Visbeker Bräutigam - mächtiges Megalithgrab
- Geschrieben von Portal Editor
Unsere Tour durch den Norden Deutschlands führte uns neben dem Besuch des noch relativ "jungen" Museums und Parks Kalkriese am vermutlichen Geschehensort der Varusschlacht (wir werden noch berichten) auch in die Ahlhornerheide bei Wildeshausen zu den dortigen Großsteingräbern aus der Zeit zwischen 3500 - 2800 vor Christus.
Die typisch nordische Megalitharchitektur der Großsteingräber ist ein Produkt der so genannten Trichterbecherkultur (TBK). Die Trichterbecherkultur ist eine archäologische Kultur aus der Jungsteinzeit (etwa 4200–2800 v. Chr.). Im nördlichen Mitteleuropa, im mittleren Osteuropa und in Südskandinavien ist sie die erste, überwiegend vom Ackerbau geprägte Kultur des Frühneolithikums. Der Begriff TBK wurde 1910 von Gustaf Kossinna nach dem seiner Zeit typischen Becher mit Trichterrand eingeführt.
Kultur und Glaubenswelt neolithischer Gesellschaften
Der Archäologe und Forscher Ewald Schuldt hat in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 1964 und 1974 über 100 Anlagen der verschiedenen Typen (Urdolmen, erweiterte Dolmen – auch Rechteckdolmen genannt –, Ganggrab, Großdolmen, Hünenbetten ohne Kammer und Steinkiste) so genannter Megalithgräber ausgegraben. Die Träger der TBK bauten nach Schätzungen fast 30.000 Hünengräber. Allein über 7.000 dieser Großsteingräber sind in Dänemark bekannt, von denen etwa 2.800 erhalten sind (in Deutschland sind etwa 900 von vermutlich 5600 erhalten).
Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Glaubenswelt neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung. Schon früh vermutete man hinter diesen Gräbern eine religiöse Bewegung. Diese konnte sich, ähnlich wie das Christentum in nur 2000 Jahren, im Laufe von mehr als 8000 Jahren in verschiedene Sekten spalten. Die Ausprägung der Anlagen konnte dann regional bestimmt sein.
Einige dieser Großsteingräber befinden sich in der auch landschaftlich äußerst reizvollen Heidelandschaft von Wildeshausen, die sich auch hervorragend für den mehrtägigen Fahrradwandertourismus eignet. So liegt es auf der Hand, auch die Großsteingräber per Fahrrad zu erkunden.
Radwanderwege durchziehen die reizvolle Heidelandschaft
Ausgeschilderte Rad- und Wanderwege ziehen sich durch diesen waldreichen Teil der Geest, durch abwechslungsreiche Forsten, Weiden und Äcker, durch eine Landschaft, die zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Ziel für den Wanderer und Naturfreund ist. Jetzt, wo die Blätter ein buntes Mosaik auf dem Waldboden gestalten, ist eine unbeschreibliche Farbenpracht in der Herbstsonne zu betrachten. Auch die Ahlhorner Fischteiche" und das Naturschutzgebiet "Huntloser Moor" vermitteln mit ihrer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt den Eindruck einer fast unberührten Natur und bieten ein insgesamt über 1000 km langes, gut ausgeschildertes Radwegenetz.
So gelangen auch wir während unserer Fahrradtour nördlich an eine Aue, die in diesem Bereich auch Engelmannsbäke genannt wird (unweit der Visbeker Bauerschaft Endel) und damit in unmittelbare Nähe des Großsteingrabs Visbeker Bräutigam. Das ursprünglich von 170 Findlingsblöcken eingefasste Hünengrab stellt mit seiner Länge von 104 Meter und einer Breite von 8 bis 9 Meter eine der eindrucksvollsten Megalithanlagen in Nordwestdeutschland dar.
Fortschritt und örtliche Ressourcen sind Grundvoraussetzungen
Eine Erklärung für die unterschiedlichen Formen der Großsteingräber ist neben der Grundvoraussetzung der Verfügbarkeit von Ressourcen und dem technischen Fortschritt, die von Ewald Schuldt und Friedrich Laux vertretene Bautrupptheorie. Nach Friedrich Laux stehen hinter diesem Verbreitungsbild unterschiedliche "Bautraditionen" und "Bauschulen". Aufgrund der technischen Ausführungen folgerte Ewald Schuldt bereits 1972, dass die Monumente unter „Anleitung eines Spezialisten oder von Spezialistengruppen“ durchgeführt wurden.
Ein wesentlicher Unterschied im Kammeraufbau besteht zwischen den Anlagen, deren Decksteine ausschließlich in Dreipunkt-Auflage, und jenen Anlagen, deren Decksteine auch oder Mehrheitlich in Jochkonstruktion (Zweipunktauflage) aufgelegt wurden. Die für den Wand- und Deckenbau ausgewählten Findlinge hatten neben der entsprechenden Größe mindestens eine relativ flache Seite. Mitunter wurde sie durch Spalten eines Steines, vermutlich durch Sprengen mittels Erhitzen und Abschrecken, umgeformt. An den Schmalseiten von Großdolmen wurden statt der Findlinge auch Platten aus Rotsandstein für den Wand- oder Zwischenwandaufbau benutzt, der im Übrigen die Lücken zwischen den Tragsteinen von Kammer und Gang oder zwischen den Randsteinen der Einfassung auffüllt.
Tragsteine, Decksteine und Verkeilsteine
Den nur wenig in den Untergrund eingetieften Tragsteinen der Phase nach den Urdolmen wurden durch Standplatten und Verkeilsteine der nötige Halt verschafft. Durch eine leichte Neigung nach innen und eine äußere Stampflehm- oder Steinpackung wurden Tragsteine von Jochanlagen statisch gesichert, während die Tragsteine von Anlagen mit dreipunktaufgelegten Decksteinen senkrecht stehen.
Die verarbeiteten Decksteine haben selten ein Gewicht von mehr als 20 Tonnen, dagegen sind im übrigen Megalithgebiet im Einzelfall Gewichte von über 100 Tonnen vertreten. Der Grundriss der Kammern ist selten quadratisch, sondern eher oval, polygonal, rechteckig, rauten- oder trapezförmig. Es ist erstaunlich, wie unsere Vorfahren diese Steinkolosse haben befördern und platzieren können, auch wenn die Steine selbst nur wenig bearbeitet sind.
Während unserer Rundtour gelangen wir auch an die Hunte, den gemächlich dahin fließenden aber windungsreichen Flusslauf, der sich hervorragend zum Paddeln eignet, selbst für Anfänger. Wir sind begeistert und beschließen umgehend, zu einer ausgedehnten Paddeltour in die Wildeshausener Geest zurück zukehren.
Visbeker Bräutigam 52°52'43.7"N 8°15'60.0"E 52.878808, 8.266660
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