Ruhr-Viadukt und Wasserkraftwerk Hohenstein
- Geschrieben von Portal Editor
Eine weitere Wanderung in der Umgebung des Hohensteins unweit des Berger-Denkmals brachte uns zum recht bekannten Ruhr-Viadukt und das Wasserkraftwerk, das als Eisenbahn-Brücke hier den Fluss Ruhr überspannt.
Beide gelten als bekannte Baudenkmäler der Technik und sind auch Teil der Route der Industriekultur, nicht umsonst wird das „Viadukt wie aus dem Bilderbuch“ beschrieben.
Stolze 20 Bögen und 716 Meter Länge überzeugen
Die mit Naturstein verkleidete Beton-Bogenbrücke überspannt auf einer Länge von 716 Metern mit 20 Bögen das Ruhrtal. Die Strecke verläuft über den Viadukt in einem Bogen mit einem Radius von minimal 500 Metern. Bei einer Breite von 8,2 Metern bedeckt das Bauwerk eine Fläche von 5.877 Quadratmetern. Der Bau des Viadukts begann 1913 zeitgleich mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Witten nach Schwelm und konnte 1916 abgeschlossen werden. Durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Ruhrbesetzung verzögerte sich der weitere Streckenbau. Am 4. Oktober 1926 wurde zunächst der Abschnitt Witten Hauptbahnhof – Wengern Ost eröffnet. Zunächst diente der Viadukt nur dem Güterverkehr; ab 1934 überquerten ihn auch Personenzüge auf der endgültig fertiggestellten Bahnstrecke Witten–Schwelm, für die er ursprünglich gebaut wurde. Die Höhenlage des Bauwerks über der Ruhr wurde durch diese heute nicht mehr bestehende Strecke bestimmt, da für eine einfache Anbindung des Wittener Hauptbahnhofs an die auf dem gegenüberliegenden Ruhrufer verlaufende Ruhrtalbahn eine deutlich niedrigere Brücke ausgereicht hätte. Die Ruhrtalbahn wurde über eine erst später gebaute Streckenverbindung nach Wengern angebunden.
Widerstand in der Bevölkerung gegen das Bauwerk
Die Brücke stieß bereits in der Planungsphase auf breiten Widerstand in der Bevölkerung, die sie als Verschandelung der Landschaft ablehnte. Der Protest konnte die Brücke zwar nicht verhindern, erreichte aber, dass das Bauwerk mit Naturstein verkleidet wurde. Die kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs drohende Sprengung wurde durch Eingreifen einiger Eisenbahner verhindert. Heute wird der Viadukt nur noch von Güterzügen zwischen Witten und Hagen befahren – die Eisenbahnstrecke nach Schwelm ist seit 1983 stillgelegt, der reguläre Personenverkehr zwischen Witten und Hagen-Vorhalle ruht seit 1986. Gelegentlich verkehren jedoch auch Personenzüge über den Viadukt, wenn die Bahnstrecke zwischen Witten und Hagen (Teil der Stammstrecke der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft) wegen Bauarbeiten gesperrt ist.
Der Ruhr-Viadukt endet auf der Wittener Nordseite mit drei Stahlbögen, wofür verschiedene rein spekulative Erklärungen im Umlauf sind. Nach neueren Erkenntnissen soll der Bau der Stahlbögen nach einer Änderung der ursprünglichen Planung durch das Dortmunder Stahlbau-Unternehmen Aug. Klönne als Kompensationsgeschäft ausgeführt worden sein.
Das Wasserkraftwerk unterhalb des Hohenstein
Das Wasserkraftwerk Hohenstein ist eines von zwei Laufwasserkraftwerken in Witten an der Ruhr. Bauherr des von 1922 bis 1925 auf einer Ruhrinsel errichteten Kraftwerks war die etwas weiter flussabwärts ansässige Schaufelfabrik Bredt. Die Architektur der Kraftwerksbauten in expressionistischen Formen wurde von dem Essener Architekten Edmund Körner entworfen. 1928 erwarb die VEW, heute RWE, die Anlage. Die drei im Original erhaltenen Francis-Turbinen des Kraftwerkes leisteten insgesamt 1,75 Megawatt. Sie wurden 1996 nach einem Schaden durch einen modernen Generator ersetzt.
Seit 1986 ist das Elektrizitätswerk ebenfalls als Baudenkmal in der Liste der Baudenkmäler der Stadt Witten verzeichnet. Es ist auch ein Standort der Route Industriekultur, kann jedoch nicht regulär besichtigt werden. Das Kraftwerk liegt unterhalb des namensgebenden Bergrückens Hohenstein. Es lohnt jedoch auch den Besuch zur Betrachtung mit Abstand, einem Begriff, den wir in seiner neuen Bedeutung auch erst in seiner Breite erlernen müssen.
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