Wattwanderung nach Minsener Oldeoog
Einmal hoch im Norden Deutschlands angekommen, sollte natürlich auch eine zünftige Wattwanderung nach Minsener Oldeoog im Besuchsprogramm von Alaturka, Brita und Gerda nicht fehlen.
Der Tidenkalender der Kurverwaltung Wangerland zeigte dabei deutlich den Sonntag als optimalsten Wandertag an, denn mit dem Hochwasser bereits um 8.15 Uhr am Morgen war damit für den Tagesausflug genügend Zeit bis zum Abendhochwasser vorhanden, ohne das man sich zu große Sorge um stark gefüllte Priele oder auflaufendes Wasser machen musste. Immerhin beträgt die Entfernung bis zum Minsener Oldeoog mehr als 7 Kilometer quer über das Wattenmeer.
Immer nur an einer geführten Wattwanderung teilnehmen
Gleich an dieser Stelle möchten wir erwähnen, das eine solche Wattwanderung gewisse Gefahren in sich birgt, die sowohl in der zeitlichen Planung als auch in der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten hinsichtlich des langen Wegs durch teilweise schlickiges Gelände liegt. Allein die zeitliche Planung kann zu gewaltigen Problemen führen, wenn die Hochwasserzeiten nicht hinlänglich bekannt sind. Auch zu frühes Starten bei noch zu starker Strömung in den zu durchquerenden Prielen beinhaltet eine gewisse Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte. Unser Mitarbeiter war allerdings über die Jahre diesen Weg mehr als 100 Mal gegangen, so das wir uns ihm anvertrauen konnten. Als Urlauber sollten Sie im Hinblick auf das Minsener Oldeoog bitte immer nur an einer geführten Wattwanderung teilnehmen. Zu schnell hat man trotz gerade noch guter Sicht die Orientierung wegen plötzlich aufkommenden Seenebels verloren, zu groß ist auch die Gefahr einer Verletzung durch Muschelschnitte im Watt, gerade wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist. Wenn diese Punkte beachtet werden, ist die Wattwanderung wohl eines der schönsten Freizeiterlebnisse, die man sich vorstellen kann.
Und als Freizeitvergnügen ist das Wattwandern ein typisch friesich-ostfriesisches, sportliches Wandervergnügen, das nur aufgrund des flachen Geländes in Verbindung mit dem 6-stündigen Tidenhub hier an der Nordsee-Küste möglich ist. Noch dazu ist die Luft frei von schädlichen Belastungen und auch dem Schlick sagt man heilende Kräfte nach.
Wattenmeer Gebiet entlang der Nordsee heute als Weltkulturerbe
Wir verließen etwa gegen 10.00 Uhr das vor Jahren aufgespülte Gelände am Strand von Schillig und wandten uns zunächst entlang des Sandstrandes in Richtung auf Wangerooge zu. Nach etwa einem Kilometer am herrlichen Sandstrand, der auch zu dieser Zeit schon gut besucht war, ging es dann in das Wattenmeer hinein. Einzigartig auf der Welt gilt das gesamte Wattenmeer Gebiet entlang der Nordsee heute als Weltkulturerbe, so ist auch der durch den Tidenhub bestimmte Lebensraum für Tier und Pflanzenwelt einzigartig. Sofort waren den „Landratten“ natürlich die kleinen wurmartigen Sandhäufchen aufgefallen, die es in riesiger Zahl im Wattenmeer gibt. Nach anfänglichem, ungläubigem Erstaunen über die regen Aktivitäten der hiesigen Wattwürmer trauten sich dann auch Brita und Gerda die Sandhäufchen mit den Füßen zu berühren. Auch die ersten Krabben oder wie man hier an der Küste sagt „Granat“ wurden schnell gesichtet. Überhaupt braucht es nur wenige Hinweise und man ist mitten drin im Erklären dieses phänomenalen Naturgebiets. Allein die Strukturen an der Oberfläche des Wattbodens verursacht durch die Wellenbewegung im Meer sind der Betrachtung wert, so interessant und teilweise verspielt sind die Muster.
Tintenquallen auf dem Weg nach MInsener Oldeoog
Etwas weiter im Watt stießen wir dann auf das immer noch vorhandene Schiffswrack des vor ca. 40 Jahren dort gestrandeten Lastkahns, der aber nach und nach in seine Bestandteile zerfällt. Heute ein Anziehungspunkt für viele Touristen, die sich gern dort einfinden um ihre Erinnerungsfotos zu machen. Unser Weg führt uns dann in Richtung des weit draußen in der Einfahrt zum Jadebusen befindlichen Leuchtturms Mellumplate, der als untrügliches Seezeichen unverkennbar mit seiner Zeichnung ein gutes Wegemerkmal ist. Unterwegs gibt es erste Muschelfelder, die für den ungewohnten Wattwanderer schon mal für kleine Schnitte in der Fußsohle sorgen können. Auch eine Anzahl von Tintenquallen, die mit dem ablaufenden Wasser nicht rechtzeitig tiefere Zonen erreichen konnten, finden wir auf dem Weg nach Minsener Oldeoog.
