Trier – Porta Nigra, Kaisertherme und Basilika
Von Brüssel kommend nutzen wir die Autobahn um über Luxemburg nach Trier, eine der bedeutenden Städte des römischen Reichs und vielleicht einem der wichtigen Standorte in der Umsetzung unserer „Kulturellen Reise entlang Römischer Straßen“ zu besuchen.
Unser Strasbourger Freund Patrick verfügt über einen zum Wohnmobil umfunktionierten Kleintransporter, der mit vielen technischen Details ausgestattet neben der komfortablen Übernachtung auch die Möglichkeit zum Kaffeekochen unterwegs erlaubt. Etwas außerhalb des Stadtzentrums finden wir einen kostenlosen Parkplatz und folgen dem kleinen Stadtführer Trier in das Zentrum. Natürlich führt unser erster Weg zum wohl bekanntesten Bauwerk aus römischer Zeit, der Porta Nigra.
Mitten im Zentrum der Stadt Trier gelegen, bietet die Porta Nigra die beste Ausgangsposition zur Erkundung der Stadt und ist gleichzeitig das wohl am besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen. Erbaut um das Jahr 180 nach Christus ist die Porta Nigra aus bis zu 6 Tonnen schweren Steinquadern errichtet worden, die mörtellos übereinander gefügt worden und nur durch eiserne Klammern mit einander verbunden sind. Nach dem Einsetzen der eisernen Klammern sind die Hohlräume dann mit Blei ausgefüllt worden. Die Steinquader selbst entstammen dem Sandsteingebiet des nahen Kylltal, wo sie mit Hilfe von Bronzesägen auf ihre Größe zugeschnitten wurden. Wenn man die Porta Nigra von außen betrachtet, kann man teilweise die Rostspuren verursacht durch das eindringende Regenwasser an den Klammern erkennen. Während des Mittelalters sind ein Teil der Klammern von Metalldieben ausgemeißelt und gestohlen worden.
Da sich im Jahr 1028 ein griechischer Mönch im Ost Turm der Porta Nigra als Einsiedler einmauern lies, blieb der Porta Nigra das Schicksal einer günstigen Quelle für Baumaterial erspart. Allzu oft dientenantike Gebäude als Lieferant für kostenloses Baumaterial. Mit dem Tod des Einsiedlers im Jahr 1035 und der folgenden Heiligsprechung und Bestattung im Erdgeschoss war dann der Zerstörung des Gebäudes Einhalt geboten. Es kam durch den Erzbischof Poppo von Babenberg sogar zum Einbau von zwei Kirchen in das Stadttor, die erst mit dem Einzug Napoleons zwischen 1804 und 1809 wieder abgetragen wurden.
Viele geschichtliche Spuren von Änderungen lassen sich im Inneren der Porta Nigra bis heute gut verfolgen. Deutlich sind die Spuren der ehemaligen Stemmarbeiten für die Balkenlagen mit Steinmetzzeichen und Datum zu verfolgen. Außen am Gebäude sind deutlich die Spuren unserer modernen Zeit zu erkennen, denn der Umweltschmutz hat die Steine fast schwarz eingefärbt, weshalb heute auch vom „Schwarzen Tor“ gesprochen wird.
Jeweils am Samstag findet von der Porta Nigra ausgehend ein Stadtrundgang statt, der von einem römischen Zenturio in originaler Kleidung angeführt wird. Während der touristischen Hochsaison findet die Führung auch mehrmals wöchentlich statt.
Unser Weg führt uns durch die wunderschöne Fußgängerzone, die von einer Vielzahl historisch wertvoller Häuser eingerahmt wird, bis zur Konstantin-Basilika. Als einer der größten erhalten gebliebenen Einzelräume der Antike wird die sogenannte Basilika heute als Kirche genutzt. Das Gebäude, das einst als Thronsaal Kaiser Konstantins errichtet worden war, zeigt die Größe und Macht des Kaisers in einer eindrucksvollen Architekturals freitragende Großraumhalle mit einem 7 Sekunden dauernden Nachhall, wohl einzigartig auf der Welt. Imposant sind auch die Maße des Gebäudes, so beträgt die Breite 27,2 Meter, die Länge 67 Meter und die Höhe stolze 33 Meter. Einige optische Tricks der Architekten der „Aula palatina“ unterstreichen die Wirkung der Größe zusätzlich, so wurden die Fenster der Apsis als auch die Nischen darunter zur Mitte hin kleiner und schaffen damit eine perspektivische Verzerrung, die den Raum noch mehr strecken.
Zu Zeiten römischer Regentschaft war das gesamte Gebäude mit Marmor ausgekleidet, zeigte Mosaiken und Statuen und war mit einer Fußbodenheizung im Hypokausten System vieler römischer Bauten ausgestattet. Als im fünften Jahrhundert die Franken in Trier die Macht übernahmen, wurde die Technik zerstört, die jetzt Dach loseBasilika wurde zur Ansiedlung eines kleinen Dorfes im Inneren der Wände genutzt.
