Besuch der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg
- Geschrieben von Portal Editor
Im Zentrum der Stadt Oldenburg steht nordwestlich vom gräflichen Schloss Oldenburg das architektonisch außergewöhnliche Gebäude der Lambertikirche, die gern auch mit St. Lamberti bezeichnet wird.
Aufgrund ihrer dunklen Mauern und der vielen Türme wirkt die St. Lamberti-Kirche von außen fast wie eine Burg. Bemerkenswert, aus konstruktiver Sicht, ist der Kontrast zwischen der Fassaden- und Außengestaltung der Kirche, die eine fast mit typisch für die Region zu bezeichnende neugotische Hallenkirche erwarten lässt und dann zeigt sich der Innenraum der Kirche überraschenderweise als klassizistische Rotunde. Wer das lang gestreckte Kirchengebäude betritt, findet sich überraschend in einem hellen, Licht durchfluteten Rundbau wieder, der viel kleiner wirkt als es die äußeren Gebäudeabmessungen vermuten lassen.
Seit dem Jahr 1795 ist das Innere der Lambertikirche als Rotunde gestaltet. Der Oldenburger Herzog Peter Friedrich Ludwig hatte seiner Zeit den Innenraum umbauen lassen, bei dem die rechteckigen Außenmauern der alten gotischen Kirche stehen gelassen wurden. In den Jahren 1885 bis 1887 wurde die Kirche auch außen im neugotischen Stil umgestaltet. Zu dem bereits bestehenden Hauptturm, der im übrigen 86 Meter hoch ist, wurden vier Ecktürme und eine einheitliche Fassade aus Backstein hinzugefügt. Damit wurde die Lambertikirche zum größten Bauwerk der Stadt Oldenburg und der Kirchturm prägt bis heute die Silhouette der Stadt.
Wann genau mit dem ersten Bau der St. Lamberti-Kirche begonnen wurde, ist noch weitgehend unbekannt. Urkundlich erwähnt wurde der Ort "Aldenburg" erstmals im Jahr 1108, allerdings wurde eine Kirche nicht erwähnt. Seit dem Hochmittelalter stand eine erste Kirche zwischen der damaligen Burg und der Siedlung Oldenburg. Vermutlich handelte es sich hierbei um eine einschiffige romanische Kirche. Erbaut wurde diese Kirche vom Haus Oldenburg, einem Grafengeschlecht, das die Oldenburger Burg in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu seiner Residenz machte. Der genaue Zeitpunkt der Gründung ist unbekannt, er dürfte zwischen 1180/81 (Rückkehr aus dem Exil) und 1200 liegen. Erst 1237 tauchte der "Stadtpfarrer" von Oldenburg neben dem Pfarrer der Nikolaikirche in einer Urkunde auf. Der Pfarrer Johannes aus Oldenburg ist einer der Zeugen einer Eigentumsübertragung an das Kloster Rastede. Hieraus lässt sich indirekt auf die Existenz einer Oldenburger Kirche schließen. Der noch erhaltene und gelegentlich verwendete spätromanische Abendmahlskelch der Kirche wurde um 1265 geschaffen.
Im 14. Jahrhundert sind in der Lambertikirche fünf Altäre belegt. 1345 wurde der Siedlung Oldenburg das Stadtrecht verliehen und die Kirche damit zu einer Stadtkirche. 1377 wurde die Lambertikirche zu einem Kollegialstift erhoben. Sie hatte danach acht Kanoniker (Stiftsherren) und damit mehr Prediger als zuvor. Hieraus lässt sich auch auf eine Steigerung auf neun Altäre schließen (für jeden Stiftsherren und deren Abt je einen). Das Grafenhaus initiierte diese Erhebung, die Kanoniker sollten zur „Vermehrung des Gottesdienstes dienen und zum Seelenheil der Grafen und ihrer Vorfahren“.
Die Bedeutung des Heiligen Lambertus für das Haus Oldenburg zeigte sich auch in der Gründung der Auricher Lambertikirche durch die Oldenburger Grafen um das Jahr 1200. Um 1400 erfolgten zahlreiche Umbauten und die Erweiterung des Kirchengebäudes zu einerspätgotischen Hallenkirche. Auf Veranlassung des Grafen Dietrich von Oldenburg wurde der Chor 1436 nach Osten erweitert und mit bunten Glasfenstern versehen. Etliche Fenster wurden auch durch den niederen Adel und Bremer Honoratioren gespendet.
Die Reformation begann in Oldenburg um 1527. Die Stadt wurde protestantisch und die Predigten in deutscher Sprache gehalten. Um 1550 starben die Stiftsherren aus. Danach wurden einige der Kirchenaltäre entfernt, das Kirchenäußere aber nicht verändert.
1667 starb mit Graf Anton Günther das Grafengeschlecht aus, das die Geschichte der Lambertikirche bis zu diesem Zeitpunkt prägte und Oldenburg fiel unter die Herrschaft des dänischen Königshauses.
1813 wurde der freistehende Glockenturm abgerissen, um zusätzlichen Raum für den Marktplatz zu schaffen. Die turmlose Kirche wurde vom Dichter Heinrich Heine verspottet und mit einem Theater verglichen. Im Jahre 1873 wurde schließlich ein Turm im Westen der Kirche errichtet. 1968 wurde der Innenraum der Kirche erneut gedreht, um den Einbau einer großen Orgel zu ermöglichen.
In den Nebenräumen der kirchlich genutzten Rotunde sind Sarkophage aus dem Mittelalter aufgestellt, die über Schriftentafeln auch einige Details zu den damaligen Herrschaften Oldenburgs aussagen, so auch der Bezug zum Grafen Anthon Günther und dem Fräulein Maria zu Jever.
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