Speyer - römisches Grenzlager und Besiedlung

Speyer - römisches Grenzlager

Natürlich war der Besuch der uralten Kaiserstadt Speyer von den eindrucksvollen Bildern des Kaiserdoms geprägt, der imposant und mächtig den Mittelpunkt der Stadt bildet.

Aber unser Rundgang durch die Stadt (hier gehts zu unserem Blog) ermöglichte weitere Einblicke in die Frühgeschichte der unter den Römern mit Noviomagus bezeichneten Ansiedlung, in der die Rheinterrassen eine wichtige Rolle spielten. Dies gilt allerdings auch für noch frühere Ansiedlungen, denn zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit, Hallstattzeit und Latènezeit lassen darauf schließen, dass die Rhein-Terrassen in Speyer, insbesondere die Niederterrassenzunge in unmittelbarer Rheinnähe, schon immer interessante Siedlungsorte für die Menschen der Vergangenheit darstellten. So war die Gegend von Speyer im zweiten vorchristlichen Jahrtausend Siedlungsgebiet der keltischen Mediomatriker, später siedelten hier die Nemeter.

Die Nemeter werden erstmals in des Aufzeichnungen "De Bello Gallico" vom römischen Feldherrn und Verfasser Julius Caesar über die Kriege in Gallien genannt. Demzufolge waren die Nemeter um das Jahr 70 v. Chr. mit anderen Volksstämmen, wahrscheinlich unter Führung des germanischen Fürsten Ariovist, auf der Suche nach neuem Siedlungsgebiet ins Gebiet der Gallier eingedrungen. Die unter dem Protektorat des Römischen Reichs stehenden Gallier baten, so der Caesar, Rom um Hilfe. Caesar nennt die Nemeter dann unter den sieben Stämmen, die er in einer Schlacht am Rhein im Jahr 58 v. Chr. besiegte. Nochmals nennt er den Namen der Nemeter, als er ein Waldgebiet mit Siedlungen beschreibt, das sich beginnend im Gebiet der Helvetier, Nemeter und Rauraker weiter in gerader Richtung auf die Donau zu bis zum Gebiet der Daker und Anartier erstreckt.

Germanen oder Kelten - Wer waren die Nemeter?

Die Nemeter sollen sich, so wird heute allgemein angenommen, wohl unter der Führung von Ariovist in der Gegend der heute pfälzischen Stadt Speyer an Rhein niedergelassen haben, was sich im ursprünglich lateinischen Namen der Stadt Noviomagus Nemetum widerspiegelte. Noviomagus ist allerdings ein Wort keltischen Ursprungs. Der römische Historiker Ammianus Marcellinus erwähnte dann die Stadt um 300 n. Chr. als Nemetae. Die Vorstellung einer germanischen Besiedlung Speyers bereits zur Zeit Ariovists können allerdings die bisherigen archäologischen Funde nicht beweisen, nach denen sich eine germanische Besiedlung der Gegend um Speyer erst für das 1. Jahrhundert n. Chr. belegen lässt.

Auch wenn Caesar die sieben Volksstämme der Schlacht am Rhein allgemein als Germanen bezeichnet (lateinisch Germani suas copias constituerunt), so stehen die Nemeter durch die gemeinsame Stammesgöttin den Treverern nahe, einem heute als keltisch bekannten Stamm. Eventuell waren die Nemeter also ebenfalls Kelten. Über die ethnische Zugehörigkeit der Stämme im rechtsrheinischen Vorfeld des Rheins ist im 1. Jahrhundert v. Chr. aufgrund der so genannten „Helvetier-Einöde“ wenig bekannt. Die Ansiedlung im Reichsgebiet fand vermutlich erst zur Regierungszeit des Augustus statt. Hinweise bei Caesar selbst gehören zu den „geographischen Exkursen“, die wohl frühestens in augusteischer Zeit in das Werk eingefügt wurden. Wahrscheinlicher ist neben einer indirekten Erwähnung des Geographen Strabon die eigene Bekundung Caesars, nach der Niederlage des Ariovist seien alle Sueben über den Rhein geflohen.

