Jever - entlang der Graften und Parkanlagen Altstadt
- Geschrieben von Portal Editor
Grüne Stadt Jever - nicht ohne Grund spricht man im Zusammenhang mit Jever auch von der grünen Stadt, denn das Stadtbild wird stark durch die fünf lang gezogene Graften mit ihrem uralten Baumbestand geprägt, die einst den historischen Stadtkern als Grabenschutzlage umgaben.
Der Bau dieser ursprünglich ringförmigen Wassergrabenanlage erfolgte 1536 zusammen mit dem Errichten von Erdwällen zur Sicherung der gerade neu ernannten Stadt Jever dank der damaligen Herrscherin Fräulein Maria. Aber dazu später mehr.
Über drei hölzerne Stadttore mit davor liegenden Brücken konnte der Besucher der Stadt diese Sicherungsanlage passieren. Heute erinnern nur noch Straßennamen an die einstigen Stadttore wie beispielsweise "Am St. Annentor". Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Erdwälle beseitigt und die Tore mit ihren Brücken wurden abgerissen, die dort liegenden Graften wurden zur Überquerung mit Erde aufgefüllt. Übrig blieben allein die Graften, die als Festungsgräben den Wallanlagen vorgelagert waren, allerdings ist der Höhenunterschied zwischen dem Altstadtbereich und den Außenanlagen (beispielsweise im Bereich der Einmündung der Schillerstrasse) teilweise noch gut erkennbar.
Die heute verbliebenen fünf getrennten Graften werden mit Duhmsgraft und Pferdegraft am Elisabethufer, die zweigeteilte Blankgraft am Von-Thünen-Ufer, die Prinzengraft beim Kreisamtsgebäude sowie die Schlossgraft, die eine eigene ringförmige Graftanlage um das Schloss von Jever bildet, bezeichnet. Heute bilden die Graften mit ihren gepflegten Grünanlagen und dem jahrhundertealten Baumbestand einen grünen Ring um die historische Altstadtkern, der zum Spaziergehen und zum Verweilen einlädt. Wir beginnen unseren Rundgang entlang der Graften am Elisabethufer, bzw. am Ende der Duhmsgraft zur St. Annen-Straße am Mitscherlich Denkmal. Der Rundweg ist übrigens mit einem weißen Kiebitz markiert.
Das Denkmal für Eilhard Mitscherlich steht in den Wallanlagen und ehrt den im damals zur Herrschaft Jever gehörenden Neuende geborenen Wissenschaftler. Das Denkmal ist eine detailgetreue Nachbildung des Berliner Originals, das 1894 zum 100. Geburtstags des Naturwissenschaftlers vom Bildhauer Ferdinand Hartzer geschaffen wurde und seit 1919 vor dem Mittelrisalit des Ostflügels der Humboldt-Universität zu Berlin steht. Das jeversche Denkmal wurde am 6. September 2006 eingeweiht und ist bereits das zweite Denkmal des Naturforschers, da es bereits von 1896 bis 1954 ein Denkmal mit der gleichen Statue an diesem Standort gab.
Wir folgen dem Kiebitzweg durch die Karl-Jaspers Anlagen und gelangen zum Schlosserplatz mit dem Denkmal für Friedrich Christoph Schlosser, der 1776 in Jever geboren wurde und von 1794 bis 1797 in Göttingen Theologie studierte. Er verfasste u. a. mehrere theologische Schriften. Nach dem Studium war er zunächst Hauslehrer und ab 1808 Konrektor in Jever.
Bereits im Herbst 1809 verließ er Jever, ging nach Frankfurt am Main und verfasste dort erste historische Schriften. 1810 bis 1819 war Schlosser Professor am Städtischen Gymnasium, 1812 bis 1814 zugleich am kurzlebigen Lyceum Carolinum, einer Gründung des Frankfurter Großherzogs Karl Theodor von Dalberg.
Unser Weg führt und dann entlang der Prinzengraft, die einmal mit der Schlossgraft verbunden war und damit den Ring um die Altstadt schloss. Die Anlage des jetzigen Schlossparks geht auf das Jahr 1838 zurück. Vorbild waren die so genannten englischen Landschaftsgärten, die sich in Form und Stil im England des 18. Jahrhunderts entwickelt haben. Neben bekanntem europäischem Laubholz (zum Beispiel Rotbuche, Eiche, Linde) bietet der Schlosspark auch einige exotische Gehölze. Dazu gehören unter anderem der nordamerikanische Tulpenbaum, der südostasiatische Katsurabaum sowie der aus dem südwestlichen China stammende Urwelt-Mammutbaum. Wir umrunden den Schlosspark und gelangen bis vor die Tore des Vorhofs, wo wir auf das Denkmal Fräulein Marias treffen.
