Treffen an der Vitaliskirche von Köln – Besuch des Kirchhofes
- Geschrieben von Portal Editor
Ein Treffen mit Andreas in Köln, das eigentlich „nur“ dem Testen des Tourenrades HNF XD2 dienen sollte, hierzu folgt ein Artikel in Kürze, erweiterte sich schnell zu einer Besichtigung eines alten Kirchhofes neben der Vitaliskirche, die wir als Treffpunkt vereinbart hatten.
Als markanter Punkt im Stadtbild von Köln leicht zu finden, wollten wir von hier das Tourenrad im Stadt- und Offroadbetrieb testen, ohne dabei zu sehr den Charakter des Rades über zu strapazieren. Und wie so oft, ergaben sich ergänzende Perspektiven, die weder vorgesehen oder geplant waren.
St. Vitaliskirche im alten Müngersdorf
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Dorf Müngersdorf etwa 260 Einwohner, die Kirche Vitalis wurde aber bereits für 1200 Gläubige gebaut. Die Frage, ob ein so großes Gotteshaus angesichts dieser Einwohnerzahlen gerechtfertigt war, muss zunächst offenbleiben. Die Antwort findet sich vielleicht irgendwann später einmal in den Archiven. Oder waren die Bauherren und Planer so vorausschauend, dass sie spätere Eingemeindung in die Stadt Köln schon ahnten?
1888 wurde Müngersdorf nach Köln eingemeindet. Somit bekam der Ort Anbindung an die Infrastruktur der großen Stadt, zum Beispiel an die Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Strom- und Gasversorgung. Jetzt wuchs die Zahl der Einwohner schnell an. Jetzt passte auch die Größe der Kirche.
Architekt war Theodor Kremer, der um die Jahrhundertwende an die 30 neoromanische und neogotische Gotteshäuser entworfen hat – ein einträgliches Geschäft. Baumeister war der Müngersdorfer Gerhard Denhoven, von dem auch die Häuser 20 und 22 in der Belvederestraße stammen. Wer sich in Köln auskennt, dem wird der Gedanke kommen, etwas Ähnliches habe ich doch schon einmal gesehen. Und richtig. Wer sich vom Neumarkt St. Aposteln nähert, erkennt sofort das Vorbild für St. Vitalis.
Kirchenhof – heute multifunktional genutzt
Wer als echter Kölner und / oder Heimatforscher die geschichtlichen Zusammenhänge Müngersdorfs kennt, weiß, dass das Stift St. Aposteln große Besitztümer vor den Toren Kölns besaß, so auch in Müngersdorf. Der sich neben der Kirche befindliche Kirchenhof gehörte auch dazu, auf dessen Gelände an selbiger Stelle die Vorgängerkirche stand. So waren wir erstaunt, als Andreas uns in Hof und Garten des großbäuerlichen Hofes führte, den wir an dieser Stelle nun wirklich nicht erwartet hatten. Ein großer Vorgarten, das immens große Gutshaus mit komplett umbautem Innenhof durch ehemalige Stallungen und Nebengebäude dient heute als Gaststätte und wird zum auch zu Wohnzwecken genutzt. Die Legende besagt u.a. auch, dass Napoleon einst hier im Gutshof genächtigt haben soll, ob im Rahmen seiner zunächst erfolgreichen Eroberung oder während seines Rückzugs auf der Flucht vor den Truppen Preußens, bleibt dabei offen.
Napoleon Bonaparte in Müngersdorf
Nachdem Napoleon Bonaparte am 18. Mai 1804 zum französischen Kaiser proklamiert wurde, unternahm er im Spätsommer des Jahres eine Reise in die französischen Departments des Rheinlands. Auch die Stadt Köln gehörte seit 1794 zu Frankreich, im September 1804 besuchte der Kaiser die Domstadt. Der Maire (Bürgermeister) Kölns, Johann Jakob von Wittgenstein, wurde knapp zwei Wochen vorher über den bevorstehenden Besuch informiert. Mit großem Aufwand wurde die Stadt für den Besuch des Kaisers vorbereitet. Dabei wollten insbesondere die städtische Verwaltung und die Führungsschicht einen guten Eindruck erwecken und dem schlechten Ruf der Rheinländer entgegenwirken. So wurden Straßen und öffentliche Plätze gereinigt, die Bürger der Stadt zu maßvollem Verhalten aufgefordert, das Hotel ‚Blankenheimer Hof‘ am Neumarkt als kaiserliche Residenz eingerichtet und die öffentlichen Gebäude der Stadt aufwendig dekoriert.
Am 13. September 1804 schließlich traf Napoleon in Köln ein und wurde vor dem Eigelsteintor im Norden der Stadt durch von Wittgenstein und weitere städtische Beamte empfangen. Unter Glockengeläut und Kanonenschüssen zogen Napoleon und seine Frau Joséphine de Beauharnais, gefolgt von einem großen Tross, in die Stadt ein und passierten einen eigens errichteten Triumphbogen sowie eine Ehrengarde aus 38 vornehmen Kölner Bürgern.
Während seines Aufenthaltes in Köln gab sich Napoleon als besorgter Landesvater und einfacher Besucher, interessiert an den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Führung berühmter Gäste durch die Stadt oblag in der Regel Ferdinand Franz Wallraf, sodass er auch dem Kaiserpaar die Domstadt zeigte. In einem späteren Brief Wallrafs an die Kaiserin Joséphine bezog er sich explizit auf ihren Besuch in Köln und seine Stadtführung. Napoleon schien sich indes insbesondere für den Kölner Handel zu interessieren und besuchte unter anderem den Hafen. Am 17. September 1804 verließ das Kaiserpaar die Stadt und reiste weiter nach Bonn. Der Besuch scheint für alle Seiten ein Erfolg gewesen zu sein: Napoleon verkündete wohl bei seinem Abschied „Cologne, contentement“, Maire von Wittgenstein listete kurz darauf die Gnadenbeweise Napoleons für Köln auf.
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