Frauenkirche Dresden – in den Katakomben der Unterkirche
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren erneut in Dresden unterwegs und wie das Eingangsbild schon eindeutig signalisiert: es war kein wirklich schöner Tag der zum Verweilen an der Uferpromenade der Elbe einlud.
Hochwasser im Fluss und Dauerregen, ab und zu zeigte sich dann doch, dass die Sonne noch da war. Nun ja, bis zu unserem Termin war noch etwas Zeit und da wir es auch nicht scheuen mal nass zu werden, sind wir dann doch zu einem weiteren Rundgang aufgebrochen, zumal sich die anstehende Mittagszeit in der Magengegend auch schon meldete und wir noch eine Kleinigkeit speisen wollten.
Erster Weg führte uns zur Frauenkirche
Unser Weg führte uns dann allerdings geradewegs zur Frauenkirche, dem wohl symbolträchtigsten Gebäude der Stadt, dessen tragische Geschichte fast schon zu Ende, heute wohl einem jeden bekannt ist. Als während der durch die Luftangriffe auf Dresden zum Ende des Zweiten Weltkriegs in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 ausgelösten Feuersturm auch die Tragekonstruktion der Kirche so geschwächt war, dass sie am Vormittag des 15. Februar ausgebrannt und zusammenstürzte.
Noch in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 hatten 300 Menschen in den Kellern der Kirche Schutz gefunden. Nachdem sie zu brennen begonnen hatte, konnten diese Gruppe die Räume nur mit Mühe verlassen, da das Feuer sich rasend schnell ausbreitete. Über Jahre galt die Ruine in der DDR als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung, doch immer blieb der Wunsch zum Wiederaufbau erhalten. Trotzdem vergingen ganze 60 Jahre, ehe die Frauenkirche 2005 wieder in ihrer vollen barocken Schönheit die Tore für die Menschen öffnen konnte.
Politischer Treffpunkt der Friedensbewegung
Über viele Jahre und immer am 13. Februar protestierte eine unabhängige Friedensbewegung an der Ruine mit Kerzen gegen die Militarisierung der DDR. Nach der so genannten Friedlichen Revolution in der DDR begannen Anfang 1993 die Enttrümmerung und ab 1994 der Wiederaufbau des Kirchbaus.
Bevor man mit dem Wiederaufbau des eigentlichen Kirchengebäudes begann, wurde die Unterkirche wiedererrichtet. So konnte man schon vor der Eröffnung des fertigen Kirchenbaus Räumlichkeiten für Gottesdienste, Führungen und Konzerte schaffen. Die Weihe der Unterkirche fand am 21. August 1996 statt.
Die 2005 abgeschlossenen Arbeiten wurden überwiegend von Fördervereinen und Spendern aus aller Welt finanziert, darunter den US-amerikanischen „Friends of Dresden“. Am 30. Oktober 2005 fand in der Frauenkirche ein Weihegottesdienst und Festakt statt. Aus dem Mahnmal gegen Krieg und Gewalt wurde nun ein Symbol der Versöhnung.
Rundgang durch die Kirche und hinab zur Unterkirche
Wir hatten zunächst die Frauenkirche umrundet und waren dabei auf den im Bild zu sehenden Bruchstücks der Kirchenkuppel gestoßen, der auch eine bedeutsame Botschaft des Kirchenoberinspektors Weinert enthält.
Mit Betreten der Kirche Waren wir zunächst recht erstaunt, die vielen Fensterfronten auf den Emporen zu sehen, die die dahinterliegenden Räumlichkeiten als private Andachtsstätten der reicheren Bürger innerhalb der Kirche abschirmten. Alle Menschen sind gleich? Sollte dies nicht besonders in Kirchen gelten? Nun gut, wo gibt es schon wirkliche Gerechtigkeit.
Wir fanden nach einigen Rückfragen den Zugang zur Unterkirche, der zumindest in Teilbereichen den Feuersturm von 1945 überstanden hat.
Die Unterkirche der Dresdener Frauenkirche weist die Form eines griechischen Kreuzes auf, in dessen diagonalen Armen der Kreuzform sind vier Räume untergebracht sind. Diese Räume dienten von 1728 an der Bestattung und waren ein Ersatz für den Friedhof, der einst die gotische Vorgängerkirche umgeben hatte und beim Neubau der barocken Frauenkirche aufgelöst wurde.
In den Jahren 1728 bis 1787 fanden in den Gruftkammern 244 Begräbnisse statt. Bei der Zerstörung der Frauenkirche blieb nur die südwestliche Grabkammer unbeschädigt. In ihr ist auch die Aufstellung der Särge in den gemauerten Grabstellen weitgehend erhalten. Die anderen Grabräume wurden beim Wiederaufbau neu gewölbt und dienen nun als Andachtskapellen.
Die im östlichen Teil der Unterkirche gelegene Chorkapelle befindet sich direkt unter dem Altarraum der Hauptkirche. Zwei mehrteilige, architekturhafte Skulpturen von Michael Schoenholtz stellen Zerstörung und Aufbau in sinnbildlicher Weise einander gegenüber. Beide Skulpturen bestehen aus Elementen, die in den Abmessungen identisch sind. Während die Zerstörung noch gewisse Mutmaßungen über die ursprüngliche Form zulässt, zeigt sich auch der Aufbau noch nicht in einem abgeschlossenen Zustand.
Irischer Altarstein in der Unterkirche
Nachdem wir als Erstbesucher die Unterkirche betreten hatten, richtet sich unser Blick schnell auf den schwarzgrauen Monolithen in der Mitte des Raumes. Der im Scheitelpunkt des kreuzförmigen Tonnengewölbes aufgestellte Altarstein aus schwarzem irischem Kalkstein ist ein wirklicher Blickfang in Umfang und Massivität. Im Mai 1996 erreichte der Rohstein die Baustelle an der Frauenkirche. Kurz vor dem Schließen des Hauptgewölbes der Unterkirche wurde der 11 Tonnen schwere Block mit einem Kran hinabgelassen. Im Juli begann Anish Kapoor dann mit den künstlerischen Arbeiten zur Schaffung des Elements als Altarstein. 1954 in Mumbai als Sohn eines indischen Hindu und einer irakischen Jüdin geboren, wuchs Anish Kapoor zwischen den Kulturen und Religionen auf und zog daraus Inspiration und Kraft. Bereits als Teenager wandte er sich der Kunst zu und ging nach einigen Jahren in einem israelischen Kibbuz zum Studium nach England.
Indem Anish Kapoor den Auftrag für einen Altarstein der Unterkirche der Frauenkirche annahm, schuf erstmals seit 1945 wieder ein Künstler mit jüdischen Wurzeln einen Altar für eine deutsche Kirche.
Nach ihrer Weihe befand sich zunächst auch das Nagelkreuz von Coventry, das vom Bischof von Coventry als Zeichen der Versöhnung übergeben wurde, in der Unterkirche. Seitdem gehört die Frauenkirche zur internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. Seit der Weihe der Frauenkirche steht das Kreuz auf dem Altar der Hauptkirche.
Nach diesem wirklich beeindruckenden Besuch sollte es dann auch für den sich mehr und mehr einstellenden Hunger etwas Gutes geben: ein spanisches Restaurant hatte uns schon beim Weg zur Frauenkirche angezogen.
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