Ab 1614 wurden im Rokoko Stil drei Palastflügel angebaut und ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Konstantin-Basilika zur ersten und damit ältesten protestantischen Kirche im ansonsten katholischen Trier um genutzt.
Gegen 14.00 Uhr hatten wir uns mit Herrn Thomas Weinand von der EIC Trier verabredet, um detailliert unser Projekt vorzustellen und eventuelle weitere Informationen auszutauschen. Pünktlich zur vereinbarten Zeit trafen wir an der Porta Nigra aufeinander und wählten ein Italienische Eiscafé mit leckerem Cappuccino zum Ort des Austausches. Gegenseitiges Berichten legte den Grundstein für eine weitere Kooperation in Hinsicht auf die Projektgestaltung und vor allem deren technischer Beschreibung und Erläuterung. Eine Hilfestellung, die für uns von großer Wichtigkeit werden kann.
Unser Weg führt uns weiter durch die Altstadt zu einer weiteren Attraktion in Trier, den Kaiserthermen. Mit Baubeginn im 4. Jahrhundert nach Christus gehörten die Kaiserthermen in Trier zu den größten Badeanlagen des gesamten römischen Reichs. Auch wenn von den eigentlichen Umfassungsmauern nur noch wenige Reste erhalten sind, lassen sich Größe und Monumentalität durchaus beeindruckend feststellen. Ober- und Unterirdisch kann man hier die Bedeutung und Konzeptionierung römischer Badeanlagen gut nachvollziehen. Zwar ist von dem damaligen „caldarium“, dem Warmbadesaal nur noch die Fläche erkennbar, sie bietet allerdings heute für bis zu 650 Menschen bei Theateraufführungen Platz. Insgesamt waren 6 Kesselräume für das Aufheizen des ankommenden Wassers eingerichtet, von denen allerdings nur noch 4 erkennbar sind. Das einmal aufgeheizte Wasser wurde auch zur Beheizung der anderen überdachten Räume genutzt, die mittels Fußbodenheizung erwärmt wurden. Noch heute kann man vom Caldarium aus durch die unterirdischen Gänge bis zum Kaltbad (Frigidarium) gehen.
Etwa 500 Meter weiter bergan befindet sich das etwa 20.000 Besucher fassende Amphitheater, das schon um 100 nach Christus erbaut worden war. Die natürlich vorhandene Hanglage des Petrisberges wurde von den Erbauern genutzt um dort bereits Tribünen für die Zuschauer im Hang einzurichten. Die dabei anfallende Erde wurde auf der gegenüber liegenden Seite genutzt, um dort ebenfalls die Tribünen zu errichten. Lediglich die Vomitorien (Eingänge) wurden als Eingangsportale aus Stein errichtet. Auch die gesamte Arena war von Steinmauern mit Öffnungen zu den unterirdischen Steinkammern umgeben. In diesen Kammern waren Menschen und Tiere untergebracht, die später in der Arena ihre Kämpfe aufführen mussten. Weitere Untersuchungen lassen vermuten, das zumindest ein Teil der Arenafläche als Hebebühne funktionierte. Noch heute sind die Balken einer Kolbenpumpe erkennbar, die der Entwässerung der Anlage in den Olewiger Bach dienten.
Weitere interessante römische Bauten sind die Moselbrücke aus dem Gründungsjahr der Stadt Trier um 16 vor Christus und die Barbarathermen aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Die Trierer Moselbrücke ist die älteste römische Brücke westlich der Alpen, die selbst nach nun mehr als 2000 Jahren noch unserem Verkehr gewachsen ist. Nachforschungen an den Gründungspfählen der Brückenkonstruktion haben ergeben, das die Eichenbäume im Jahr 16 vor Christus gefällt wurden. Im Jahr 71 nach Christus wurden nun massive Balkenringe ergänzt, die als Fundamente für die nun steinernen Pfeiler dienen mussten. Von den vorhandenen 7 Pfeilern gehen fünf direkt auf die Römerzeit zurück. Zwischen 144 und 152 nach Christus wurden Gussmauerkerne errichtet, die mit Basaltlavasteinen verkleidet wurden. Bis zu drei Meter lang und zwischen 35 und 95 Zentimeter hohe Steine dienen als Verblendung und Schutz vor Eisgang, in dem sie Stromaufwärts keilförmig zugeschnitten wurden. Die Steine sind ähnlich wie bei der Porta Nigra mit Eisenklammern verbunden, die mit Blei vergossen wurden. Auf diese Pfeilerkonstruktion wurde dann die hölzerne Fahrbahn aufgebaut. Die heute sichtbaren steinernen Bögen stammen aus späterer Zeit und wurden von Kurfürst Balduin von Luxemburg errichtet.
Die Barbarathermen hatten einst eine Größe von 172 x 240 Meter und waren damit zur Zeit ihrer Erbauung im 2. Jahrhundert nach Christus neben den Trajans Thermen in Rom die zweitgrößte Anlage ihrer Zeit. Leider gibt es nur noch die rekonstruierte Fußbodenheizung sowie einige Gänge zu den ehemaligen Feuerstellen zu besichtigen.