Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld
- Geschrieben von Portal Editor
Nach der Fahrt entlang des Oker Stausees waren wir hinauf in die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld gefahren, wo wir uns die mittlerweile komplett restaurierte Marktkirche zum Heiligen Geist anschauen wollten.
So mancher wird jetzt denken und sagen, ach, was kann an einer Kleinstadtkirche schon so Besonderes sein, das man dafür auch noch einen weiten Weg fahren soll. Dazu sollte man allerdings wissen, dass die evangelisch-lutherische Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld die größte Holzkirche Deutschlands ist und aufgrund ihrer Architektur und Innenausstattung zu den bedeutendsten Baudenkmälern des norddeutschen Barock zählt.
Ökologisches Bauen mit Holz - Langzeitfestigkeit garantiert
Viele ökologisch „grün“ denkende Menschen haben sich spätestens bei der Planung ihres zukünftigen Zuhauses schon mit dem Gedanken modernen Holzbaus auseinander gesetzt. Groß sind die Vorteile ökologischen Bauens mit nachhaltigen Rohstoffen wie Holz und Holzwerkstoffen bei gleichzeitiger Unterbringung opulenter Wärmedämmung, die nur zu einfach in den Holzrahmenkonstruktionen in der Rahmenkonstruktion unterzubringen ist. So ist auf einfachem Weg Vollwärmeschutz erreichbar, was auf Lebenszeit, gerade in Zeiten wo sich die Heizkostenspirale schneller zu drehen beginnt, einen immensen geldwerten Vorteil bringt. Große Skepsis gibt nach wie vor von den althergebrachten Massivhaus Vertretern hinsichtlich der Haltbarkeit und der Lebensdauer dieser Holzhäuser. Gerade diesen Argumenten kann man mit dem Beispiel der Marktkirche von Clausthal-Zellerfeld sehr gut entgegentreten, schließlich stammt das Gebäude aus dem Jahr 1642!
Holzbaukunst in Clausthal-Zellerfeld - die Marktkirche
Als Hauptkirche der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld im Ortsteil Clausthal ist die Marktkirche als 57 Meter lange Hallenkirche konzipiert, dem sich drei nördliche und zwei südliche Treppenhäuser angliedern. Die gesamte statische Konstruktion, alle Wandverkleidungen und der Dachstuhl sind komplett aus örtlich vorhandenem Fichtenholz gefertigt, lediglich die Dachabdeckung besteht aus gefalzten Bleiplatten. Aufgrund vorhandener Aufzeichnungen aus dem Dreißigjährigen Krieg weiß man heute, dass die gesamte Konstruktion aus sogenanntem Mondphasenholz erstellt worden ist. In der Forstwirtschaft gibt es seit hunderten von Jahren sogenannte Mondkalender, die u.a. Auskunft darüber geben, zu welchem Zeitpunkt ein Baum am effektivsten zu fällen ist. Dem unter den Mondkalender Bedingungen geschlagenem Holz sagt man besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität, seiner Haltbarkeit, seiner Feuerbeständigkeit, seiner Härte und seiner Widerstandskraft gegen Schädlinge nach. Bis heute gibt es zwar keine wissenschaftlich belegten Nachweise dieser Qualitätsverbesserungen, aber selbst bei den gerade abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten sind 50 unter Mondkalender Bedingungen geschlagene Fichten verwendet worden.
Die Verse 37 – 39 aus dem Matthäusevangelium
Im langgezogenen Kirchenschiff bildet ein flaches, fast als schmucklos zu bezeichnendes Tonnengewölbe den unteren Dachabschluss, nur die rings umlaufenden Emporen bilden einen Kontrast zur Deckenverkleidung. Überhaupt spiegelt das gesamte Innere der Kirche das typische Bild einer evangelischen Kirche wieder, kein farbenprächtiges Gehabe, sondern auf das wesentliche beschränkt. Hier in der Marktkirche ziehen die Orgel, die Kanzel und der Taufbrunnen mit ihren barocken Schnitzwerken von Andreas Gröber sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Kanzelkorb wird symbolisch von Moses getragen, die gezeigten Gesetzestafeln zeigen allerdings nicht, wie man vermuten könnte, die Zehn Gebote, sondern die Verse 37 – 39 aus dem Matthäusevangelium:
„DV SOLT LIEBEN GOTT DEINEN HERRN VON GANTZEM HERTZEN VON GANTZER SEELEN VON GANTZEM GEMVTHE; VND DEINEN NECHSTEN ALS DICH SELBST“
Als im Jahr 1634 ein Großfeuer weite Teile der Bergbaustadt Clausthal vernichtete, war auch die gerade erst im Jahr 1610 fertiggestellte Vorgängerkirche von dem Feuer so stark betroffen, das eine Wiederherstellung nicht möglich war. Aufgrund des Dreißigjährigen Kriegs, der Handel und Wirtschaft fast komplett zum Erliegen brachte, war ein Wiederaufbau der Stadt und damit auch der Kirche fast unmöglich. Allerdings begannen schon erste Planungen kurze Zeit später. Dank großzügiger Spenden und einiger Stiftungen konnte die vergrößerte und prächtigere Folgekirche bereits zu Pfingsten des Jahres 1642 wieder eröffnet werden. Nun gab es in der Heilig-Geist-Kirche fast 2.000 Sitzplätze. Über die folgenden Jahrhunderte gab es zwar verschiedene Erweiterungen und auch Umbauten, der Gesamteindruck des Kirchenbaues wurde damit allerdings nicht verändert.
Mehr als 7 Jahre für die Restaurierung der Marktkirche
Mit der Eröffnung des Neubaus 1642 kam auch die erste Orgel in die Marktkirche, die von Andreas Weiß aus Meinigen stammte. Seit 1976 gibt es eine neue Orgel, die von der Orgelbaufirma Paul Ott aus Göttingen stammt. Das heutige Orgelinstrument hat 41 Register auf Schleifladen, die Spieltrakturen sind mechanisch und die Registersteuerung wird elektrisch betrieben.
Über mehr als 7 Jahre wurde an der Restaurierung der Marktkirche von Clausthal-Zellerfeld gearbeitet. Schon im Jahr 2008 konnte die Rekonstruktion des Kirchturms abgeschlossen werden. Die gesamte Außenfassade ist in einem hellen Grauton gestrichen, auch hier nichts Farbiges oder Auffälliges bis auf das weithin sichtbare Laternenpaar des Dachreiters auf dem westlichen Dachabschluss und auf dem quadratischen Glockenturm mit seiner Welschen Haube. Die gesamten Restaurierungsarbeiten wurden aus öffentlichen Geldern und privaten Spenden gemeinsam finanziert.
Es ist ein erstaunliches Gebäude, das über die Jahrhunderte allen Wettern und Ereignissen in der Geschichte trotzen konnte. Ein Grund mehr sich diese Meisterleistung in der Holzbautechnik einmal näher anzuschauen.
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