Leuchtfeuer von Mellumplate, Roter Sand und Alte Weser
Natürlich gibt es auch hin und wieder einige doch schlickige Bereiche, die zunächst nur mit etwas Widerwillen betreten werden. Als dann jedoch von den durchaus gesunden Inhalten des Wattbodens und gar auch von den Schlick-Anwendungen berichtet wurde, die von den örtlichen Instituten gegen Zahlung angeboten werden, war es mit dem Widerwillen vorbei und schnell waren zumindest die Beine schwarz mit Schlick eingeschmiert, der dann sich gräulich verfärbend auf der Haut eintrocknet. So verging die Wanderung ohne das jemals das Gefühl von Langerweile oder Eintönigkeit aufkam. Allein die Beobachtung des regen Schiffsbetriebs bei der Einfahrt in die Jade, der Weser und aufgrund der hervorragenden Sichtverhältnisse des Tages sogar der Elbe boten reichlich Abwechslung.
Mit zunehmender Dauer der Wattwanderung nahm auch das Interesse an den Seezeichen spürbar zu, so das die Bedeutung der Leuchtfeuer von Mellumplate, Roter Sand und Alte Weser ausführlich beschrieben wurden. So waren wir auch schnell bei den Begriffen von Steuerbord und Backbord sowie den dazugehörigen Farben der Schiffsleuchten angekommen, die zum besseren Verständnis auf den Wattboden skizziert wurden und während der Nacht auch ohne Radar erkennen lassen in welche Richtung sich ein Schiff bewegt.
Pricken Weg vor Minsener Oldeoog
Wir waren jetzt am Pricken Weg vor Minsener Oldeoog angekommen, der doch noch reichlich hohen Wasserstand aufwies, so das wir die Laufgeschwindigkeit etwas reduzierten und einen Segler beobachteten, der sich des Prickenwegs bediente um sich vor der Vogelschutzinsel trocken fallen zu lassen. Die Prickenwege im Wattenmeer Gebiet dienen der Schifffahrt als Seestraße zum Erreichen des angesteuerten Hafens, denn sie sind häufig tief genug so das kleinere Seefahrzeuge auch bei Ebbstrom noch durch das Wattenmeer Gebiet fahren können. Wenig später durchquerten wir auch den Prickenweg vor der Vogelschutzinsel und zum Abschluss des Hinwegs galt es dann noch zur Belustigung aller ein kleines Schlickfeld zu durchqueren, bis die Vogelschutzinsel Minsener Oldeoog erreicht war.
Wie Mellum und teilweise auch die anderen der Küste vorgelagerten Inseln ist Minsener Oldeoog ein Vogelschutzgebiet mit tausenden von Seevögeln unterschiedlichster Gattungen, das zur Brutzeit überhaupt nicht betreten werden darf. Nur der Sandbereich am Meer steht dem Besucher als Rast Zone oder zum Suchen von Muscheln oder anderem Treibgut zur Verfügung, was Brita und Gerda auch gleich ausgiebig zur Muschelauslese nutzten. Ein schmaler Weg führt zum höchsten Punkt der Insel, der als Aussichtspunkt auch einen guten Blick auf die Nachbarinsel Wangerooge ermöglicht.
8 Minuten Stillstand mit niedrigstem Wasserstand
Wir hatten natürlich etwas Proviant mitgenommen, so das wir jetzt eine zünftige „Brotzeit“ weit draußen im Meer mit herrlichem Blick auf das Festland genießen konnten. Die Verweildauer auf der Insel ist allein durch den Tidenhub zeitlich begrenzt, denn nach nur ca. 8 Minuten Stillstand mit niedrigstem Wasserstand kehrt sich das Spiel der Gezeiten um und das Wasser kommt zurück. Wie schon eingangs erwähnt liegt hier das größte Gefahrenpotential, denn zunächst laufen die Priele voll und bilden dann eine kräftige Strömung aus, die es auch bei zu spätem Rückweg zu durchqueren gilt. Wir hatten auch diesen Punkt im Blick und machten uns rechtzeitig auf den Weg zurück, der uns jetzt entlang des auflaufenden Wassers grob in Richtung Öl Pier in Wilhelmshaven führte, Zeit genug die Seevögel zu beobachten oder auch einige weitere Fotos zu machen.
Trotz des relativ rauen Windes gab es einige mutige Schwimmer, die sich zum Baden in das Meer getrauten. Uns „Südländern“ war es heute einfach zu kalt. Einmal zurück am Sandstrand von Schillig angekommen, suchten wir eines der Waschhäuser auf um die Reste des Schlicks von den Beinen abzuwaschen. Zurück am Auto angelangt ging es dann zurück zu unserem momentanen Standort nach Jever. Ein interessanter und gleichsam erholsamer Tag in frischer Luft mit einer Vielzahl von Eindrücken und Erlebnissen ging zu Ende.
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https://www.alaturka.info/de/deutschland/niedersachsen/1281-wattwanderung-zur-vogelschutzinsel-nach-minsener-oldeoog#sigProId3bf3ef7f75
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