Dornburg an der Saale – Schloss und Bauhaus erwarten uns
- Geschrieben von Portal Editor
Der landschaftlich schön gelegene Ort Dornburg liegt im mittleren Saaletal zwischen den Städten Jena und Naumburg (Saale), eine Region die auch für eine Entdeckungswanderung immer gut ist.
Die Stadt Jena liegt nur etwa 10 km, Naumburg 20 km und Camburg als nächste saaleabwärts gelegene Stadt liegt nur etwa 6,5 km entfernt. Wie immer, so hatten wir auch dieses Mal ein wenig recherchiert und waren dabei auf einen Rundwanderweg gestoßen, der uns in weiten Teilen, allerdings weit oben, entlang der Saale führte. Besonders spannend der letzte Teil der Wanderstrecke, der am Steilhang entlang bis zur Schlossanlage Dornburg führt, wo uns einige weitere Höhepunkte erwarteten.
Dornburg - strategisch günstige Lage an der Kreuzung bedeutender Handelswege
Der Name der Stadt Dornburg leitet sich aus der wahrscheinlich im 9. Jahrhundert als karolingische Reichsburg entstandenen Dornburg ab. Ob die erste Burg erst im 10. Jh. errichtet wurde, ist bislang allerdings nicht bekannt. Voraussetzung für den Bau der Burg auf dem Plateau über der Saale war die strategisch günstige Lage an der Kreuzung bedeutender Handelswege, von denen einer die Saalefurt bei Hummelstedt durchschritt. Im Jahre 937 schenkte König Otto I. auf Bitten seiner Mutter Mathilde alle Einkünfte von Dornburg und Kirchberg dem Nonnenstift zu Quedlinburg. Später überließ er seinem Hofkaplan Boso, dem späteren Bischof von Merseburg, das Einkommen von Dornburg und anderen Orten. Dornburg gehörte unter den sächsischen Kaisern zu den Städten mit einer Königspfalz und hatte ein Schloss, in dem die Kaiser seit 965 tagten und Versammlungen abhielten. Im Jahre 971 soll die Pfalz mit ihrer Kirche abgebrannt sein. Im 10. Jahrhundert geriet sie gemeinsam mit der Burg Kirchberg unter den Ottonen stärker in die Reichspolitik. Zahlreiche Besuche der Könige lassen auf eine geräumige Pfalz schließen. Nach dem Tode Ottos III. im Jahre 1002 hielt König Heinrich II. eine Reichsversammlung in Dornburg ab.
Mit dem Bau der Saalebrücke in Dorndorf verlor der Saaleübergang bei Hummelstedt seine Bedeutung, und der Ort wurde nach 1209 wüst. Funde bei im Jahr 2010 durchgeführten Ausgrabungen im Rahmen der Erschließung von Bauland auf dem Flurstück In der alten Stadt auf dem erweiterten Hochplateau legen die Vermutung nahe, dass sich die ursprüngliche Kaiserpfalz dort befand.
1081 erhielt der Graf Wiprecht von Groitzsch von Heinrich IV. Dornburg. Im Jahre 1287 wurde die Burg erstmals mit den Schenken von Vargula in Verbindung gebracht. Wann sie diese erwarben, ist unklar, könnte aber zeitgleich mit der Belehnung von Tautenburg erfolgt sein. Unter diesen kam es wahrscheinlich zur Verlegung der mittelalterlichen Siedlung einen halben Kilometer westlich der Burg, direkt an den Felssporn. Auch die Verleihung des Stadtrechtes fällt in die Zeit der Schenken, denn während des Thüringer Grafenkriegs 1343 wird sie erstmals beim Verkauf an die Schwarzburger und die von Orlamünde als Stadt mit Bürgern genannt. 1357 kam sie an die Wettiner, die kurze Zeit später ein Amt Dornburg schufen. Dieses Amt existierte bis ins 19. Jahrhundert fast unverändert.
Karolingische Burg
Das umfangreiche Burgwartsystem unter den Karolingern zur Sicherung der Grafschaften umfasste auch das Saalegebiet. Genauere Nachrichten sind aus dieser Zeit nicht vorhanden. Doch gibt es eine Reihe von Indizien, wie zum Beispiel die mögliche Namensübertragung von Dornburg aus einer im 9. Jahrhundert erwähnten gleichnamigen Burg im Scheldegebiet, oder die Anhäufung karolingischen Königsgutes im direkten Umfeld von Dornburg.
