliothek umbauen und brachte dort die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek und Kunstsammlung unter. Im Jahr 1980 verkaufte man das gesamte Inventar der Bibliothek für 40 Millionen DM an den Bayern, der es dann in die Zentralbibliothek der Universität Augsburgintegrierte.
Alle zwei Jahre findet seit 1996 auf dem Gelände der Burg das mehrtägige Harburger Burgfest statt. Wer also Interesse an Burg und Mittelalter hat, sollte sich das weit über die Landesgrenzen bekannte Spektakel nicht entgehen lassen. Alle Einnahmen werden wohltätigen Zwecken zugeführt.
Geographische Lage 48° 47′ 5,9″ N, 10° 41′ 13,1″ O
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