Es ist das wohl bekannteste Denkmal der Stadt an der Schlossstraße in Höhe der Fräulein-Maria-Straße. Das vom Berliner Bildhauer Harro Magnussen (1861–1908) entworfene Standbild zeigt die ehemalige Regentin Maria von Jever in höfischer Tracht, den Blick auf die ehemalige Residenz Schloss Jever zugewandt. In der rechten Hand hält sie die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte, die linke Hand liegt auf dem Kopf eines neben ihr sitzenden Windhundes. Das 2,20 Meter hohe und 550 Kilogramm schwere Standbild wurde in der Gießerei Gladenbeck in Friedrichshagen gegossen und am 5. September 1900 zum 400. Geburtstag von Maria eingeweiht.
Das markante Gebäude „Hof von Oldenburg“ am Alten Markt 14 ist eine historische Gaststätte, die 1798 als eines der ersten Gebäude außerhalb der Schutzanlagen der Stadt gebaut wurde. Ein im April 1983 eingeweihtes Glockenspiel am „Hof von Oldenburg“ lässt mehrfach am Tage die wichtigsten Herrschaften des Jeverlands Revue passieren. Es erscheinen in der Reihenfolge: Edo Wiemken der Jüngere, Maria von Jever, Graf Anton Günther, Fürst Johann August von Anhalt-Zerbst und Zarin Katharina II. von Russland; alle mit verschiedenen Insignien ihrer Herrschaft über Jever ausgerüstet. Zu dem Figurenumlauf spielen die 16 Glocken des Glockenspiels verschiedene Volksweisen.
In der Altstadt befinden sich zahlreiche gut erhaltende Wohnbauten. Trotz einiger Abbrüche und Sanierungsmaßnahmen am Hopfenzaun und an der Drostenstraße, denen 1975 unter anderem das Drostenhaus zum Opfer fiel, blieb der altertümliche Charakter der Innenstadt mit seinen oftmals verputzten Backsteinbauten noch in großen Teilen gewahrt. Typisch sind die zahlreichen qualitätvollen Sandsteinportale des 18. und 19. Jahrhunderts. Eine größere Anzahl historischer Häuser findet sich im Bereich des Kirchplatzes.
Besonders hervorzuheben ist das Am Kirchplatz 14 gelegene Gasthaus Schwarzer Bär, ein zweigeschossiger Backsteinbau von 1562. Das Haus Am Kirchplatz 1 ist von 1661 datiert und das unweit des Rathauses gelegene Haus Am Kirchplatz 9 mit seinem Glockengiebel entstand 1715. Das nicht zugehörige Rokokoportal wurde allerdings erst 1934 eingefügt, als die zuvor backsteinsichtige Fassade mit einem Verputz versehen wurde. In der nahen Wangerstraße 8 steht ein 1650 erbautes Packhaus mit mittig angebrachten Ladeluken. Das Gebäude Wangerstraße 14 wurde 1823 auf einem Teil des zugeschütteten Stadtgrabens als Stadtwaage und Schankwirtschaft erbaut.
Von dem bereits erwähnten Drostenhaus blieb lediglich das 1756 datierte Portal erhalten, das in den Neubau von Hopfenstraße 2 integriert wurde. Auch außerhalb des befestigten Stadtkernes blieben einige bemerkenswerte Wohnbauten erhalten. An der Schlachtstraße 1 liegt das so genannte Haus der Getreuen, das mit einem Sandsteinportal in Rokokoformen ausgestattet ist. Es wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet und vor 1890 im Westen um eine Fensterachse erweitert.
Die Blaudruckerei Jever befindet sich seit den 1980er Jahren in einem alten Speichergebäude in der Straße Kattrepel. Sie ist einer der wenigen Orte in Deutschland, an denen noch das traditionelle Handwerk der alten ostfriesischen und norddeutschen Blaudruckereien ausgeübt wird. Dabei werden Stoffe im Handdruck mit Indigoblau ausgefärbt und danach abgewaschen bis sich auf dem Stoff weiße Blaudruckmuster auf blauem Grund zeigen. In der Werkstatt der Druckerei können sich die Besucher über das Handwerk informieren und den einzelnen Arbeitsschritten zusehen.
Das Friesische Brauhaus zu Jever braut seit 1848 das nach der Stadt Jever benannte gleichnamige Bier. Die Brauerei beschäftigt mit ihrem modernen Produktionsbetrieb rund 270 Mitarbeiter und füllt pro Stunde ca. 60.000 Flaschen Jever-Bier ab. In den verspiegelten Gärtürmen der Brauerei am Elisabethufer befinden sich fünf Tanks à 240.000 Liter, in denen das Jungbier drei bis vier Wochen vor der Abfüllung bei −1 °C gelagert wird. Das Brauhaus bietet nach Voranmeldung Besichtigungen des Produktionsbetriebes unter fachkundiger Führung an. Zur Führung gehört auch ein Gang durch das angeschlossene historische Brauereimuseum. Hier erhält man einen Einblick in den Brauereialltag, wie er vor rund 100 Jahren ablief.
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