Berichte bei Tacitus - Historiker und Senator

Der römische Historiker und Senator Tacitus greift im 1. Jahrhundert n. Chr. auf den von ihm hoher Gewährsmann genannten Caesar zurück und nennt in seinem historischen Bericht Germania die Nemeter, die auch nach seinen Angaben unmittelbar am linken Rheinufer wohnen und unzweifelhaft ein germanisches Volk seien. Jedoch betonte er zuvor, dass es am Ufer des Rheins ein Hin und Her von Galliern und Germanen gegeben hatte und einige Stämme wohl nur nach ihren eigenen Angaben und ihrem Selbstverständnis germanischen Ursprungs waren. Tacitus zählt dann in einem anderen seiner historischen Berichte, den Annalen, die Nemeter zu den Hilfsvölkern der Römer. Tacitus berichtet, dass die Nementer zusammen mit Vangiones als Hilfstruppen gegen eingefallene räuberische Chatten eingesetzt wurden und bei einer Aktion dabei diese Räuber im Schlaf überraschen und besiegen konnten. Dabei befreiten sie Römische Soldaten und Veteranen der Varusschlacht aus ihrer vierzigjährigen Kriegsgefangenschaft.

Noviomagus im Römischen Reich

Nach der Unterwerfung Galliens durch die Römer um 50 v. Chr. wurde der Rhein, auch wenn das Gebiet zu dieser Zeit noch außerhalb des militärischen Geschehens lag, Teil der Grenze des Römischen Reiches. Bereits um 10 v. Chr. wurde ein erstes Lager für eine vermutlich 500 Mann starke Infanterietruppe errichtet. Das Anlegen dieses römischen Militärpostens wurde, was übrigens auch für viele weitere Siedlungsorte gilt, zum Impuls für die Stadtbildung. Um 150 erschien die Stadt unter Nennung des keltischen Namens Noviomagus (Neufeld oder Neumarkt) auf der Weltkarte des Griechen Ptolemaios; der gleiche Name steht im Itinerarium Antonini, einem Reisehandbuch des Antonius aus der Zeit Caracallas (211–217) und auf der bekannten Tabula Peutingeriana, einer Straßenkarte aus dem 3. Jahrhundert.

Ab 260 konnten die ständigen Angriffe der Alamannen im Rahmen der Völkerwanderung auf den Limes nicht mehr abgewehrt werden, die römische Reichsgrenze musste an den Rhein zurückgezogen werden, und Speyer wurde wieder zur Grenzstadt. Für das 4. Jahrhundert ist ein erster Speyerer Bischof belegt; das Bistum ging vermutlich während der Völkerwanderungszeit unter. Im Jahre 406 setzten Sueben, Vandalen und sarmatische Alanen auf Druck nachrückender Hunnen über den Rhein und überrannten auf ihrem Weg ins innere Gallien auch Speyer. Ein reich ausgestattetes „Fürstengrab“ im rechtsrheinischen Altlußheim, etwa 4 km von Speyer, bezeugt die Anwesenheit von Alano-Sarmaten, Hunnen oder Ostgermanen.

Stadtentwicklung von Speyer

In einer Schlacht 496/497 bei Zülpich und einer weiteren Schlacht 505 besiegten die Franken unter Chlodwig die Alamannen und Speyer wurde Teil des fränkischen Königreiches. Damit erhielt Speyer wieder Anschluss an die gallisch-römische Kultur. Im Rahmen der Reorganisation der Verwaltung kamen romanisierte Beamte und Bischöfe aus Südgallien an den Rhein. Auch bei der Verwaltungsgliederung hielten sich die Franken weitgehend an ihre Vorgänger, beispielsweise bei der Einrichtung der Gaue. Der neue Speyergau entsprach ungefähr der civitas Nemetum. Erstmals wird der von den Alamannen eingeführte Name Spira in den „Notitia Galliarum“ aus dem 6. Jh. erwähnt, obwohl er sich bereits 496/509 erschließen lässt. Ab dem 7. Jahrhundert ist Speyer erneut Bischofssitz.

Zum Artikelbild: Figurengruppe Jerusalemer Ölberg

Bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert wollte man um den Dom eine große freie Fläche schaffen. Deshalb wurde der 1689 zerstörte Kreuzgang nicht wieder aufgebaut und 1821 der Domgarten angelegt.

In seinem südlichen Teil liegt der Ölberg, eine steinerne Figurengruppe, die das biblische Geschehen auf dem Jerusalemer Ölberg darstellt. Er bildete ehemals den Mittelpunkt des Domkreuzganges und wurde mit diesem vernichtet. Der Speyerer Bildhauer Gottfried Renn schuf im 19. Jahrhundert die Skulpturen, die heute zu sehen sind.

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