Die Wasserkunst in Gotha: Ein Juwel der Ingenieurskunst
- Geschrieben von Portal Editor
Die Wasserkunst in Gotha ist ein herausragendes Beispiel historischer Ingenieurskunst und ein bedeutendes Wahrzeichen der thüringischen Stadt Gotha.
Einst zur Wasserversorgung des Schlosses Friedenstein erbaut, fasziniert das Bauwerk heute mit seiner Kombination aus Technik und Ästhetik. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Geschichte, Bedeutung und das heutige Erlebnis der Wasserkunst in Gotha.
Geschichte der Wasserkunst Gotha
Mit der wachsenden Einwohnerzahl Gothas und in Anbetracht häufiger Brände genügten die städtischen Brunnen nicht mehr den Anforderungen, so dass im 15. Jahrhundert der so genannte Leinakanal gebaut wurde, der über eine Strecke von rund 30 km und bei einem Höhenunterschied von 101 m die Stadt mit Wasser aus dem Thüringer Wald versorgte. Ein hölzernes Pumpwerk in der Stadt konnte das Wasser bis auf das im 17. Jahrhundert entstandene Schloss Friedenstein befördern. Seiner Zeit war Schloss Friedenstein das größte Schloss der Frühbarockzeit in Deutschland.
Zur Versorgung des Schlosses und der umliegenden Gärten mit Wasser wurde 1655 die erste Wasserkunst als technisches Meisterwerk in Betrieb genommen. Sie diente dazu, Wasser aus einer Quelle bis hinauf zum Schlossberg zu befördern, eine Aufgabe, die ohne die damaligen Innovationen kaum möglich gewesen wäre. Hieraus entstand im Laufe der Jahre ein weitverzweigtes Rohrleitungssystem zur Wasserversorgung der herzoglichen Anlagen, Gebäude, Wohnungen, Teiche und Brunnen. Das Leinakanalwasser betrieb auch zahlreiche Mühlen und floss mitten durch die Stadt. Dort, am oberen Ende des Hauptmarktes, direkt unterhalb des Schlosses, stand seit 1387 die Bergmühle am Schlossberg.
Die Technik hinter der Wasserkunst
Nachdem im Mai 1895 die dort stehende Bergmühle abgerissen worden war, wurde die neue Wasserkunst (Wasserspiele) aus deren Steinen erbaut und am 15. Oktober 1895 feierlich eingeweiht. Das neue Pumpwerk (Neue Wasserkunst) im Keller des Lucas-Cranach-Hauses ist bis heute in Betrieb, das sich am oberen Hauptmarkt (Markt 17) in Gotha befindet. Der Vorschlag zur Erneuerung dazu war bereits 1890 durch Hugo Mairich erfolgt. Die Gothaer Maschinenfabrik Briegleb & Hansen installierte im Keller des Lucas-Cranach-Hauses eine Pumpen- und Turbinenanlage für den Betrieb der Springbrunnen sowie zur Stromerzeugung. Dabei treibt eine Turbine mit dem Wasser des Leinakanals einen Generator zur Stromerzeugung an und zusätzliche Pumpen, die das Wasser auch heute noch bis auf den Schloßberg pumpen. Die Anlage im Keller des Gebäudes ist fast unverändert bis heute in Betrieb und speist die Springbrunnen und Wasserspiele Gothas. 1995 wurde die Pumpenanlage einschließlich der Wasserkunst restauriert. Sie kann besichtigt werden.
Die liebevoll gestaltete Außenanlage stellt heute eine im Wesentlichen dreiteilige Wasserspiel- und Brunnenanlage dar, die seit ihrer Erbauung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört. Sie ist in den Wintermonaten nicht in Betrieb. Ihre feierliche Inbetriebnahme erfolgt jeweils am ersten Maiwochenende anlässlich des Gothardusfestes.
Die Wasserkunst in Gotha nutzte also ein komplexes System aus Pumpen und Rohrleitungen, um das Wasser über mehrere Kilometer und Höhenmeter zu transportieren. Über Wasserräder, die durch das Wasser der Leina angetrieben wurden, konnte ein kontinuierlicher Wasserfluss erzeugt werden. Diese beeindruckende Mechanik war nicht nur funktional, sondern auch ein architektonisches Wunderwerk.
Architektonische und ästhetische Aspekte
Über drei Ebenen in einer Länge von etwa 72 m fließt das Wasser vom Springbrunnen an der Friedrich-Jacobs-Straße Richtung NNW. Das Wasser fällt über einen Wasserfall in die nächste Ebene mit mehreren gleichen Teichen in unterschiedlicher Höhe. Das Wasser wird sodann unter einer kurzen Stichstraße zum unteren Teil geführt. Hier erinnert eine Gedenktafel von 1869 an die 500jährige Jubelfeier der Leitung des Leinawassers nach Gotha.
