Zu den Krickmeeren im Forst Upjever
- Geschrieben von Portal Editor
Als gefragtes Naherholungsgebiet liegt der Forst Upjever westlich von Schortens, einige Kilometer von der Stadtgrenze Jevers entfernt.
Mit seiner heutigen Größe von etwa 740 Hektar Mischwald, in dem der Anteil an Nadelhölzern überwiegt, bietet das Waldgebiet Radlern und Wanderern optional unterschiedlich lange Touren, die auch durch verschiedene Vegetationszonen führen. Diese Rundwander- oder Rundfahrwege können so kombiniert werden, das als Zwischenstopp eine der drei am Weg liegenden Gaststätten als Mittags- oder zur Kaffeepause genutzt werden kann.
Unsere heutige Tour soll uns vom Forsthaus (wie bereits der Name sagt, eine ehemalige Försterei, heute Gaststätte) bis zum Braunen Hirschen (ehemaliger Bauernhof, heute Gaststätte) führen, nicht zuletzt aufgrund der am Weg angelegten Renaturisierungsflächen. Der Forst hat eine Ausdehnung von rund sieben Kilometer in der Länge und rund drei Kilometer in der Breite. Der von uns gewählte Rundweg hat eine Länge von 11 Kilometern. Am südwestlichen Rand des Waldgebiets schließt sich das 43 Hektar große Naturschutzgebiet Sumpfmoor Dose an.
Im Mittelalter war das Heidegebiet in den Besitz der Herrschaft Jever gelangt. Um 1551 bestand auf dem Gelände der heutigen Försterei ein herrschaftliches Vorwerk mit einer Schäferei. In dieser Zeit soll mit der Aufforstung des Waldes begonnen worden sein. Laut einem Bericht des Waddewardener Pastors Braunsdorf in den Gesammelten Nachrichten der Herrschaft Jever wurden die ersten Eicheln von Fräulein Maria von Jever selbst eingesät. Der Wald bestand zunächst aus Eichen und Buchen.
Während der französische Besetzung des Jeverlandes wurde das Holz des Waldes für die Befestigung Wangerooges, Baltrums und Heppens geplündert und der Baumbestand stark dezimiert. Erst ab 1823 wurde der Waldbestand wieder aufgeforstet. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Forst eine Fläche von über 1000 Hektar.
Im 18. Jahrhundert gab es im Forst Upjever noch mehr als 20 Gewässer, die für die Menschen damals wirtschaftlich nicht nutzbar waren und deshalb als „Unland“ galten. Die Gewässer wurden Zug um Zug trockengelegt und aufgeforstet. Die Gewässer verschwanden und damit die Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Auf Initiative des Försters Carsten Friedrich Streufert entstanden in der Forstverwaltung Pläne, Teile des Nadelwaldes wieder in eine Moorlandschaft zurückzuverwandeln. Ausgeführt werden konnten die Pläne jedoch erst, als Ende der 1990er Jahre Ausgleichsflächen für Großprojekte wie den JadeWeserPort oder das neue Kraftwerk Wilhelmshaven gesucht und ausgewiesen werden mussten. Mit Hilfe dieser Ausgleichsflächen konnten dann auch die Pläne zur Renaturisierung finanziert werden.
Die beiden letzten Eiszeiten - Saale- und Weichseleiszeit - prägen das Relief des Upjeverschen Geestrückens. In dieser Zeit bildeten sich die für die oldenburgisch-ostfriesische Geest typischen Moore und Binnengewässer, die in Norddeutschland Meere (Zwischenahner Meer) oder Krickmeere genannt werden, ihren Namen erhielten sie vor allem auch von den auf den Moorseen lebenden Krickenten. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen durchgeführt, um den hier vorhandenen Brenntorf abbauen zu können.
Auf einer Fläche von 24 Hektaren wird das System von Binnengewässen, das früher für den Upjeverschen Wald charakteristisch war, wieder hergestellt. In dieser Kompensationsfläche entstehen typische Lebensräume wie Stillgewässer, Feuchtheiden, Sumpfgebüsch und Birken- und Eichenwälder. So werden Lebensräume für Tiere und Pflanzen wie Sonnentau, Torfmoos, Waldwasserläufer und Torfmoos geschaffen.
Inzwischen sind im Forst Upjever drei Renaturierungsprojekte umgesetzt bzw. begonnen worden. Im Jahr 2005 war der erste Abschnitt im Bereich der Krickmeere wieder in ein Moorgebiet verwandelt worden. Das Wasserabfluss wurde gezielt verhindert und so stieg der Wasserspiegel von unten wieder an. Ab 2010/2011 wurde auch der zweite Teil der Krickmeere wieder vom Nadelholz befreit und als Moor wiederhergestellt.
Das 3. Renaturierungsprojekt ist das so genannte Engelsmeer. Das Engelsmeer ist eine Flurbezeichnung an der Stelle, wo der Alte Mühlenweg in Schortens in den Forst Upjever übergeht. An diesem Ort hat es im Mittelalter ein Gewässer gegeben, in dem zu Beginn der Christianisierung die Taufe noch durch Untertauchen des Täuflings oder zur Hälfte im Wasser stehend vollzogen wurde. Auf den Karten aus den Jahren 1779 und 1844 war das Engelsmeer noch verzeichnet. Ab 1806 wurde die vermoorte Fläche aber entwässert, trockengelegt und mit Nadelgehölzen bepflanzt.
Das Projekt zur Renaturierung des Engelsmeer startete im Herbst 2008. Auf einer Gesamtfläche von 8 Hektar begann die Forstverwaltung damit, das alte Engelsmeer wieder in seine ursprüngliche Form als Moorfläche mit freien Wasserflächen zurückzuversetzen.
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