Königspfalz
937 wird Dornburg erstmals im Zusammenhang mit dem nahegelegenen Kirchberg erwähnt. Die Liudolfinger bauten die bestehende Burg unter König Otto I. als Pfalz aus, der sie eine Reihe von Besuchen in den folgenden Jahrzehnten abstatteten. Die bisherige Annahme, dass sich das heutige „alte Schloss“ an derselben Stelle befindet wie die damalige Pfalz, ist nach neueren Untersuchungen fast auszuschließen. Otto I. besuchte Dornburg in den Jahren 952 und 958 sowie als römisch-deutscher Kaiser 965 anlässlich eines Reichstages. Weitere Reichstage fanden in Dornburg 980 unter Kaiser Otto II. und 1004 unter König Heinrich II. statt. Nach dem Aussterben der Ottonen verschwindet die Königspfalz aus dem direkten Blickwinkel der neuen Könige. Folglich finden sich keine weiteren Urkunden über Aufenthalte und andere Begebenheiten über die Burg und den Burgbezirk, wenngleich sich diese sicher weiterhin in Reichsbesitz befand. Ob diese Pfalz an derselben Stelle stand wie ihre karolingische Vorgängerin, ist nicht nachweisbar. Mögliche Standorte dieser Pfalz wurden erst kürzlich in einer Magisterarbeit von P. Fütterer diskutiert. Der Standort des jetzigen alten Schlosses ist zumindest aus archäologischer Sicht sehr unwahrscheinlich geworden. Auch in Hinblick auf die Funktion einer Pfalz als Kreuzung von Handelswegen und Wegsperre ist der Bergsporn über Naschhausen abzulehnen.
Reichs-Ministerial-Burg Dornburg
Durch Schenkung von König Heinrich IV. kam Dornburg 1083 an den Grafen von Wiprecht von Groitzsch, wobei hier schon nicht mehr klar ist, ob es sich um die ehemalige Pfalz handelte, bzw. ob es sich bei der Nennung nicht allgemein um den Bezirk Dornburg handelte, ohne an eine konkrete Befestigung zu denken. Als Lokalität lassen sich die Grundmauern des Alten Schlosses bislang nicht einordnen, die nach neuesten Untersuchungen in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts reichen. Nicht genannte Ministerialen scheinen den Bezirk Dornburg von einer eigens dafür erbauten Burg Dornburg auf dem Areal des Alten Schlosses verwaltet zu haben. Daraufhin deutet das Auftreten von Reichsministerialen, wie den Herren von Lobdeburg, die im Laufe des 12. Jahrhunderts vermutlich mit der Herrschaft belehnt wurden. Diesen Schluss lässt zumindest die 1261 in einer im Kern echten Urkunde zu, in der die Herren von Lobdeburg als Gerichtsherren in Dornburg auftreten. Wie schon in Tautenburg folgten den Herren von Lobdeburg die Schenken von Vargula die sich erstmals 1282 nach Dornburg nennen und dies als Reichslehen erhalten hatten. Diese Periode dauerte bis 1343/44, die mit der Übereignung an die Grafen von Orlamünde und von Schwarzburg endete. Die Stadt Dornburg im Vorfeld der Burg wurde dann erstmals 1343 erwähnt. Nachdem die Wettiner den neuen Besitzern noch im selben Jahr ihre Lehnsherrschaft aufzwangen (Grafenkrieg), stellten die Wettiner Dornburg im Jahr 1358 unter ihre direkte Verwaltung. Im Sächsischen Bruderkrieg wurde die alte Reichsburg belagert, erobert und schwer beschädigt. Auf ihren Grundmauern erbaute man wahrscheinlich danach das heute sogenannte Alte Schloss, welches im 16. Jahrhundert einige grundlegende Umbauten erhielt.
Das Alte Schloss
Das bis 1522 wahrscheinlich auf den Grundmauern der im Sächsischen Bruderkrieg 1451 schwer beschädigten Ministerialburg Dornburg erbaute sogenannte Alte Schloss ist das nördlichste und älteste der drei Dornburger Schlösser. Bei seinem Bau wurden eventuell vorhandene Teile der vorherigen Ministerialburg mit einbezogen. Von 1562 bis 1573 erfolgte unter Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen ein weiterer Umbau und Ausbau des Schlosses. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Stadt und Schloss von kaiserlichen Kroaten geplündert und verwüstet. Dreimal war die Burg Witwensitz wettinischer Fürstenwitwen. Nachdem Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach 1717 aus dem Schloss ausgezogen war, verlor das Schloss seine Bedeutung und wurde Sitz der Verwaltung des Amtes Dornburg. Ab 1750 wurde das Schloss unter anderem als Baumwollspinnerei, Barchent-(Textil-)Fabrik und Schule genutzt. Im 19. Jahrhundert begann der Verfall des Schlosses. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ 1883 erste denkmalpflegerische Arbeiten an dem Schloss durchführen. Nach 1945 wurde das Alte Schloss zeitweise als Altersheim genutzt, verfiel in den folgenden Jahrzehnten aber weiter. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Alte Schloss am 26. Juni 1995 der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. Danach wurde es mit Fördermitteln umfangreich restauriert und ist seitdem für die Öffentlichkeit im Rahmen von vorangemeldeten Führungen von April bis Oktober zugänglich. Seit 2004 dient das Alte Schloss der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Begegnungsstätte.
