Lutherstadt Wittenberg - Thesentür und Reformation

Lutherstadt Wittenberg - Thesentür und Reformationskirche

Schon von weitem hatten wir während der Anfahrt nach Wittenberg den markanten Hauptblickfang der Stadt an der Schlosskirche erspäht, den doch außergewöhnlich zu nennende Kirchturm.

In dieser Bauweise als Kirchturm uns bislang unbekannt, war einer der beiden Schlosstürme von Wittenberg zum Kirchturm umgebaut worden. Auf dem wuchtigen runden Turmschaft trägt der Kirchturm eine filigran verzierte, mit Kupfer gedeckte neugotische Turmhaube  aus den Jahren 1885/92 und erreicht so eine stolze Höhe von 88 Metern. Damit ist er wirklich von weitem sichtbar und prägt das Stadtbild stark. Unterhalb der Haube umschließt ein Spruchband aus Mosaiksteinen den Turm, auf dem die Worte des Kirchenliedes Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“ zu lesen sind.

Markant auch das Dach der Schlosskirche, das mit bunt glasierten Dachziegeln in einem Rautenmuster gedeckt ist. Das Dach trägt einen Dachreiter im gotischem Stil und einige Gauben mit zeltförmigem Aufbau, die dazu passenden, gotischen Spitzbogenfenster zwischen den äußeren Stützpfeilern sind zweigeteilt. Den westlichen Giebel ziert gotisches Maßwerk. Die Schlosskirche Wittenberg zählt zu den einschiffigen Wandpfeilerkirchen über fünf Joche und einer Apsis mit 5/8-Schluss, wobei das hintere Joch von der Orgelempore eingenommen wird. Die Innendecke überzieht ein feingliedriges Netzgewölbe.

Universitätskirche nach Gründung der Universität

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_lutherstadt-wittenberg-1.JPGDas erste Schloss an heutiger Stelle und mit ihm die früheste Schlosskirche, die Kapelle aller Heiligen, wurde um 1340 durch den Askanier Rudolf I. gebaut. Am 6. Mai 1346 wurde die Stiftung „Allerheiligen“ errichtet, die sich im neu errichteten askanischen Schloss befand. Die vom askanischen Herzog Rudolf I. gestiftete Kapelle „Aller Heiligen“ wurde darin dem direkten Recht des römischen Stuhls unterstellt.

1490 bis 1515 ließ Friedrich der Weise das gesamte Schloss neu errichten. Die Schlosskirche bildet seitdem den Nordflügel. Sie wurde am 17. Januar 1503 geweiht. Friedrich der Weise legte in ihr eine umfangreiche Reliquiensammlung an, die Wallfahrer von weither anzog, und stattete sie entsprechend aufwändig aus.

Nach der Gründung der Wittenberger Universität Leucorea im Jahre 1502 wurde ihr die Schlosskirche 1507 als Universitätskirche beigestellt, und die Kirche entwickelte sich dadurch zur akademischen Weihestätte. Hier erhielten die Studenten ihre Promotionen, hier hielt Philipp Melanchthon seine berühmte Antrittsrede, es wurden Andachten in der Kirche durchgeführt, und die akademischen Würdenträger der Universität wurden hier beigesetzt.

Einige dieser Würdenträger sind heute noch an den Mauern in ihren Epitaphen zu erkennen.

Das Hauptportal, damals aus Holz, wurde von den Universitätsangehörigen zum Anheften von Informationen genutzt. Martin Luther, Konventuale des Augustinerklosters und Theologieprofessor, soll hier am 31. Oktober 1517, dem Vorabend des Patronatstags der Schlosskirche, seine 95 Thesen angeschlagen haben, um zur Disputation über den Ablasshandel aufzufordern. Das war der Auslöser der Reformation.

Luther´s Thesentür an der Schlosskirche von Wittenberg

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_lutherstadt-wittenberg-2.JPGDie alte Tür der Wittenberger Schlosskirche, an die laut der Überlieferung Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben soll, wurde im 1760 durch einen Brand zerstört und wieder durch eine hölzerne Tür ersetzt. An diesen Thesenanschlag erinnert heute die so genannte bronzene Thesentür, die 1858 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt Wittenberg schenkte. Sie enthält den Text der 95 Thesen Luthers und ist bekrönt mit musizierenden Knaben. Nach Zeichnungen Ferdinand von Quasts und Modellen von Friedrich Drake wurde sie vom Erzgießer Friebel aus Berlin gegossen.

Das kräftig profilierte Türeinfassungen der Kirchentür ist noch ursprünglich; zu beiden Seiten des Scheitelsteins sieht man die Jahreszahl 1499. 1845 wurden auf hohen, wappengeschmückten Postamenten die Figuren Kurfürst Friedrichs des Weisen und Herzog Johanns des Beständigen von Friedrich Wilhelm Holbein über das Portal gesetzt. Die Entwürfe hierfür stammen von Friedrich Drake. Im Bogenfeld befindet sich ein Kruzifix mit Luther und Melanchthon vor der Wittenberger Stadtsilhouette von August von Kloeber in Lavamalerei. Die Zwickel der rechteckigen Umrahmung enthalten eine kaum noch lesbare Inschrift in Kapitalen, die an den Brand von 1760 und die darauf folgende Instandsetzung erinnert.

Die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien von Wittenberg

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_lutherstadt-wittenberg-3.JPGIm Westen der Altstadt von Wittenberg, am Ende der vom Markt kommenden Schlossstraße, liegt die neben der Schlosskirche wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Lutherstadt Wittenberg, die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien, die als Mutterkirche der Reformation gilt. In ihr wurde 1521 die erste evangelische Messe durch Justus Jonas den Älteren und Andreas Bodenstein von Karlstadt abgehalten. Die künstlerische Ausstattung Stadt- und Pfarrkirche St. Marien ist gut erhalten und umfasst unter anderem Werke von Lucas Cranach dem Älteren und Lucas Cranach dem Jüngeren.

 

 

 

 

 

 

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