Neben der technischen Leistung beeindruckt die Wasserkunst auch durch ihre Ästhetik. Sie ist eingebettet in die malerische Umgebung des Schlossparks und wurde mit steinernen Verzierungen und Figuren geschmückt, die den architektonischen Stil der damaligen Zeit widerspiegeln. Besonders der Brunnen und die verschiedenen Wasserspiele fügen sich harmonisch in die Landschaft ein und schaffen eine idyllische Atmosphäre.
Die Rolle der Wasserkunst im Schlosspark Friedenstein
Die Wasserkunst spielte eine zentrale Rolle in der Gestaltung des Schlossparks Friedenstein. Der Park selbst ist ein prächtiges Beispiel barocker Gartenkunst, und das Wasser, das durch die Wasserkunst herbeigeführt wurde, ermöglichte den Betrieb von Springbrunnen, Teichen und anderen Wasseranlagen. Heute bietet der Park einen ruhigen Rückzugsort und einen wunderbaren Blick auf die historische Wasserkunst. (Bildquelle: Von CTHOE - Eigenes Werk, CC BY-)
Restaurierung und Erhaltung der Wasserkunst
Wie viele historische Bauwerke hat auch die Wasserkunst Gotha im Laufe der Jahre Schäden erlitten. In den letzten Jahrzehnten wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, um die Anlage für die Nachwelt zu bewahren. Die Restaurierungen legen Wert auf den Erhalt der originalen Technik und Materialien, um die Authentizität des Bauwerks zu sichern.
Die Wasserkunst heute: Ein Erlebnis für Besucher
Heute ist die Wasserkunst Gotha ein beliebtes Ausflugsziel und eine Sehenswürdigkeit für Technik- und Geschichtsliebhaber. Der Besuch bietet nicht nur einen Einblick in die Funktion und Technik der Wasserkunst, sondern auch in das Leben und die Herausforderungen der damaligen Zeit. Bei Führungen wird die Mechanik erklärt, und Besucher können die Originalteile der Wasserkunst aus der Nähe betrachten.
Veranstaltungen und Sonderführungen
Im Sommer bietet die Wasserkunst besondere Veranstaltungen, bei denen die Maschinen wieder in Betrieb genommen werden, sodass Besucher das Zusammenspiel der historischen Technik hautnah erleben können. Auch Nachtführungen sind sehr beliebt, da das Bauwerk in der Abenddämmerung eine ganz besondere Stimmung erzeugt.
Warum die Wasserkunst ein bedeutendes Kulturgut ist
Die Wasserkunst in Gotha ist nicht nur ein technisches Denkmal, sondern auch ein Zeugnis für die Innovationskraft und den Einfallsreichtum der Menschen im 17. Jahrhundert. Sie zeigt, wie bereits vor hunderten Jahren anspruchsvolle Aufgaben gelöst wurden und wie Kunst und Technik miteinander verbunden werden können.
Fazit
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts beförderte die Aktiengesellschaft für die Wasserversorgung der Stadt Gotha Quellwasser vom Mittelwassergrund (südlich von Tambach-Dietharz) in einen Hochbehälter am Hirzberg zwischen Wipperoda und Wannigsroda und in einer geschlossenen Leitung nach Gotha. Hugo Mairich begann schon 1890 mit Planungen zur Umgestaltung des Schlossbergs und dem Bau der Wasserkunst und der Pumpstation. Seine Pläne sahen eine Anlage vor, die das Wasser des Leinakanals über Springbrunnen, Fontänen, Wasserfälle und -strudel vom Schloss zum Hauptmarkt leitet.
Die Wasserkunst Gotha ist ein faszinierendes Monument und eine wertvolle Verbindung zwischen Geschichte, Technik und Kunst. Ein Besuch lohnt sich für jeden, der sich für die historischen Meisterwerke menschlicher Ingenieurskunst interessiert und die malerische Kulisse des Schlossparks Friedenstein genießen möchte.
FAQs zur Wasserkunst Gotha
Was ist die Wasserkunst in Gotha?
Die Wasserkunst in Gotha ist ein historisches Wasserversorgungssystem, das ursprünglich das Schloss Friedenstein mit Wasser versorgte.
Wann wurde die Wasserkunst erbaut?
Die Wasserkunst wurde im Jahr 1655 in Betrieb genommen.
Kann man die Wasserkunst besichtigen?
Ja, Besucher können die Wasserkunst besichtigen und an Führungen teilnehmen.
Welche Technik wurde bei der Wasserkunst verwendet?
Sie nutzt Wasserräder und ein komplexes Pumpsystem, um Wasser auf den Schlossberg zu befördern.
Gibt es besondere Veranstaltungen an der Wasserkunst?
Ja, im Sommer gibt es Sonderveranstaltungen und Nachtführungen, bei denen die Technik in Aktion gezeigt wird.
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