Rokokoschloss
Das Rokoko-Schloss ist das mittlere und jüngste der drei Dornburger Schlösser. Ab 1732 ließ Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach im Rahmen seiner Planungen einer großen Heerschau im Saaletal nach dem Vorbild des Zeithainer Lustlagers Augusts des Starken über 21 Bürgerhäuser abreißen und an ihrer Stelle vom Oberlandbaumeister Richter das Rokoko-Schloss erbauen. Dabei wurde der Vorgängerbau des heutigen Schlosses auf den Grundmauern des Wohnhauses des Amtsschreibers errichtet.
Wegen baulicher Mängel musste das Schloss allerdings wieder abgerissen werden. Der Baumeister Gottfried Heinrich Krohne aus Franken errichtete den heutigen Wohnbau (Corps de logis) samt Seitenpavillons bis 1747 neu. Nach seiner Fertigstellung wurde das Schlösschen von der herzoglichen Familie aber kaum genutzt, und alle bis dahin fertiggestellten Seiten- und Wirtschaftsbauten bis auf den heutigen Marstall wurden niedergelegt. Ab 1776 nutzte Johann Wolfgang von Goethe als herzoglicher Minister das Schloss bei dienstlichen Aufenthalten im Amt Dornburg als Quartier, da das sogenannte Goethe-Schloss erst nach 1800 in den Besitz des Herzogs überging. Von 1816 bis 1817 ließ Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach das Schloss umfangreich sanieren und als Sommerschloss einrichten. Im Winter 1818/19 tagte im Schloss der Landtag des Herzogtums während seiner 1. Sitzungsperiode. Der vom Herzog einberufene Landtag war das erste Parlament einer konstitutionellen Monarchie in Deutschland. Ab 1900 wurde das Rokoko-Schloss museal genutzt. Mangelnde bauerhaltende Maßnahmen führten zu einem baulichen Verfall, der um 2000 zur Schließung des Schlosses führte. Das Rokoko-Schloss wurde in den folgenden Jahren einer grundlegenden Sanierung unterzogen und steht seit Juni 2006 wieder für Besucher offen.
Renaissance-Schloss
Das auch Stohmann’sches Schlösschen oder Goethe-Schloss genannte Renaissance-Schloss ist das südlichste und zweitälteste der 3 Dornburger Schlösser. Es wurde 1539 von Volrad von Watzdorf anstelle eines im 14. Jahrhundert erbauten Gutshauses errichtet. Über die Herren von Thüna und von Eberstein kamen die von Watzdorf durch Erbfall in den Besitz. Wegen Überschuldung des Eigentümers von Watzdorf wurde das Schloss 1571 an Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar verkauft. Nach seinem Tod im Jahr 1573 kam das Schloss als Erbe an dessen Sohn Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar. Um 1600 kam das Schloss in den Besitz des Amtsschlossers Wolfgang Zetsching und verblieb 4 Generationen im Besitz dieser Familie.
Von 1605 bis 1608 wurde das Gebäude durch Anbauten zum Schloss im Stil der späten Sächsischen Renaissance erweitert. Im Jahr 1715 erwarb der Amtmann Arnold das Schloss. Da das Anwesen verschuldet war, kam 1739 das Schloss an Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Allerdings erzwangen 1755 die Gläubiger die Versteigerung des Schlosses. Hofrat Scheibe wurde neuer Eigentümer des Renaissance-Schlosses, der es seinem Sohn vererbte. Dieser veräußerte das Schloss an Gottlob Ludwig Stohmann. Nach dessen Tod erwarb 1824 Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach den Herrensitz des ehemaligen Ritterguts und ließ ihn zum Wohnschloss umbauen und erweitern. Zu dieser Zeit entstand der heute noch vorhandene englische Landschaftsgarten.
Nach dem Tod von Großherzog Carl August zog sich Johann Wolfgang von Goethe nach Dornburg zurück und wohnte vom 7. Juli bis 11. September 1828 im Renaissance-Schloss. Hier verfasste er seine Dornburger Gedichte.
Das Renaissance-Schloss wird seit 1922 museal als Goethe-Gedenkstätte genutzt. Um 1960 wurden neugotische Ausstattungselemente der Gestaltungsphase ab 1824, eine Treppe und die Ausstattung des sogenannten Wappenzimmers, entfernt. Im vormaligen Wappenzimmer wurde stattdessen eine Wandvertäfelung aus dem 1905 abgerissenen Jenaer Schloss eingebaut.
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