Die Schlossanlage Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut
- Geschrieben von Portal Editor
Die dunkelgrauen Wolken auf dem Weg nach Freyburg zum Schloss Neuenburg deuteten zwar auf Schneefall hin, doch bis zu unserer Ankunft an der Unstrutbrücke war es trocken geblieben.
So führte unser erster Weg in Richtung Stadtzentrum auch über die Unstrutbrücke mit seiner Schleuse und der imposanten Fischtreppe, bevor es dann, vorbei am Museum des Turnvater Jahrn, hinauf auf den Höhenzug zum Schloss ging. Der ziemlich ausgewaschene Weg hinauf zur Burg über teilweise stark versetzte Trittstufen sollte allerdings mit Vorsicht angegangen werden.
Das Schloss Neuenburg ist eine Höhenburganlage auf dem spornartigen Ausläufer einer Hochfläche über dem Ostufer der unteren Unstrut. Unterhalb der Burg im Norden liegt das Winzerstädtchen Freyburg, das wiederum etwa sieben Kilometer nördlich von Naumburg (Saale) entfernt und eine Station an der Straße der Romanik ist. Die Burg wird von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümer verwaltet.
Neuenburg - erste Mauerreste stammen bereits aus dem 12. Jahrhundert
Das Schloss Neuenburg ist eine der ältesten und wichtigsten Burgen der ehemaligen Landgrafen von Thüringen. Für Sachsen-Anhalt sind es bislang die einzigen sicher nachweisbaren oberirdisch erhaltenen Steinbauten aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf Burgen. Aber auch über den mitteldeutschen Raum hinaus ist der große Bestand an erhaltenem Mauerwerk aus dem Ende des 11. bis Anfang des 13. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Ein besonderes architektonisches Kleinod ist die um 1180 errichtete Doppelkapelle mit ihrer außergewöhnlichen Bauzier. Die Burg ist deutlich zweigeteilt: zum einen die Kernburg mit dem sogenannten Schlossbau und der Küchenmeisterei und zum anderen die ältere Vorburg, die von Galerieflügeln umrahmt wird.
Das Schloss ist eng verbunden mit der Geschichte der Ludowinger, von denen man annimmt, dass sie in den 1030er Jahren aus Mainfranken nach Thüringen kamen.
Das Gebiet um Freyburg und Naumburg gelangte kurz nach 1085 durch die Heirat mit Adelheid († 1110), der Witwe des ermordeten Pfalzgrafen Friedrich III. von Goseck, an Ludwig den Springer, der hier wenig später die Neue Burg anlegen ließ. Damit festigte er wesentlich seine neu errungene Position im Saale-Unstrut-Raum.
Bis zum Aussterben des Geschlechtes 1247 war die Neuenburg eine wichtige, zeitweilig sogar die größte Burg der Landgrafen von Thüringen, einer der einflussreichsten Familien des Heiligen Römischen Reiches.
Neben der Landgräfin Elisabeth von Thüringen beherbergte die Neuenburg zum Beispiel auch Kaiser Friedrich Barbarossa in ihren Mauern. Der Dichter Heinrich von Veldeke vollendete dort um 1185 seinen Eneasroman.
Das albertinische Kurfürstentum Sachsen übernimmt die Burg
Nach dem Aussterben der Ludowinger gelangte die Neuenburg in den Besitz der Markgrafen von Meißen aus dem Geschlecht der Wettiner und verlor zunächst beträchtlich an Bedeutung. Erst unter Herzog Wilhelm III. von Sachsen (1445–1482) setzte ab etwa 1440 eine erneute Bautätigkeit ein. Vermutlich wollte er der Neuenburg eine bedeutendere Residenzfunktion zubilligen, was er jedoch nicht verwirklichte. Durch die Leipziger Teilung von 1485 kam die Neuenburg mit der Stadt und dem Amt Freyburg an die albertinische Linie des Hauses Wettin. Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 gehörte sie zum albertinischen Kurfürstentum Sachsen. Kurfürst August von Sachsen ließ die Anlage in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem Jagdschloss umbauen. Diese Funktion erfüllte es auch von 1656 bis 1746 für die Herzöge von Sachsen-Weißenfels und den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. (1746–56). Mit dessen Tod verlor die Neuenburg ihre Bedeutung für den kursächsischen Hof. Sie wurde 1770 in die staatliche Verwaltung übergeben.
Mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 gingen die Gebäude und Besitzungen in preußischen Staatsbesitz über. Zu dieser Zeit begann Schloss Neuenburg ein beliebtes Ausflugsziel zu werden.
Die Maueröffnung macht die Burg zu einem attraktiven Erlebnisort
Von 1970 bis 1989 war das Museum Schloss Neuenburg geschlossen, die Burghöfe blieben jedoch zugängig. Nach der politischen Wende konnte durch großes staatliches und privates Engagement der Verfall gestoppt und das Schloss wieder zu einem attraktiven Erlebnisort ausgebaut werden. Seit 1990 wird es als Museum und für gastronomische Einrichtungen genutzt. 1997 ging die Liegenschaft in das Eigentum der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt über, der nun die Erhaltung der Bausubstanz obliegt.
Auch wenn aufgrund der Corona Pandemie zur Zeit kein Besuch der Innenräume des Schlosses Neuenburg möglich war, so ist doch bereits der Rundgang entlang der mächtigen Burgmauern interessant. Besonders imposant ist Außenbrunner, der über 100 Meter in die Tiefe geht. Mit anderen Worten: Auch wenn die Innenräume geschlossen sind, lohnt sich der Besuch.
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